Rheinberg. Für viele Menschen ist ein Pedelec ein Stück zurückgewonnene Mobilität. Leider gibt es häufig Unfälle mit den Zweirädern mit Elektromotor.

Während die Unfälle im vergangenen Jahr abnahmen, wohl vor allem durch weniger Verkehr in der Coronakrise, sind die Unfallzahlen für eine Gruppe angestiegen: Pedelec-Fahrer. Immer häufiger werden Menschen, die mit E-Bikes unterwegs sind in Unfälle verwickelt und dabei teils schwer verletzt.

So erst kürzlich in Rheinberg, als eine 65-jährige Pedelec-Fahrerin und ein 61-jähriger Mann, der ebenfalls auf einem E-Bike unterwegs war, in Ossenberg zusammenstießen. Ein Unfall mit Konsequenzen: Die Frau, die keinen Helm trug, erlitt schwere Kopfverletzungen und musste ins Krankenhaus gebracht werden.

Pedelecs werden im Straßenverkehr oft unterschätzt

Doch warum werden vor allem Menschen, die mit dem Pedelec unterwegs sind, häufiger Opfer von Unfällen? „Dafür gibt es unterschiedliche Erklärungen“, sagt Andrea Margraf, Sprecherin der Kreispolizei Wesel. Vor allem würden die elektrisch motorisierten Zweiräder oft unterschätzt.

Zum einen von Autofahrern, die Pedelec-Fahrende häufig als normale Radler wahrnehmen würden und deswegen deren Geschwindigkeit falsch einschätzen würden. Zum anderen von den Pedelec-Fahrenden selbst. „Viele Menschen können nicht richtig mit den Pedelecs umgehen. Schnell fahren ist die eine Sache – rechtzeitig bremsen eine ganz andere“, erklärt Andrea Margraf. Zudem mache es natürlich einen Unterschied, ob man im normalen Tempo über eine Unebenheit auf der Straße fahre, oder mit 25 Kilometern pro Stunde. So kämen auch Stürze ohne weitere Beteiligte bei Pedelecs vor.

Außerdem sind Radfahrende auch nicht immer die vorbildlichsten Verkehrsteilnehmer, wie eine Kontrolle der Kreispolizei in Dinslaken kürzlich zeigte: Sieben Anzeigen, zwei schriftliche Verwarnungen und 63 Verwarngelder kamen zusammen. Und das, weil Zweirad-Reisende auf der falschen Seite der Straße fuhren, rote Ampeln kreuzten, ihr Smartphone bei der Fahrt bedienten oder auf Gehwegen unterwegs waren. Das alles kann zu Unfällen führen.

Unfälle mit Radfahrenden selten ohne Verletzte

Und die Zahlen der Unfallstatistik zeigen, dass Unfälle mit Zweirädern nur selten ohne Verletzte ausgehen: Im Kreisgebiet gab es im vergangenen Jahr 121 Unfälle, an denen Menschen auf Pedelecs beteiligt waren. Dabei wurden 117 Menschen zumindest leicht verletzt.

Allein in Rheinberg kam es zu 25 Unfällen, an denen Rad- oder Pedelecfahrende beteiligt waren. Dabei gab es 17 Leichtverletzte und 3 Schwerverletzte. In Alpen gab es zehn solcher Unfälle mit sieben Leichtverletzten und einem Schwerverletzten. In Xanten kam bei zu 30 Unfällen mit Beteiligung von Radfahrern und Pedelec-Piloten - ein Toter, 25 Leichtverletzte und drei Schwerverletzte. In Kamp-Lintfort gab es 34 Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern – 30 Personen wurden leicht und eine Person schwer verletzt. In Sonsbeck waren es 12 Unfälle mit sieben Leicht- und fünf Schwerverletzten.

„Wenn man als Radfahrer einen Unfall hat, dann geht das selten ohne Verletzungen aus“, sagt Andrea Margraf. „Radfahrer haben keine Knautschzone – und das sollte man als Radler auch beachten.“ Deshalb rät die Polizei – gerade für Menschen, die mit einem E-Bike unterwegs sind – zu einem Helm. Denn wenn es zum Sturz oder Unfall kommt, dann ziehen sich besonders ältere Menschen oft Kopfverletzungen zu. Trotzdem ist nur eine Minderheit der Radler mit Kopfschutz unterwegs.

Sicheren Umgang mit dem Pedelec trainieren

Neben dem Helm empfiehlt die Sprecherin der Kreispolizei Wesel auch, nach der Anschaffung eines Pedelecs an einem Sicherheitstraining für das neue Fahrgerät teilzunehmen. Regelmäßig bieten Kreispolizei und Verkehrswacht im ganzen Kreisgebiet entsprechende Termine an. „Jeder, der ein E-Bike kauft, sollte daran teilnehmen“, sagt Andrea Margraf.

Schon die Erfahrung, sich auf den Pedelec-Simulator zu setzen, der angeschafft wurde, um die Fahrt mit höherer Geschwindigkeit und den daraus resultierenden Bremsweg erfahrbar zu machen, kann dabei einiges bewirken. „Vielleicht hilft das, den ein oder anderen Unfall zu vermeiden“, sagt Andrea Margraf.

Entsprechende Termine, die es wegen Corona im vergangenen Jahr nur selten gab, sollen zeitnah wieder angeboten werden. Die Kreispolizei hofft darauf, dass möglichst viele Pedelec-Besitzer an den Trainings teilnehmen – und dann sicherer im Straßenverkehr unterwegs sind. Hoffentlich unfallfrei.