Wesel. . Hunde wie Titus bleiben häufig Jahre im Tierheim, weil künftige Halter nicht erfüllbare Erwartungen mitbringen. Die Tiere brauchen aber Zeit.

Titus ist ein Shar Pei-Mischling und seit über drei Jahren im Weseler Tierheim. Der mittlerweile achtjährige Rüde gilt als schwer vermittelbar. Er baut nur langsam Vertrauen auf – doch wenn er sein Herz verschenkt, dann hundertprozentig. Und genau diese Ausschließlichkeit wird ihm bei der Vermittlung zum Verhängnis: Denn Titus akzeptiert keine weiteren Familienmitglieder um seine geliebte Person.

So ziehen die Interessenten im Tierheim an seinem Zwinger vorbei, weil sie ihm nicht bieten können, was seine in der Jugend verletzte Seele braucht. Wäre Titus der einzige Hund, der so wählerisch an seinen künftigen Halter herantritt, hätte das Tierheim Wesel kein Problem.

Beziehung zum Tier muss erarbeitet werden

Doch das Team um die Leiterin Gabi Wettläufer beobachtet zunehmend, dass Interessenten mit einer Erwartungshaltung kommen, die weder Mitarbeiter noch Hunde erfüllen können. „Der Hund soll kinderlieb sein, sich auf die Pfoten treten, am Schwanz ziehen lassen, er soll hinnehmen, wenn Kinder auf ihn fallen, ihm das Spielzeug fortnehmen, dazu soll er hören, ohne Leine laufen können und alleine bleiben. Solche Hunde gibt es nicht. Eine gute Beziehung zwischen Mensch und Hund muss erarbeitet werden, sie wird einem nicht geschenkt“, betont die Tierheimleiterin.

Neben dem toten Herrchen gewacht

Der Shar Pei Titus steht für alle anderen Hunde, die enttäuscht, verlassen, zurückgesetzt wurden – und dennoch die Hoffnung auf die große Chance nicht aufgeben. „Wenn Titus jemanden findet, dem er vertrauen will, dann ist er ein großartiger Kamerad für das ganze Leben“, beschreibt Gabi Wettläufer den Rüden, der noch Tage neben seinem toten Herrchen wachte. Dieser hatte Titus aus dem Tierheim Wesel zu sich geholt; der Hund baute eine so intensive Bindung zu ihm auf, dass er im Tierheim noch lange trauerte.

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Für das Tierheim Wesel ist es eine Ehrensache, jeden Hund, und sei er noch so schwer vermittelbar, bei sich aufzunehmen. Die Kehrseite dieser verantwortungsvollen Fürsorge ist allerdings weniger schön: Hunde, die lange im Tierheim versorgt werden müssen, kosten sehr viel Geld und besetzen Zwinger für andere in Not geratene Tiere.

Immer mehr Hunde mangelhaft sozialisiert

Der Grund, dass immer mehr nicht oder mangelhaft sozialisierte Hunde in den Tierheimen sitzen, liegt besonders am Internet. Wer sich mit einem Klick ein fühlendes Lebewesen ins Haus holt, bringt die denkbar schlechtesten Voraussetzungen zur Hundehaltung mit. „Geben Sie unseren Hunden eine ehrliche Chance“, bittet Gabi Wettläufer.

Informationen über Titus und weitere Hunde gibt es auf der Internetseite des Tierheim Wesel unter www.tierheim-wesel.de.