Xanten. Nach dem Tönnies-Skandal war der Aufschrei groß, doch hat sich etwas am Konsum verändert? Wir haben in einer Xantener Metzgerei nachgefragt.

Die Metzgerei Lemken liegt in der idyllischen Xantener Innenstadt. „Wir leben hauptsächlich von Stammkunden und den Touristen, die hier zum Mittagstisch kommen“, erzählt Inhaber Ludger Lemken. Der Tönnies-Skandal habe aber auch frische Kundschaft in den Laden gespült. „Wir haben viele neue Gesichter gesehen, es wird aber schwierig werden sie zu halten. Die Deutschen gehen beim Fleisch doch eher über die Masse, statt Klasse.“

Ludger Lemken glaubt dabei klar an die freie Wahl der Konsumenten. Wer informiert ist, könne auch selbst entscheiden. „Die Industrie macht nur, was der Verbraucher will. Wir als Metzgereien sind ja mittlerweile eine Produktnische.“ Gerade die Informationen über die Herkunft des Fleisches, über Inhaltsstoffe und Züchtung stehen in seinem Laden im Vordergrund. „Die Leute kommen, weil wir greifbar und vor Ort sind. Auch was Allergien angeht, können wir informieren, oder sogar unsere Zutaten anpassen.“

Kurze Transportwege reduzieren das Leid

Sein Schweinefleisch beziehe er von zwei Bauern in der der Region. Vom Weseler Landwirt Venz mit seinen Obrighovico-Schweinen und von Sebastian Deckers. „Es hat schon gedauert, bis ich Partner gefunden habe, die so denken wie ich.“ Schnell zückt er sein Handy und ruft einen der Bauern an. „Kannst du mir deine Internetseite nochmal nennen? Die Bilder zeigen die Zucht so gut.“ Gemeint ist das Niederrheiner Strohschwein. Der Name steht für eine Haltungsmethode, die durch Sebastian Deckers 2019 als Marke eingetragen wurde. Hier sind die Ställe in einen wärmeren Innenbereich, einen luftigen Teil und den Außenstall untergliedert, indem sich die Tiere frei auf dem Strohboden bewegen können. Futter aus eigenem Anbau und die viele Bewegung führen zu einem langsameren und gleichmäßigen Wachstum und dadurch zu einer höheren Qualität des Fleischs.

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In der konventionellen Schweinemast leben die Tiere fünf bis sechs Monate bis zur Schlachtung. Den Schweinen für Ludger Lemken bleiben dagegen sechs bis acht Monate. Dabei werden ihnen lange Transportwege erspart, die bei der konventionellen Fleischproduktion regelmäßig in der Kritik stehen. „Das ist für mich die beste Haltungsart, die es in Deutschland gibt“, erzählt der Metzgermeister Ludger Lemken. Skandale über schlechte Arbeitsbedingungen wären bei den Betrieben auch nicht möglich. „Das sind alles Familienbetriebe.“

Qualität hat ihren Preis

Sein Rindfleisch kommt hingegen aus Süddeutschland, wird aber auch vor Ort geschlachtet und in Hälften transportiert. Dadurch würden auch Qualen durch lange Transportwege vermieden. Die Färsen leben zwei bis fünf Jahre, bevor sie zu Lemkens Dry-Age Premiumfleisch verarbeitet werden.

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Qualität hat ihren Preis, in der öffentlichen Diskussion wird allerdings auch der Aspekt der Fairness genannt. Nicht jeder könne sich Fleisch außerhalb des Discounters leisten. Auch Lemken bietet Produkte jenseits der Vorzeigezucht an. Fisch für die Mittagskarte wird gefroren geliefert und sein Geflügel stammt vom Markt, aufgezogen in Bodenhaltung. Zu der Fleisch-Wahl des gering vermögenden Verbrauchers hat er trotzdem eine klare Position: „Es kommt ja darauf an, wie oft man Fleisch essen will. Wir verwenden vom Tier noch Pfötchen für die Suppe. Es muss ja nicht das Filet vom Premiumfleisch sein. Ein Schweinebauch ist zum Beispiel deutlich günstiger zu haben und kommt dann trotzdem von einem guten Tier.“