Seit Mitte Juli sind zwei Ranger des RVR Ruhr Grün im Orsoyer Rheinbogen unterwegs. Sie kontrollieren, ob die Menschen sich richtig verhalten.

Rheinberg-Orsoy. Boots, Dreiviertel-Hose, kurzärmliges Hemd und typischer Hut mit breiter Krempe – die Ranger, die seit Mitte des Monats im Orsoyer Rheinbogen unterwegs sind, erkennt man schon von weitem. Auf ihren E-Mountainbikes fahren sie an zwei bis drei Tagen pro Woche – speziell am Wochenende – das etwa 800 Hektar große Naturschutzgebiet ab. Um die Menschen, die hier radfahren, angeln oder mit ihrem Hund spazieren gehen, daran zu erinnern, dass sie sich an naturschutzrechtliche Vorschriften halten müssen und die Rückzugsorte von Tieren beachten sollen. Die Ranger klären Erholungssuchende über die sensiblen Bereiche vor Ort auf.

Jürgen Grewer und Andreas Majdaniuk gehören zum sechsköpfigen Ranger-Team des Regionalverbandes Ruhr (RVR), das im Auftrag des Kreises Wesel als Patrouille für den Naturschutz fungiert. Die Ranger sind staatlich geprüfte Natur- und Landschaftspfleger, besitzen einen Dienstausweis und können auch Verwarngelder verhängen. „Kontrolle ist wichtig, aber Information ist alles“, betonte RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel gestern Morgen bei der Vorstellung des Pilotprojektes am Orsoyer Rheinbogen.

Mit dem Dienstausweis unterwegs

Wobei die Arbeit der Ranger gerade in diesen Tagen nochmals einen besonderen Stellenwert erhält. „Der Klimawandel sorgt täglich für Schreckensmeldungen“, so Geiß-Netthöfel. „Wir machen uns beispielsweise große Sorgen um unseren Wald. Darüber sind wir alle besorgt, da müssen wir etwas tun.“ Gerade am Niederrhein, gerade im Kreis Wesel gäbe es noch viel Waldfläche, den man als Erholungsraum für die Menschen hegen und pflegen müsse.

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Die Kooperation zwischen RVR und Kreis ist eine Premiere: Erstmals stellt der RVR-Eigenbetrieb Ruhr Grün zwei Forstwirte in diesem Jahr bis Ende August und 2020 von April bis Juli auf den Flächen eines Mitgliedskreises zur Verfügung. Danach soll das Projekt analysiert und möglicherweise auch fortgesetzt werden. RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel freut sich über das Pilotprojekt: „Der Kreis Wesel ist als erster Kreis auf uns zugekommen, wir arbeiten gut zusammen. Wald- und Naturschutzgebiete sind ein wertvolles Gut, das dem Klimaschutz aber auch der Freizeit und Erholung sowie der Umweltbildung dient. Unsere Ranger sind Botschafter der grünen Infrastruktur, die die Besucher für ein gutes Zusammenspiel von Mensch und Natur sensibilisieren wollen.“

Auch Landrat Ansgar Müller machte deutlich, dass „die Wertschätzung der Natur mehr über Einsicht als Verbote“ erreicht werden solle. Es gehe darum, dass sich die Menschen angemessen in der Natur verhalten, speziell während der Brutzeit der Vögel. Vieles passiere auch durch Unwissenheit, ein klärendes Gespräch und die regelmäßige Präsenz könne helfen. „Nur wer die Natur kennt, lernt sie zu schützen.“

Jürgen Grewer hat gute Erfahrungen gemacht

RVR-Betriebsleiter Thomas Kämmerling berichtete indes von einem etwas „holprigen Start“ des Projektes, da nach dem Kreistagsbeschluss vom 4. April noch einige Rahmenbedingungen wie Haftung und Versicherung geklärt werden mussten. Auch Kämmerling sieht die Dringlichkeit beim Thema Naturschutz. „Unserem Wald droht ein Inferno, die Zahl der Baumkrankheiten nimmt zu, nach der Fichte ist jetzt vor allem die Buche betroffen.“

Jürgen Grewer hat in den ersten Wochen durchweg gute Erfahrungen gemacht, viel positive Rückmeldungen von Bürgern, aber auch Landwirten und Schäfern erhalten. „Es läuft hervorragend, aber alle müssen noch lernen.“ Bislang haben die Ranger erst zwei Knöllchen verteilt, wobei die Spanne zwischen zehn und 55 Euro liegt. „Wir haben tolle Gespräche mit den Leuten geführt, die meisten verstehen auch, wie wichtig das richtige Verhalten in der Natur ist“, so Grewer. „Wir lieben die Arbeit, es macht großen Spaß.“ Und wenn jemand mal ganz uneinsichtig ist und die Situation eskaliert, ziehen sich die Ranger zurück – und informieren die Polizei.