Dinslaken. Arzt: Krankheit wird den Kaninchenbestand drastisch reduzieren. Hauskaninchen sollten geimpft werden.
Sie sind süß und sie scheinen zahm zu sein, die Wildkaninchen, die derzeit im gesamten Stadtgebiet Dinslakens zu finden sind. Doch vor allem Eltern sollten auf ihre Kinder Acht geben: Die Tiere sind nicht zahm - sondern krank und können deswegen nicht weghoppeln. Denn unter der Kaninchenpopulation in Dinslaken grassiert die Kaninchenpest (Myxomatose). Sie ist für die meisten Kaninchen tödlich. Dr. Antonius Dicke (Amtstierarzt beim Kreis Wesel) rät dringend, die Tiere nicht anzufassen, um eine Schmierinfektion zu verhindern - auch, wenn die Krankheit für Menschen ungefährlich ist und sich laut Dicke allenfalls als Schleimhautentzündung bemerkbar machen würde.
„Alle paar Jahre“, so Dicke, breche die Myxomatose schubweise aus und befalle die Kaninchenbestände. Und zwar immer dann, wenn die Population besonders dicht sei. Den befallenen Kaninchen sei nicht zu helfen - die Krankheit werde in kürzester Zeit 80 bis 90 Prozent der Kaninchen im Stadtgebiet ausrotten. Dem Ordnungsamt bleibe nur, die toten Tiere „einzusammeln und zu entsorgen“. Wer ein totes Kaninchen im Stadtgebiet entdecke, solle die Stadtverwaltung anrufen, rät Dicke.
Die Viruserkrankung, die den Pockenviren zugeordnet wird, werde durch Sekrete der Kaninchen übertragen, durch Insekten und durch direkten Kontakt, so Dicke. Deswegen soll man die Tiere nicht anfassen. Ihn habe bereits ein Kindergarten mit der Bitte um Rat angerufen, berichtet der Amtstierarzt - er habe geraten, das Gelände so einzuzäunen, dass Kaninchen nicht darauf gelangen können. Denn Kinder, so warnt er, könnten den Eindruck bekommen, „dass die Tiere zahm sind“.
Durch die Krankheit verkleben die Augen, außerdem schwellen das Gesicht und die Ohren der Tiere an, so dass sie kaum noch sehen und nur schlecht hören und schon gar nicht weghoppeln können. So ist zu erklären, dass die eigentlich scheuen Tiere derzeit oftmals regungslos auf Bürgersteigen und Straßen hocken. Wer genau hinschaut, erkennt die verklebten Augen.
Hauskaninchen können gegen die Myxomatose geimpft werden. Auch einige Wildkaninchen werden die Krankheit überleben, prognostiziert Dicke. Diese Tiere und deren Nachfahren sind dann zunächst gegen die Krankheit immun. Bis der Schutz mit den Generationen nachlässt - und die Kaninchenpest wieder ausbricht, wenn die Population groß und daher der Kontakt der Tiere untereinander eng ist. Die Dezimierung der Kaninchenpopulation wirke sich übrigens auch auf den Fuchsbestand aus - weil die Nahrung fehle, gebe es auch dort weniger Nachwuchs. Ein normales Regulativ der Natur also und nicht weiter besorgniserregend, so der Arzt.