Wesel. Im Bereich der Schillwiese wurde zum vierten Mal seit 2017 eine Bombe entschärft. Bei der Stadt rechnet man damit, dass es nicht die letzte war.

„Es trifft uns nicht mehr ganz unvorbereitet“, sagt Wilhelm Klump, Leiter der Weseler Polizeiwache in der Einsatzleitstelle an der Friedenstraße. Dabei hat er das Ohr immer am Funkgerät, hört genau hin, was seine Kollegen sagen, welche Straßen kontrolliert werden.

Die Stimmung ist recht entspannt an diesem Tag, wenn die Blicke von den Mitarbeitern des städtischen Ordnungsamtes und den Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr auch immer wieder zur Uhr wandern. Gegen viertel nach eins nickt Nicole Ruthert, Leiterin des Fachdienstes Ordnungsangelegenheiten: „Entschärft.“

Lage der Bombe und die Art des Kampfmittels

Schon wieder mussten am Mittwoch in Wesel Straßen und Bahnstrecken gesperrt werden. Zum vierten Mal war bei Sondierungsarbeiten für den Bau der B 58n im Bereich der Schillwiese eine Bombe gefunden worden– dieses Mal ein britischer Fünf-Zentner-Blindgänger. 20 Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes, 31 Beamte der Polizei sowie Einsatzkräfte der Feuerwehr waren unterwegs oder in Bereitschaft. Die Entschärfung verlief problemlos.

Es sei schon ein wenig „Routine“, sagt Christoph Hegering, stellvertretender Feuerwehrleiter. Routine in Anführungsstrichen, denn sie seien eben immer auch auf den Fall eingestellt, dass es mal nicht so funktioniert, wie sie sich es vorstellten. Die Lage der Bombe und die Art des Kampfmittels seien maßgeblich, sagt Nicole Ruthert. Die Fliegerbombe lag dieses Mal mitten auf der Wiese, auf unbebautem Terrain.

Nur neun Menschen mussten evakuiert werden

Beim letzten Fund im März war der Fall schon kritischer, die Bombe musste gesprengt werden. Der Blindgänger, der am Mittwoch entschärft wurde, hatte einen Aufschlagzünder. Das sei etwas kalkulierbarer, sagte Gerd Füting, Leiter des Fachbereichs Ordnung, im Vorfeld der Entschärfung. Auch mussten dieses Mal nur neun Menschen im Radius von bis zu 250 Metern evakuiert werden – so fielen dieses Mal für den Rettungsdienst keine aufwendigen Krankentransporte an.

Von links: Christoph Hegering, Gerd Füting, Klaus Schütz und Wilhelm Klump an der Einsatzleitstelle an der Friedenstraße.
Von links: Christoph Hegering, Gerd Füting, Klaus Schütz und Wilhelm Klump an der Einsatzleitstelle an der Friedenstraße. © Gerd Hermann

Schon unzählige Male ist Gerd Füting mit solchen Vorfällen betraut gewesen. Der Bereich der Schillwiese stelle eine Besonderheit dar, da sich dort in den vergangenen Jahren die Verdachtsstellen im Rahmen der Sondierungsarbeiten am Trassenverlauf der geplanten Südumgehung häuften.

Luftbildaufnahmen aus den Kriegsjahren

Mit Hilfe von Luftbildaufnahmen aus den Kriegsjahren, die von den alliierten Streitkräften zur Verfügung gestellt wurden, können Verdachtsstellen ausgemacht werden, sagte Füting. Dann werde zunächst mit einer Sonde großflächig untersucht, anschließend gebe es Probebohrungen und die Sonde werde ins Erdreich eingeführt, ehe der Boden aufgenommen werde, um zu sehen, was dort liege, erklärte der Fachbereichsleiter.

Bei der Stadt rechnet man damit, dass dies nicht der letzte Bombenfund an der Schillwiese war: „Noch sind nicht alle Verdachtsstellen abgesucht“, sagte Gerd Füting.

26 Bomben wurden seit 2007 in Wesel entschärft

  • Seit 2007 wurden laut Informationen der Stadt insgesamt 26 Bomben im Weseler Stadtgebiet gefunden.
  • Drei Bomben mussten seit 2017 an der Kreuzstraße auf dem Gelände des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes entschärft werden. Vier waren es zuletzt im Bereich der Schillwiese.