Xanten/Kamp-Lintfort. Die Mitglieder der Dombauhütte Xanten zeigen auf der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort, wie die Restaurierung der Kirchenfenster funktioniert.

Mit einer ruhigen Hand sitzt Franziska Bechert vor einem Element, das zusammengesetzt eines der großen Kirchenfenster des Xantener Doms ergibt. Mit einem Wattestäbchen und einem Skalpell reinigt sie die einzelnen Felder – Zentimeter für Zentimeter. „Man muss schon etwas Geduld haben“, sagt Bechert schmunzelnd. Die Blicke der neugierigen Besucher stören sie dabei nicht.

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Denn in dieser Woche zeigt die Glasrestauratorin der Dombauhütte Xanten am „Wir4-Pavillon“ auf der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort, die einzelnen Restaurierungsschritte bei Kirchenglasfenstern sowie die Tradition der Glasherstellung und Verarbeitung. Über den Ausbau, die Dokumentation, Reinigung, Malschichtfestigung und Verbleiung sowie das Anfertigen von Ersatzstücken bis hin zum Einbau, wird der gesamte Arbeitsprozess erläutert.

Dunkle Ruß- und Staubschicht

Der Xantener Dom ist berühmt für seine bedeutenden Kirchenfenster. Diese in ihrer Schönheit zu erhalten, erfordert kontinuierliche Pflege und fachmännische Restaurierung. „Die letzte Restaurierung der Kirchenfenster im Xantener Dom wurde vor 60 Jahren vorgenommen. Alle 50 bis 100 Jahre sollten die Fenster instand gesetzt werden“, sagt Bechert, die sich in ihrem Studium auf Glasrestaurierung spezialisiert hat. Diese Woche widmet sie sich einem Feld des Passionsfensters aus dem Jahre 1535. Für die Reinigung des 80 mal 60 Zentimeter großen Fensterausschnitts benötigt Bechert zwei bis fünf Wochen.

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Eine dunkle Ruß- und Staubschicht hat sich nämlich auf dem gesamten Fenster gebildet. „Diese entsteht zum einen durch die Witterung, aber auch durch das Anzünden der Kerzen im Dom“, erklärt sie. Mit einem Alkohol-Wasser-Gemisch werden die einzelnen Elemente vorsichtig gereinigt. „Zuerst schaue ich mir mit dem Mikroskop aber die Bemalung an, um festzustellen, ob es Risse oder abgeplatzte Stellen gibt, für die die Reinigung schädlich wäre.“ Denn die Hauptaufgabe der Restauratorin ist die Erhaltung des Fensters, nicht die Bemalung auszubessern oder zu ergänzen.

Jeden Tag ein kleiner Vorher-Nachher-Unterschied

An einer Ecke des Feldes sieht sie Risse. „Früher wurden die Scherben nur zusammengelegt und eine klare Scheibe darüber geklebt. Das macht man heute nicht mehr“, sagt Bechert. Die Restauratorin löste diese Scheibe, reinigte die kleinen Scherben, setzte sie wieder passend zusammen und klebte sie aneinander. Die Arbeit glich einem Puzzle. Das Fenster liegt dabei auf einem Tisch mit integrierter Lampe. Schaltet Bechert das Licht an, sieht man prompt einen Unterschied: Durch das gereinigte Feld scheint das Licht bereits viel besser durch.

Auch die Besucher dürfen einen Blick durchs Mikroskop werfen. „Ich persönlich finde es besonders spannend, ein Fenster des Doms nicht nur aus der Ferne sehen zu können, sondern direkt vor mir liegen zu haben. Und jeden Tag sehe ich nach der Restauration einen kleinen Vorher-Nachher-Unterschied“, ist Franziska Bechert zufrieden.

Die Dombauhütte Xanten ist noch bis einschließlich Samstag, 22. August, täglich von 9 bis 18 Uhr am Wir4-Pavillon auf der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort vor Ort.

Den Dom vor dem Verfall bewahren

Am 18. Februar 1928 haben Xantener Bürger den Verein zur Erhaltung des Xantener Doms gegründet. Dieser hat vor allem in den schweren Zeiten des 20. Jahrhunderts und besonders nach dem Zweiten Weltkrieg mitgeholfen, den Xantener Dom vor dem Verfall zu bewahren.

Die Mitglieder des überkonfessionell und unabhängig organisierten Vereins sammeln Geld für den St. Viktor Dom, das im Sinne des Vereinsziels verwendet wird. So unterhält der Verein die Dombauhütte, die versucht, das Bauwerk in seiner Originalsubstanz zu erhalten.

Die Mitgliedschaften und Spenden bilden die Basis für die langfristig geplanten Arbeiten am Xantener Dom.