Versuchter Mord in Alpen: Zeugen beschreiben den 25-jährigen Angeklagten vor Gericht als sehr aggressiv. Er war schon im Vorfeld straffällig.

Alpen/Kleve. Ein Arzt, der Pascal H. in der LVR-Landesklinik in Bedburg-Hau betreut, wo dieser seit seiner Verhaftung einsitzt, hält das devote Verhalten, das der Angeklagte vor Gericht bisweilen zeigt, für aufgesetzt. „Sobald ihm etwas nicht passt, ist er aufbrausend und distanzlos“, sagte der Mediziner am Montag im Zeugenstand vor dem Schwurgericht in Kleve. Der Angeklagte aus Köln, der am 10. März in Alpen mit einem Messer drei Mal auf seine Ex-Freundin und vier Mal auf ihre Mutter eingestochen und anschließend versucht haben soll, mit Benzin das Wohnhaus der Eltern in Brand zu setzen, sei am 12. März in die Forensik eingeliefert worden.

Er sei etwas verwirrt, sein Gang unsicher gewesen. Zwei Tage später habe er mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen, „als er realisiert hatte, was er getan hat“. Der Arzt hielt es für „wenig glaubwürdig, dass er Stimmen gehört hat“, wie der 25-Jährige auch schon in der Psychiatrie im Rheinberger St.- Nikolaus-Krankenhaus behauptet hatte, wo er zunächst untergebracht war. „Er wollte seine Wünsche durchsetzen, hat auf Kleinigkeiten extrem emotional und aggressiv reagiert“, so der Zeuge. Seit Mai 2019 stand Pascal H. unter Bewährung, weil er in seinem damaligen Wohnort Regensburg wiederholt wegen Körperverletzung straffällig geworden war.

Der Angeklagte war schon im Vorfeld gewalttätig geworden

Daher habe er auch einmal freiwillig an einem Anti-Aggressionstraining teilgenommen, berichtet eine Bewährungshelferin vor Gericht. Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters bestätigte sie, dass der Angeklagte unter anderem im Juni 2018 gegen seine damalige Freundin gewalttätig geworden sein soll. Das Verfahren laufe noch.

Als „aufgeschlossen, manchmal tief traurig“ beschrieb ein weiterer Zeuge den Angeklagten, den er durch einen längeren gemeinsamen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik kennengelernt habe. Er erinnerte sich aber auch an sehr intensive und lautstarke Auseinandersetzungen mit einer Therapeutin, nach denen Pascal H. kurzzeitig auf die „geschützte Station“ verlegt worden sei. Einem Mitbewohner hab er mal eine Schale mit Obstsalat hinterher geworfen, nachdem dieser ihn gefragt hatte, warum die Schale denn im Kühlschrank stehe.

Der Prozess wird am 7. August fortgeführt

Am 9. März, am Abend vor der Tat in Alpen, habe der Angeklagte ihm eine SMS geschickt und ihm berichtet, dass seine Mutter einen Suizidversuch unternommen habe und er jemanden zum Reden brauche. Man habe miteinander telefoniert. Dabei habe der Angeklagte, der wie seine Zwillingsschwester in einer Pflegefamilie gelebt hat, unter anderem erzählt, er sei von seiner Mutter immer wieder geschlagen worden.

Der Prozess wird am kommenden Freitag, 7. August, um 14 Uhr fortgesetzt.