Kreis Wesel. . In einzelnen Kommunen sieht es mitunter aber anders aus. Pedelecfahrer werden oft falsch eingeschätzt, Junge Fahrer durch das Handy abgelenkt.
Im Grunde sind es gute Nachrichten: Kreisweit hat es im vergangenen Jahr weniger Unfälle, weniger Verkehrstote, weniger Verletzte und weniger verunglückte Kinder gegeben. Landrat Ansgar Müller und die Leiter der Polizeidirektionen Verkehr und Gefahrenabwehr/Einsatz sowie die Polizeipressestelle stellten die Verkehrsunfallstatistik am Dienstag vor.
Der Fehler liegt bei den Autofahrern
Ein Blick auf die Kommunen zeigt aber unterschiedliche Entwicklungen: So gab es in Wesel einen Anstieg um 46 Unfälle auf 2365 gegenüber dem Vorjahr, 71 Schwerverletzte (2016 waren es 60) und 251 Leichtverletzte (208), der Fahrer eines Kleinlasters starb im November am Auedamm. Auch in Hamminkeln und Hünxe haben sich mehr Unfälle als 2016 ereignet (siehe Box), in Hünxe starben zwei Senioren, ein 16-jähriger Radfahrer und ein 20-jähriger Autofahrer bei Unfällen. Schermbeck und Hamminkeln hatten keine Verkehrstoten zu beklagen.
Mit 158 waren 2017 weniger Kinder an Unfällen beteiligt, 108 von ihnen aktiv als Fußgänger oder Radfahrer. Es ist der niedrigste Wert im Zehnjahresvergleich. Ein Zehnjähriger wurde im Oktober in Voerde beim Überqueren der Straße überfahren, das Kind starb.
Der Schulweg ist sicherer als die Freizeit
In zwei Dritteln der Fälle sind es nicht die Mädchen und Jungen, die Fehler machen. Sie werden von Autofahrern schlicht übersehen, beim Abbiegen beispielsweise. „Motorisierte Verkehrsteilnehmer müssen immer auf Kinder achten“, mahnt Landrat Ansgar Müller. Auch passiere auf dem Schulweg weniger als in der Freizeit – unter anderem, weil der Schulweg in der Regel mit den Eltern geübt wurde, Politik und Polizei großen Wert auf die Schulwegsicherung legen. Beamte gehen in Kindergärten, Grund- und Weiterführende Schulen, um die Jüngsten fit zu machen. Offenbar zahlt es sich aus – fällt der Nachwuchs negativ im Verkehr auf, gibt es einen Elternbrief. Auch das, so die Erfahrung, wirkt.
Zwei Pedelec-Fahrer starben 2017
Im Jahr 2017 sind im Kreis mehr Pedelecfahrer in Unfälle verwickelt gewesen – unter anderem, weil die Zahl der E-Bikes steigt. Und auch hier sind meist die Autofahrer Unfallverursacher. 68 Pedelecfahrer sind im vergangenen Jahr auf Kreis Weseler Straßen verunglückt, zwei starben: ein 92-Jähriger in Xanten und ein 80-Jähriger in Dinslaken. Zwar gibt es für die E-Bikes, anders als für Mofas, keine Helmpflicht. Die Polizei empfiehlt aber dringend, einen Helm zu tragen. Dietmar Leyendecker, Leiter der Direktion Verkehr, wünschte sich Helme mit mehr Chic, damit die Leute sie aufsetzen. Beim Skifahren, so Ansgar Müller, habe es diese Entwicklung gegeben. Inzwischen gehört der Helm dazu. Insgesamt ist die Zahl der Unfälle mit Fahrrädern, dazu zählen auch die Pedelecs, aber rückläufig.
Zumindest nach Unfallzahlen ist das Fahrradfahren im vergangenen Jahr im Kreis ein wenig sicherer geworden: 504 Unfälle mit Fahrrädern registrierte die Polizei (2016: 527) – 441 (479) Radfahrer wurden dabei verletzt, vier von ihnen starben, darunter ein 16-Jähriger in Hünxe, ein 15-jähriger Alpener und zwei Senioren auf dem Pedelec.
Deutlich ist dagegen die Zahl der Unfälle mit Motorrädern im vergangenen Jahr zurück gegangen: bei 211 Unfällen (2016: 272) wurden 200 Kradfahrer verletzt, ein 17-Jähriger in Xanten und ein 28-Jähriger in Kamp-Lintfort starben – beide waren von Pkw-Fahrern übersehen worden. Die Polizei führt den Rückgang der Fälle darauf zurück, dass sich ihre Tempokontrollen mit Pro Vida-Fahrzeugen herumgesprochen haben. „Bei mehr als 50 Stundenkilometern steigt die Verletzungsgefahr exorbitant an“, so Landrat Müller, „bei einem Unfall ab 60 Stundenkilometern gibt es kaum noch Überlebensschancen“.
Senioren und junge Fahrer
Bei den Senioren hat sich zwar die Zahl der Unfälle, an denen sie beteiligt waren, um zwölf auf 851 kreisweit erhöht. Die Zahl der Personenschäden dabei ist um 28 auf 291 gesunken. Sieben Senioren verloren bei Unfällen in Hünxe, Dinslaken, Xanten und Voerde ihr Leben.
Junge Fahrer waren im vergangenen Jahr an 272 Unfällen im Kreis Wesel beteiligt. In Hünxe starb im November ein 20-Jähriger, der aus ungeklärter Ursache von der Fahrbahn abgekommen war. Als ein großes Problem bei jungen Verkehrsteilnehmern nennt die Polizei Ablenkung – hantieren mit dem Handy, obschon sich das im Einzelfall selten nachweisen lasse. Konkrete Zahlen gibt es nicht.
Nur wenig Fahrerfluchten geklärt
Ein Problem bleibt nach wie vor die Fahrerflucht: 2799 Fälle registrierte die Kreispolizei im vergangenen Jahr (2016: 2839) mit 1147 (1209) konnte sie weniger als die Hälfte der Verantwortlichen ausfindig machen. Bei Unfällen mit Verletzten flohen 95 der Verursacher, 56 Fälle klärten die Fahnder.
Unfallstatistik Hamminkeln, Schermbeck, Hünxe
Hamminkeln zählte 2017 insgesamt 639 Unfälle (2016: 621). Anders als 2016 (5) starb niemand dabei, 28 Menschen wurden schwer- und 95 leicht verletzt (28/75).
Hünxe hatte 2017 vier Verkehrstote zu beklagen, im Vorjahr keinen. 438 (417)Unfälle ereigneten sich, es ab 20 (15) Schwer- und 48 (44) Leichtverletzte.
Schermbeck zählte 347 Unfälle (377), elf Schwerverletzte (15) udn 39 Leichtverletzte (53).