Wesel. . Viele wilde Kaninchen im Kreis Wesel leiden unter Myxomatose - der Kaninchenpest. Menschen können sie nicht anstecken, Hauskaninchen aber durchaus.
Es ist Nachmittag auf der Friedenstraße. Mitten auf der Fahrbahn hockt ein Kaninchen. Autos nimmt das Tier offenbar nicht wahr. Ein Blick zeigt: Es ist blind, die Augen sind geschwollen. Der Verkehr stockt, niemand will das dann herumirrende Wildtier überfahren. Eine Frau stoppt, steigt aus, will es einfangen. „Das ist in diesem Stadium aussichtslos“, sagt Dr. Katja Brandt, Tierärztin beim Kreisveterinäramt. „Die Temperaturen steigen an, es ist wieder die Zeit der Kaninchenpest.“ Myxomatose ist ein regelmäßig wiederkehrendes Phänomen in der Natur, für die infizierten Kaninchen endet sie meist tödlich. Und das Virus, das zur Familie der Pockenviren gehört, verbreitet sich rasend schnell.
Wildtiere nicht anfassen
„Man kann nichts dagegen unternehmen“, erläutert die Veterinärin. Außer die Tiere zu impfen, doch bei wilden Beständen wäre das ein aussichtsloses Unterfangen. „Wir haben auch nicht zu wenige Kaninchen, die Bestände erholen sich immer wieder gut“, erläutert Brandt.
Ansteckend ist diese Krankheit, anders als beispielsweise die Hasenpest, für Menschen nicht. „Es empfiehlt sich trotzdem nicht, wilde Tiere zu berühren.“ Generell nicht – egal ob Kaninchen oder anderes Wild, krank oder gesund.
Wer Hauskaninchen hat, sollte aufmerksam sein: Nicht nur wilde Tiere können von der Krankheit befallen werden. Übertragen wird sie durch Stechmücken und Kaninchenflöhe, Milben, Zecken, Läuse, aber auch durch Grünfutter, im Freien gesammelt. „Wir haben in unseren Beständen bislang keine Myxomatose, deshalb impfen wir nicht dagegen“, sagt Franz Schweers, Vorsitzender der Bislicher Kaninchenzüchter, auf Anfrage. Seine Tiere laufen nicht im Freien und bekommen auch kein gesammeltes Grünfutter, bei guter Pflege in der Regel auch keine Flöhe. Ein hundertprozentiger Schutz ist das nicht, denn auch gut gepflegte Tiere können von Mücken gestochen werden. „Bislang hatten wir aber keine Fälle.“
Nur wenige Tiere überleben
Wer seine Hauskaninchen im freien Auslauf hält, kann sie nur durch Impfungen schützen. Heilen lässt sich die Kaninchenpest, einmal angesteckt, kaum. Nur wenige Tiere überleben und die können weiter das Virus auf andere übertragen. Erkennbar ist die Krankheit durch Schwellungen an den Augen, Augenausfluss. Manche Tiere haben eine Bindehautentzündung, Schwellungen im Bereich Augen, Nase, Lippen, Ohren. Nach ein bis zwei Wochen verweigern die erkrankten Kaninchen das Futter und sterben.
Wer seine Hauskaninchen schützen will, sollte mit dem Tierarzt über eine Impfung sprechen. Und die wilden Tiere? „Man kann kaum helfen“, sagt Dr. Katja Brandt. „Erst in einem späten Stadium kann man sie überhaupt einfangen.“ Wer Mitleid habe, bringe sie dann zum Tierarzt – ohne sie mit bloßen Händen zu berühren. Der kann das Leiden beenden.