Sonsbeck/Niederrhein. Nach den Protesten in den vergangenen Monaten sehen die Landwirte der Region eines ihrer Ziele erreicht: Man redet mit ihnen, statt nur über sie.

Auch im neuen Jahr werden die Landwirte der Region weiter für ihre Anliegen kämpfen – wenn nötig auch lautstark. Doch im Gegensatz zu den großen Protestfahrten im November vergangenen Jahres wollen die Bauern in den kommenden Monaten mehr auf Dialog setzen, informieren, aufklären.

Das sagte Georg Biedemann, regionaler Sprecher der Initiative „Land schafft Verbindung“, die die Proteste organisiert und die Interessen der Landwirte bündelt, unserer Redaktion. „Wir machen weiter, weil sich gezeigt hat, dass unsere bisherigen Aktionen die gewünschte Wirkung erzielt haben.“

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Denn das vorrangige Ziel, mit den Bauern zu reden, anstatt nur über sie, sei durchaus erreicht worden. „Wir hatten in den vergangenen Wochen zunehmend das Gefühl, dass wir auf uns und unsere Probleme aufmerksam machen konnten“, sagt Biedemann, der selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb an der Grenze von Kevelaer und Sonsbeck führt. Entsprechend positiv fällt sein Fazit mit Blick auf die zurückliegenden Monate aus. „Man hört uns nun zu, wir sind nun im Dialog mit der Politik und können unsere Anliegen vortragen, aber auch unser Wissen aktiv einbringen.“ Dabei sei es durchaus hilfreich gewesen, dass alle bisherigen Protestaktionen immer friedlich abgelaufen seien.

Landwirte am Niederrhein: Der Wunsch nach mehr Dialog eint alle

Bundesweit 100.000 organisierte Bauern

Nach der Ankündigung der Bundesregierung, die Düngeverordnung zu verschärfen, wurde am 1. Oktober 2019 die Facebook-Gruppe „Land schafft Verbindung“ gegründet.

Innerhalb weniger Stunden traten mehrere tausend Landwirte bei. Inzwischen sind bundesweit knapp 100.000 Bauern in der Initiative organisiert.

Ob Protestfahrten nach Bonn und Berlin oder von örtlichen Bauern organisierte Mahnfeuer – immer habe der Wunsch nach mehr Dialog im Vordergrund gestanden. Dabei sei es durchaus eine Herausforderung gewesen, „die Interessen von Landwirten aus unterschiedlichen Regionen unter einen Hut zu bekommen“, sagt Biedemann. So habe der Bauer in Schleswig-Holstein schließlich andere Probleme als seine Kollegen in Nordrhein-Westfalen oder Bayern. „Aber letztlich eint uns der Wunsch nach Beteiligung an Dingen, die uns betreffen.“

So wolle man getroffene Entscheidungen nicht rückgängig gemacht wissen. „Im Gegenteil: Wir sind durchaus bereit, Veränderungen mitzutragen, so wie ein breiter Teil der Gesellschaft es sich wünscht. Aber manche Dinge, wie etwa die neue Düngeverordnung, sind einfach nicht praxistauglich. Da wollen wir unser Wissen einbringen.“

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Das gelte auch für Themen wie Insektenschutz, CO2-Reduktion oder wissenschaftliche Forschung. „Es besteht ja überhaupt kein Zweifel daran, dass wir uns mitten im Klimawandel befinden. Aber an diesem Punkt müssen wir einfach darauf aufmerksam machen, dass die Landwirtschaft eine Branche ist, die sogar mehr CO2 bindet als sie produziert.“ Daher wolle man gerne mitreden und mitgestalten. Das schließe auch wissenschaftliche Forschungsprojekte ein, die einen nachhaltigen Erkenntnisgewinn erzielen.

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Und um künftig nicht wieder in Vergessenheit zu geraten, hat „Land schafft Verbindung“ in den kommenden Tagen bereits die nächsten Aktionen festgezurrt. So werden am Freitag, 17. Januar, im gesamten Bundesgebiet wieder Kundgebungen stattfinden. Die zentrale Veranstaltung wird in Berlin am Brandenburger Tor steigen, da dort am Tag danach die alljährliche Demonstration „Wir haben es satt“, die für eine Agrarwende eintritt, aufläuft. „An diesem Tag wollen wir aber auch wieder in der Region präsent sein“, kündigt Biedemann an. „Wir wollen auffallen, werden aber diesmal nichts blockieren.“

Landwirte wollen mit Passanten ins Gespräch kommen

So wollen sich die Landwirte diesmal vor Supermärkten und in Fußgängerzonen platzieren, Tütchen mit Blühsamen verteilen und mit Passanten ins Gespräch kommen. „Der Plan sieht vor, sich um 10 Uhr an der Niederrheinhalle zu sammeln und dann in kleinen Gruppen auszuschwärmen.“

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Die genauen Standorte stehen laut Biedemann noch nicht fest, „aber in den größeren Städten wie Wesel, Kleve oder Xanten werden wir sicherlich präsent sein“.