Wesel. Die Traditionsgaststätte öffnete ein letztes Mal. Wirtin Johanna van Gelder geht in den Ruhestand. Der Saal bot viel Platz für die Vereine.

Ende 2017 schloss der Gasthof van Gelder, der auf gut 200 Jahre Tradition zurückblickt. Zum Abschied gab es am Samstagabend eine gebührende Feier für die 85-Jährige Wirtin Johanna van Gelder. „Wir machen heute noch einmal einen Abschlussabend für die Freunde des Hauses. Einfach so gehen, wollen wir nicht. Einmal wollen wir noch“, sagt der Sohn der Wirtin, Theo van Gelder. Eine lange Schlange an Gästen bildete sich am Eingang des Saals, wo die Wirtin jeden mit Handschlag begrüßte. Für „Hanna“ war es ein wahrer Marathon. Knapp eineinhalb Stunden sollte es dauern, bis der Saal komplett gefüllt und jeder Gast persönlich begrüßt war.

Alle waren gekommen: die Familienmitglieder, Vertreter der Politik, Freunde und viele Vereine, die teilweise über Jahrzehnte regelmäßig bei Hanna ein- und ausgingen. Für Büderich ist die Einstellung des Betriebs ein herber Rückschlag, denn der große Saal bot viel Platz für die Vereine.

Kein Nachfolger in Sicht

„Trotz intensiver Suche haben wir niemanden gefunden, der den Betrieb weiterführen wollte“, berichtet Theo van Gelder. Über viele Generationen hinweg ist das Haus im Familienbesitz, aber erst mit der Übernahme des Betriebs durch den verstorbenen Ehemann Heinz wurde der Gasthof in van Gelder umbenannt.

Wirtin Hanna ließ es sich nicht nehmen, in ihrer Ansprache zurückzublicken und allen Gästen zu danken, „auch ich habe jetzt den Schritt in den Ruhestand getan. Heute möchte ich noch einmal mit meiner Familie, den Gästen und Freunden des Hauses eine Feier ausrichten. Wir möchten uns dadurch für die langjährige Treue herzlich bei euch bedanken.“ Auch an ihren verstorbenen Mann erinnerte die Wirtin. „Mein lieber Mann Heinz hat den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Heinz und ich haben gerne hier gearbeitet. Leider ist Heinz 1993 im Alter von 65 Jahren gestorben. Morgen wäre er 90 Jahre alt geworden. Als er starb war ich gerade mal 60 Jahre alt und fühlte mich zu jung, um mich zur Ruhe zu setzen.“ Gemeinsam mit ihren Kindern führte Hanna den Betrieb noch 25 Jahre weiter.

Ein Gedicht der Schützen

Zum Abschied erschien die 3. Kompanie der Bürgerschützen im schwarzen Anzug mit Zylinder. Mitgebracht hatte sie ein persönliches Gedicht, dass die Zeit bei Hanna zusammenfassen sollte. „Über 200 Jahre war das hier unser Wachlokal und das endet heute“, so Johannes Billen von den Bürgerschützen. „Aktuell sind wir noch auf der Suche, wo wir in Zukunft unsere Treffen abhalten können. Hier in Büderich gibt es auch keinen Ersatz für uns. Das Gasthaus wird uns sehr fehlen, denn wir kennen es eben nur hier.“

„Wir sind hier alle groß geworden. Hanna hat uns hier immer aufgenommen wie ihre eigenen Kinder. Wenn du Hunger hattest, bist du einfach in die Küche gegangen und hast einen kleinen Snack bekommen“, sagt Oliver Juschkat. „Hanna hatte für jeden ein offenes Ohr“, ergänzt Billen.

Viele Gäste hatten etwas vorbereitet, um Hanna van Gelder den Abend zu versüßen. Es sollte ein gebührender Abschied werden. Ob der Gasthof irgendwann noch einmal unter einem anderen Namen öffnen wird, ist ungewiss – wünschen würden es sich alle.