Wesel. . Dort, wo da Kreiswehrersatzamt stand, wird gebaut. Jetzt zeigt sich ein Teil der Weseler Geschichte, die ein Bagger an der Kreuzstraße freilegte.
Unter der Erde steckt oft ein Stück Geschichte. In Wesel sind es an bestimmten Stellen Schuttreste aus dem Zweiten Weltkrieg oder Jahrhunderte alte Teile historischer Bauwerke. Und so ruht nun schon seit Tagen der südliche Bereich der Baustelle an der Kreuzstraße. Wie bereits berichtet, ist ein Baggerführer beim Ausheben der Baugrube für das neue Wohngebäude des Bauvereins Wesel auf Mauerreste gestoßen. Sie sind nun ein Fall für die Archäologen.
Weitere Funde sind möglich
Franz Michelbrink, nebenamtlicher Bauvereinsvorstand, hatte bereits vor dem Baustart damit gerechnet, dass es hier historische Funde geben könnte. Und tatsächlich: Wer in die Grube schaut, sieht die freigelegten Mauern, die offenbar zur nahe gelegenen Zitadelle gehören. Es handelt sich um eine so genannte Kontergarde (französisch contre-garde), wie die städtische Denkmalpflegerin Alexandra Kelemen auf NRZ-Anfrage erläutert.
Übersetzt bedeutet das Gegenschutz - ein Außenwerk, das Bastionen oder Ravelins schützt, so Kelemen weiter. In diesem Fall geht es um ein Bollwerk vor der mächtigen Zitadelle Richtung Stadt, eine der größten noch erhaltenen Festungen im Rheinland. Die Kontergarde wurde um 1700 von den Preußen errichtet, sagt Kelemen, und vermutlich im 19. Jahrhundert rückgebaut. Denn auf Plänen aus dem Jahr 1890 sei davon nichts zu sehen.
Mauerreste freifegen
Fachleute haben sich bereits auf der Baustelle umgeschaut. So waren neben Vertretern des Bauvereins und der Bodendenkmalpflege aus Bonn auch Architekten sowie Dr. Marion Brüggler, Wissenschaftliche Referentin beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in Xanten, und Alexandra Kelemen mit vor Ort. Sie sind sich sicher, dass hier noch mehr entdeckt wird. Denn auch dort, wo jetzt noch Baucontainer stehen und die Baustellenzufahrt ist, soll schließlich ausgekoffert werden. Wie sehr das Bauvorhaben dadurch beeinträchtigt wird, kann momentan noch nicht abgeschätzt werden.
Der Bauverein wartet laut Vorstand Norbert Haeser nun noch auf die abschließende Stellungnahme des Landschaftsverbands Rheinland, zum anderen müssen die archäologischen Arbeiten ausgeschrieben werden. Die Experten haben die Aufgabe, die Mauerreste freizufegen, sie einzumessen und zu dokumentieren. Bis das passiert ist, kann auf der Baustelle - bis auf Restarbeiten - nichts gemacht werden. Und wie lange es dauert, bis eine Firma gefunden ist, die zeitnah aktiv werden kann, vermag Haeser auch nicht zu sagen. Die Kosten dafür hat übrigens der Bauherr, sprich: der Bauverein, zu tragen. Das ist gesetzlich so geregelt.
>>>DREI BAUBEREICHE
Das Großprojekt an der Kreuzstraße/Esplanade auf dem Gelände des ehemaligen Kreiswehrersatzamts wurde mit dem mittleren Teil der Wohnungsbaugenossenschaft Wesel (WBW) begonnen. Sie gehört neben dem Bauverein Wesel und der Radiologie Kölzer zu den Bauherren. Der Bauverein ist auf seiner Fläche seit kurzer Zeit tätig. Der Untergrund aus Trümmerschutt und historischen Festungsteilen muss mit Bohrpfählen für eine Tiefgründung tragfest gemacht werden.