Budberg. Nach 21 Jahren in der Rheinberger Gastronomie möchte Anita Barten kürzer treten. Die 67-jährige will das Krauthaus bald in jüngere Hände abgeben.

„Geschlossen?“ Die Enttäuschung stand den zwei Radlern ins Gesicht geschrieben. „Wir hatten uns auf ein Bierchen gefreut“, so einer der Herren aus Oberhausen. „Und auf den leckeren Kuchen“, fügt der andere hinzu und reibt sich dabei lachend den Bauch. Zweimal im Jahr machen sie auf ihrer Radtour einen Abstecher zum Krauthaus Heesenhof in Budberg. Statt kühlem Getränk und süßer Spezialität gönnen sie sich diesmal lediglich eine kurze Verschnaufpause auf einer Bank im Biergarten.

Nach der Corona-Zwangspause hatte Inhaberin Anita Barten entschieden, neben dem Montag und Dienstag auch den Mittwoch als Ruhetag einzuführen. Für die 67-Jährige der richtige Schritt. Nicht nur, weil der Betrieb aufgrund der Corona-Vorgaben zunächst zögerlich anlief. Schon seit geraumer Zeit sei ihr die Arbeit zunehmend schwerer gefallen. „Organisation, Einkauf, Finanzamt, Personal“, zählt Anita Barten auf. Alles Pflichten, die ihr als gelernter Bürokauffrau noch vor einigen Jahren locker von der Hand gingen. Hinzu kommen die vielen Stunden, die sie auf den Beinen ist, um im Café die Gäste zu bewirten. „Das ist körperlich und geistig sehr kräftezehrend, auch wenn man das nach schönen Tagen schnell vergisst“, erzählt Anita Barten.

Die Café-Chefin bleibt optimistisch

Doch es habe gedauert, bis sie sich eingestehen konnte: „Irgendwann muss‘ gut sein.“ Deshalb haben Anita und Hermann Barten entschieden, einen geeigneten Pächter für ihr Bauernhofcafé zu suchen. Ohne Zeitdruck und mit viel Bedacht. „Der Betrieb geht ja weiter“, versichert die Budbergerin. Unterstützung will sich das Paar beim Arbeitskreis (AK) Bauernhofgastronomie der Landwirtschaftskammer holen. „Hier haben schon einigen Mitglieder Erfahrung mit der Verpachtung gemacht“, so die Krauthaus-Chefin. Sie ist überzeugt, dass es kreative Köpfe gibt, die als Pächter mit einem neuen Gastrokonzept den sprichwörtlichen frischen Wind ins Café bringen. Nun müssen beide Seiten zueinander finden. Auch dabei soll der AK Bauernhofgastronomie behilflich sein.

Barten ahnt, dass sie möglicherweise auf der Suche nach der „eierlegenden Wollmilchsau der Gastrobranche“ ist: ein Pächter mit überzeugendem Konzept, der sich in das enge Geflecht von Pachtbetrieb und privatem Hof der Bartens gut einfügt, möglichst die Mitarbeiter übernimmt und selbst in Corona-Zeiten das Wagnis Selbstständigkeit eingeht. Dennoch ist die Café-Chefin optimistisch, genau diesen Partner zu finden.

Schon lange ist das Krauthaus kein Geheimtipp mehr

Im Mai 1999 haben die Bartens erstmals Gäste mit Kaffee und selbst gebackenem Kuchen verwöhnt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ehrensache für Anita Barten. Alles, was die Küche verlässt, ist selbst zubereitet. „Ich habe kein einziges Stück Kuchen zugekauft“, sagt die Frau, die als Quereinsteigerin in der Gastronomie landete. Als sie mit ihrem Mann Hermann (74) vor rund 40 Jahren die Direktvermarktung von Spargel und Erdbeeren auf dem Hof startete, kam die Idee, daraus mehr zu machen. „Immer mehr Kunden wollten sich ‚nur mal kurz hinsetzen und was trinken‘“, erinnert sie sich. Also haben sie die alte Zuckerrübenfabrik saniert und als Bauernhofcafé eingerichtet.

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Damals ein Novum in der Region. Im Lauf der Jahre hat Anita Barten das Angebot erweitert: Frühstück, Wildspezialitäten, Eintopfessen und das Catering für die Feiern im Partyraum. Längst ist das Krauthaus nicht mehr nur Geheimtipp, sondern Empfehlung in vielen Niederrhein-, Rad- und Wanderführern. „Letztens zeigte mir ein Gast ein Büchlein, in dem unser Café empfohlen wurde als Ort, an dem man die Seele baumeln lassen kann“, freut sich die Chefin. Das, so wünscht sie sich, solle auch künftig, vielleicht mit neuem Pächter, so bleiben.