Wesel. . Vor allem im Stadtverkehr haben Fahrer von E-Bikes Probleme. Schnell wird eine hohe Geschwindigkeit erreicht. Angebot von ADFC und Kreispolizei.
Leon Fischel fährt gekonnt mit dem Lastenfahrrad vor – die Besonderheit? Es hat einen Elektromotor. Für das Projekt Nachbarschaftshilfe möchten er und fünf weitere junge Menschen aus dem CJD das Rad demnächst nutzen, um etwa Senioren mit ihren Einkäufen zu helfen. Vorab müssen sie sich noch mit dem Vehikel vertraut machen. Unter Anleitung des Polizisten Arno Heinemann biegt Leon Fischel in den Parcours ein – es erweist sich als gar nicht so einfach, um die engen Hindernisse herumzufahren. Als er den Slalom geschafft hat, gibt er Gas, um kurz darauf in einem abgesteckten Viereck zum Stehen zu kommen. Enge Wege und plötzliches Abbremsen – das sind Herausforderungen, denen sich Pedelecfahrer im Stadtverkehr stellen müssen.
Mehr Unfälle mit beteiligten Pedelecfahrern
Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Unfälle mit beteiligten Pedelecfahrern im Kreis Wesel auf 68 angestiegen, 2016 waren es 56 Unfälle. Die Problematik bleibt aktuell. Deswegen gingen Klaus-Peter Koslitz und Renate Müller vom ADFC Wesel auf die Kreispolizei zu – in Kooperation gab es nun erstmals einen Kurs, bei dem sich 17 Teilnehmer im Berufskolleg mit den Besonderheiten der Elektrofahrräder vertraut machen konnten – in Theorie sowie Praxis.
Denn das Pedelec birgt im Vergleich zum gewöhnlichen Fahrrad so seine Besonderheiten. Verkehrssicherheitsberater Jörg Nitschke weist auf Mofa und Motorrad hin: „Die Fahrzeuge sind fast baugleich, Technik und Handling sind aber ganz unterschiedlich.“
Test auf dem Pedelec-Simulator
Während draußen an der frischen Luft trainiert wird, testen andere Kursteilnehmer im Klassenzimmer den Pedelec-Simulator. Willibald Klepka ist aus Voerde gekommen, er hat sich vor einer Woche ein E-Bike zugelegt: „Mir war klar, dass ich dann auch ein Fahrsicherheitstraining machen will“, sagt er und steigt wenig später auf das Fahrrad, das zum Simulator gehört.
Auf dem Bildschirm ist ein Wohngebiet zu sehen, durch das er sich bewegt. Die Anzeige steht bald auf 25 km/h. Als ein Ball angeflogen kommt, reagiert der 67-Jährige schnell und bremst ab. „Eine ganz neue Erfahrung“, sagt er nachher. In der Praxis muss er sich nun weiter mit der Technik vertraut machen.
Probleme an engen Stellen
Schnell kann eine hohe Geschwindigkeit erreicht werden: Wer die elektronische Unterstützung dazu schaltet, sei selbst bei lockerem Trampeln schnell bei 25 Kilometern pro Stunde, sagt Nitschke. „Das ist im Stadtverkehr teilweise viel zu schnell.“ Dort hätten die meisten Pedelec-Fahrer Probleme, vor allem wenn es eng wird, etwa bei vielen parkenden Autos. Nitschke rät: Wer einen Rücktritt beim Fahrrad gewöhnt ist, sollte auch beim Pedelec-Kauf darauf achten, dass diese Bremse vorhanden ist.
Ein Problem sei erfahrungsgemäß auch das Auf- und Absteigen – die Krankenhäuser meldeten im Schnitt täglich einen Unfall dieser Art, so Jörg Nitschke.
>>> Info: Licht einschalten und Helm tragen
Jörg Nitschke rät, auch auf dem Pedelec mit Licht zu fahren und einen Helm zu nutzen. Bei tödlichen Unfällen haben die Verunglückten auf dem Pedelec keinen Helm getragen, sagt der Verkehrssicherheitsberater.
Die gestiegene Zahl der Unfälle mit beteiligten Pedelec-Fahrern ist nicht auf den Kreis Wesel beschränkt. So informierten sich bei dem Kurs auch Polizisten aus dem Rhein-Erft-Kreis über den Pedelec-Simulator.