Rheinberg. Die Rheinberger Tafel öffnete am Dienstag zum letzten Mal in diesem Jahr. Koordinatorin Tanja Braun erzählt, was sie und ihr Team antreibt.

„Ihr könnt die Tüten ruhig richtig voll machen“, sagt Tanja Braun. Mehrere Kisten voller Champions stehen im Pfarrsaal der St. Anna-Gemeinde. Jetzt, kurz vor Weihnachten, gab es eine Zusatzlieferung. „Das ist nicht selbstverständlich, aber wir freuen uns sehr darüber“, erklärte die Koordinatorin der Rheinberger Tafel. Sie und ihr Team hatten alle Hände voll zu tun. Gestern öffnete die Tafel zum letzten Mal in diesem Jahr.

Es war eine besondere Ausgabe. Neben den regulären Lebensmitteln, erhielten die Kunden kleine Weihnachtsgeschenke. Privatpersonen, Unternehmen sowie die örtlichen Fraktionen spendeten Lebensmittel, Süßigkeiten oder Kleinigkeiten für den Alltag und verpackten sie in 100 Geschenktüten für Senioren und 83 Schuhkartons. Dazu gab es noch einen großen Tisch voller Geschenke für Kinder. Seit 16 Jahren gibt es die Rheinberger Tafel, zwölf davon unter der Leitung von Tanja Braun. Seitdem existiert auch schon die Weihnachtsausgabe.

Tafel in Rheinberg: Backwaren und Gemüse

„Dieser Tag ist für mich sehr emotional, weil er zeigt, wie herzlich die Gesellschaft doch eigentlich ist“, sagt sie mit Blick auf den großen Gabentisch. „Genau das ist der Sinn von Weihnachten: Füreinander da sein und der Gemeinschaft etwas Gutes zu tun.“ Doch bis es am Mittag zu dieser kleinen Bescherung soweit war, mussten die frischen Produkte, die Backwaren und das Gemüse an den einzelnen Stationen sortiert werden. Nach und nach brachten die Fahrer die Lebensmittelkisten.

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Für die Festtage wurden auch seltenere Waren, wie Rotkohl oder Klöße, gesammelt. „Nur, weil es Menschen gibt, die nicht so viel Geld haben, heißt es nicht, dass diese deshalb schlechtere Lebensmittel bekommen“, betonte Braun. Gut drei Stunden hatten die ehrenamtlichen Helfer Zeit, die Ausgabe vorzubereiten. Die Koordinatorin betrachtete eine knackige Paprika mit einer nicht einmal fingernagelgroßen Delle „Da ist nichts dran. Für den Verkauf wäre sie aber nicht mehr geeignet. Wir leben in einer absoluten Konsumwelt, in der die Wertschätzung für Lebensmittel zum Teil ziemlich verloren gegangen ist“, stellt sie fest.

Die Tafel in Rheinberg sieht sich als Unterstützer

So öffnet die Tafel in Rheinberg

Die Rheinberger Tafel öffnet am Dienstag, 7. Januar, im Pfarrheim St. Anna, An der St.-Anna-Kirche 2, wieder.

Die Ausgabe der Lebensmittel erfolgt von 12 bis 13 Uhr für Kunden mit Schwerbehindertenausweis beziehungsweise mit Betreuungsperson, von 13 bis 14 Uhr für Kunden ab 65 Jahren und von 14.30 bis 16.30 Uhr für Familien und Einzelpersonen.

Ab 14.30 Uhr öffnet in der Regel auch die Kaffeetafel, um die Wartezeit bei Getränken und Gebäck angenehmer zu gestalten.

Rund eine Tonne Lebensmittel werden jede Woche an 700 Personen, darunter viele Familien, abgegeben. „Die Tafel ist nicht dafür da, dass man die ganze Woche mit Lebensmitteln auskommt, sie soll dabei eher unterstützen“, erklärt die Koordinatorin. Je nach Haushaltsgröße variiert die Menge an Produkten, die jeder Besucher der Tafel erhält. Brot, Molkereiprodukte, Obst und Gemüse sind aber immer dabei. Die Ausgabe ist in drei Phasen gestaffelt. Drei Kunden dürfen gleichzeitig einkaufen. Es gibt keine lange Schlange, kein schnelles Abfertigen. „Der Gang zur Tafel soll genauso normal sein, wie der in den Supermarkt“, so Braun. Aber: vor allem Senioren würden sich immer noch schämen.

Der Anteil derer – 130 Rentner sind es aktuell, die zur Tafel kommen – sei in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Braun: „Die Altersarmut spüren wir hier.“ Einen Weihnachtswunsch für die Tafel hat die Koordinatorin eigentlich nicht. Rollcontainer würden die Arbeit ein wenig erleichtern, sagt sie, doch die vorhandene Hilfe aus der Bevölkerung sei ein viel größeres Geschenk, als praktische Gerätschaften.

Ehrenamtler in Rheinberg froh über die Wertschätzung

Genauso sei es die Wertschätzung der Kunden, die Tanja Braun und die anderen 44 ehrenamtlichen Helfer Woche für Woche antreibe – auch jetzt in der manchmal stressigen Weihnachtszeit. „Man sieht immer wieder die Tränen unserer Kunden, weil sie sehr dankbar sind. Man sollte niemals Vorurteile haben, warum ein Mensch zur Tafel geht. Jeder kann durch Krankheit oder Verluste in so eine Not geraten.“