Hünxe. Jochen und Christiane Dietsch lieben ihren Beruf. Die beiden Köche haben sich über Töpfen und Pfannen kennen und lieben gelernt. Heute führen sie das Restaurant Haus von Krudenburg in Hünxe und servieren ausschließlich Selbstgemachtes.
Liebe geht durch den Magen. Bei Jochen Dietsch und seiner Frau Christiane ist das wirklich so. Beide sind Köche, lernten sich über Töpfen und Pfannen kennen und lieben – und führen seit nunmehr 23 Jahren gemeinsam das Haus von Krudenburg. Warum hier? Das Dorf ist ja nicht gerade der Nabel der Welt.... „Doch, natürlich ist es das!“ sagt Jochen Dietsch sofort. „Und ich hoffe, dass wir ein bisschen dazu beigetragen haben...“ Haben sie.
Den Rheinischen Wildschweinsauerbraten mit Rosinensoße, Apfelrotkohl und Klößen beispielsweise. Der ist eine Erfindung des 59-Jährigen. „Ich war 13 Jahre in Haus Elmer in Marienthal beschäftigt, bevor ich mich selbstständig machte“, sagt er und erzählt, wie es dazu kam. Chef Karl-Heinz Elmer mochte Wildschwein nicht, vor allen störte ihn der Geruch bei der Zubereitung. „Es riecht leicht tranig, deshalb legt man es in Wein ein“, sagt Dietsch. Er machte es anders, bereitete das Wildfleisch wie einen rheinischen Sauerbraten zu - die Nase des Chefs wurde geschont und heute kommen etliche Gäste immer wieder nach Krudenburg, um dieses Gericht zu genießen. Dabei sollte das Wild aus der Region stammen.
Wie fast alles, was Dietsch verarbeitet. Geschummelt wird nicht - Convenience-Produkte haben in seiner Küche nichts zu suchen. Der Begriff meint die arbeitserleichternden, industriell gefertigten Helferlein der Gastronomie: vorgeschälte Kartoffeln beispielsweise, oder gar fertige Suppen. Kartoffeln, Obst, Gemüse und Fleisch für das Haus von Krudenburg kommen nach Möglichkeit von den umliegenden Landwirten.
Ein Baby auf der Theke
Jochen und Christiane Dietsch haben nicht den leichten Weg genommen, seit sie 1979 im Rittersaal der Burg Altena geheiratet haben. „Als wir hier eröffneten, saß Annemarie als Baby auf der Theke“, erinnert er sich. Annemarie ist das dritte von fünf Kindern. Die Familie wohnt über dem Restaurant, „sonst ginge das gar nicht“. Und anders als die meisten Gastronomen bieten die Dietsches einen Mittagstisch an - das bedeutet, dass Freizeit beinahe ein Fremdwort ist. „Das hier ist unser Leben“, sagt der Hausherr und Koch.
Man spürt diese Liebe zum Beruf, wenn er von seinen Gerichten spricht. Die Wildsaison steht vor der Tür. Neben dem Schwein steht natürlich auch Hasenkeule auf der Speisekarte - „die Leute zerstören das Fleisch, in dem sie es spicken. Einfach mit Speck umwickeln, das wird ordentlich saftig“ - außerdem Hirschmedaillons und Ragout.
Im Haus von Krudenburg kann man auch für kleines Geld satt werden, mit Heringsstipp beispielsweise. Renner bei den Radlern, die unter anderem über die Römerroute oder die Tour de Ruhr den Weg ins beschauliche Krudenburg finden und den Mittagstisch schätzen, ist die Erbsensuppe für 6,50 Euro. Wie alles hier, ist sie selbstgemacht, „auf Schwänzchen und Pfötchen gekocht“ sagt Dietsch stolz. Die Suppe gibt’s, wie den Kartoffelsalat, auch am Nachmittag. Für Gäste, die keinen der selbstgebackenen Kuchen probieren möchten. Und es gibt sie bei jedem Wetter. Himmel und Erde ist ein weiterer Renner - „die geschmorte Lammhaxe nicht vergessen“, kommt eine Stimme aus der Küche herüber. Natürlich nicht...
Ganze Gänse
Gänse gibt’s nur ganz. Niemand ist deshalb gezwungen, einen kompletten Vogel zu verdrücken. „Wenn es mehrere Personen gibt, die Gans essen möchten, teile ich das Fleisch an den Tischen auf.“ Und zwar, wenn es aus dem Ofen kommt. „Gans wird nicht aufgewärmt“, sagt der Chef.Wer das Geflügel genießen möchte, muss sich anmelden.
So wie die Dietsches es angehen, bedeutet das Haus von Krudenburg Gastronomie von morgens bis abends. „Manchmal würde ich schon gern auch mal einen anderen Weihnachtsmarkt kennenlernen “, sagt Christiane (55). Oder im Sommer Bergwandern - das ist nicht drin. In Krudenburg schätzen die beiden gebürtigen Sauerländer das Ländliche und die dörfliche Gemeinschaft. „Wir haben sogar eine Leihoma...“, schmunzelt Dietsch - eine Nachbarin hat sich gern um Baby Annemarie gekümmert, damals, in den ersten Jahren.
Wirklich privat ist die Familie selten. Das kann auch schön sein. Einmal, vor Weihnachten, ist die Kleine die Treppe ins Restaurant heruntergestürzt und gegen die Tür geprallt. Christiane wickelte ein sauberes Küchentuch um den blutenden Kopf und fuhr das Kind ins Krankenhaus. „Die Gäste sind geblieben, bis sie zurück war. Sie wollten wissen, was mit ihr ist“, erinnert er sich. Ruhestand? „Erst wenn alle Kinder auf eigenen Beinen stehen“, ist sich das Paar einig. Nesthäkchen Marianna arbeitet an ihrem Abitur - es werden also noch etliche Erbsensuppen gekocht, bevor diese Küche am idyllischen Nabel der Welt kalt wird.