Wesel. . Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt sammelt mit der „Wesel“ und der „Rees“ mächtige Baumstämme aus dem Strom. Die Pegel steigen weiter.

Schneeschmelze und Lawinen in der Schweiz – Martin Wolters, beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA), zuständig für die Rheinabschnitte Wesel und Emmerich, und seine Kollegen horchen bei diesen Nachrichten auf. Sie können bedeuten, dass das Wasser mit Macht zurückkehrt.

Mancher Stamm wiegt mehr als sieben Tonnen

Derweil ist das Schubboot Wesel – wie auch die Rees – unermüdlich auf dem Rhein unterwegs und sammelt Treibholz. Mit kleineren Stämmen geben sich Schiffsführer Jörg Lohmann und seine Leute nicht ab: Auf dem Deckprahm, einem am Schubboot angedockten, 30 Meter langen Kahn, steht ein Bagger. Hans-Hermann Koppers greift mit der Riesenschaufel bis zu sieben Tonnen schweres Treibgut aus dem Strom, Kollege Frank Stachowiak wartet schon mit der Motorsäge. „Mancher Baum wiegt deutlich mehr“, erläutert Lohmann. Solche können die Männer dann nur an Land ziehen und dort zerlegen.

Ein totes Reh: Durch das Rheinhochwasser war dem Tier der Weg aud das sichere Land abgeschnitten.
Ein totes Reh: Durch das Rheinhochwasser war dem Tier der Weg aud das sichere Land abgeschnitten.

Ein Sechserverband, mit Kohle beladen, fährt bergwärts. 16 000 Tonnen sind damit in Bewegung. „Der längste und schwerste Güterzug kann 1600 Tonnen laden“, sagt Martin Wolters. Zehn Züge wären notwendig, das Schiff zu ersetzen. „Ein Sattelschlepper kann 20 Tonnen laden. So ein Schubverband ersetzt 800 Sattelschlepper.“ Und obwohl das Schiff rund 1600 Liter Diesel die Stunde schluckt, sei es auf die Tonne gerechnet die umweltfreundlichste Variante. Und die Motoren, so Wolters, seien verbesserbar. „Das wird jetzt kommen“, prophezeit er. Seine Leute sind damit beschäftigt, einen weiteren Stamm zu bergen. Er könnte nicht nur den Schubverband manövrierunfähig machen oder im Falle einer Kollision beschädigen. Die Bunen, die bei Niedrigwasser in den Rhein ragen, sind derzeit für Schiffsführer nicht mehr zu erkennen: Baken mit Radarreflektoren kennzeichnen sie. Einige fehlen schon, Treibholz hat sie umgestoßen. „Schiffe könnten hier auflaufen“, beschreibt Wolters die Gefahr, die dadurch entsteht.

Baumbestände pflegen und dem Rhein Raum geben

Viele Bäume stehen bis unter die Krone im Wasser. Wie hoch es bis vor Kurzem noch gestanden hat, zeigt ein ertrunkenes Reh an einem Ast. Das traurige Bild zeugt von der Gewalt des Rheins. Aus dem Führerhaus des Schubboots Wesel kann man viele, zum Teil mächtige Stämme sehen, die noch zwischen den Bäumen treiben. Unerreichbar für den Baggerarm. Wenn das Wasser zurückkommt, werden auch sie zur Gefahr.

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Wolters hat ein Gehölzpflegekonzept für die Auewälder erarbeitet: Das Totholz soll nach und nach daraus entfernt werden, Abschnitt für Abschnitt. Und er möchte den so genannten Abflussquerschnitt des Stroms baumfrei halten: Das ist der Bereich zwischen den weißen Kilometertafeln am Ufer. „Es kann nicht darum gehen, die Auewälder zu beseitigen“, sagt er und denkt über Lösungen nach. Lücken in quer zur Strömung stehenden Baumreihen könnten beispielsweise dem Wasser Raum verschaffen. Je mehr es im Uferbereich gestaut wird, umso schneller fließt es in der Mitte des Flusses.

Mit allen Beteiligten zusammensetzen

Im Grunde ist auch die so genannte Natorampe an der ehemaligen Ausgrabung Rose in Bislich so eine Barriere für das Wasser. Wolters, von Haus aus Bauingenieur, denkt darüber nach, die Straße auf Betonsockel zu setzen. Er will sich mit allen Beteiligten zusammensetzen, auch dem Naturschutz, um ein „kleines gemeinsames Vielfaches“ zu finden. Doch erstmal abwarten, was die Schneeschmelze bringt.