Oberhausen. Es gibt immer wieder Beschwerden über das Oberhausener Einkaufszentrum. Aber was hat es mit der Kritik auf sich? Anlass, sich vor Ort umzuhören.
Das sonnige Wetter an diesem Morgen bringt angenehme Temperaturen mit sich und lockt offensichtlich viele Besucher zum Sterkrader Tor. Kurz vor Mittag ist hier allerhand los, die einen schlendern durchs Einkaufszentrum, andere haben es ganz eilig. Manche kommen mit prall gefüllten Pommesschalen daher und lassen es sich schmecken. Gelassen schauen derweil diejenigen zu, die in der Außengastro einer Bäckerei einen Platz gefunden haben. Diese lockere Atmosphäre scheint eigentlich so gar nicht zu den Beschwerden zu passen, die in unserer Redaktion gelandet sind. Kunden ärgern sich über den Müll, die Junkies und - wie sich herausstellen soll - über fehlende Parkplätze.
Besucher des Einkaufszentrums angepöbelt
Wir wollten es nämlich genauer wissen und haben uns am Ort des Geschehens einmal unter Passanten umgehört. Schon gleich der erste Befragte, Bajo Bekir (70) kommt zur Sache: „Die Jugendlichen“, so sagt er, „die machen Probleme.“ Ihn haben sie zwar noch nicht angepöbelt, aber er habe das durchaus schon erlebt, dass „Leuten, ohne dass ein Streit vorausgegangen war, Schimpfwörter an den Kopf geworfen wurden.“ Zu Handgreiflichkeiten sei es aber zum Glück noch nicht gekommen.
Kurz nach dem Gespräch kommt ein jüngerer Mann in zerschlissener Kleidung des Weges, hält einen leeren Kaffeebecher hin und will Geld. Die Bettelei scheint kein Einzelfall zu sein, im Laufe der Gespräche bringt der eine oder andere Befragte zur Sprache, wie nervig das sei. Zu ihnen gehört beispielsweise Klaus Stopnik (63), der sich mit seiner Frau Sabine (60) öfter im Sterkrader Tor aufhält. „So etwas muss doch nicht sein“, sagen beide. Solche Vorkommnisse könnten sich schädlich auf den Ruf des Einkaufparks auswirken. Den Ehemann haben auch selbst schon Junkies angegangen mit Begriffen, die er lieber nicht wiederholen will.
Lobende Worte für das Angebot an Geschäften
Während das Paar meint, durch die Ansiedlung von Kaufland sei es deutlich voller geworden, was nicht nur Vorteile habe, vertritt Heike Wolf da doch eine andere Ansicht. „Das Angebot stimmt, hier gibt es viel. Lebensmittel, Kleidung, Haushalt“, sagt die 65-Jährige, gemeinsam mit Tochter und Familie gehört sie den Erzählungen nach zu den Stammgästen hier. „Die Junkies, die sind auch da, das weiß man“. Doch viele Worte will die Eisenheimerin über sie nicht verlieren, stattdessen lieber in der Sonne sitzen und die Sonnenstrahlen genießen. Sie erweckt nicht den Eindruck, als wenn die Klientel sie stören würde. Damit steht sie keineswegs allein. Da gibt es beispielsweise Dieter Schneider, 67 Jahre alt. Der sagt: „So schlimm ist das doch mit den Junkies nicht, früher hatten wir hier mal Probleme. Aber hat sich erledigt.“ Besucher wie Annika Gülcü (36) geben ohnehin zu bedenken, dass auch „diese Menschen sich irgendwo aufhalten wollen“. Natürlich dürfe ihr Verhalten keinen Ärger hervorrufen.
Beim Müll sehen Gäste die Verursacher in der Verantwortung
Zu einem weiteren Kritikpunkt am Sterkrader Tor, dem herumliegenden Müll, meint sie: „Das ist Meckern auf hohem Niveau. Auf manchen Spielplätzen sieht es deutlich krasser aus.“ Befragte wie Dieter Schneider pflichten ihr bei. „Anderswo ist es keineswegs besser. Denn viele Leute werfen ihren Müll einfach irgendwohin, anscheinend ohne darüber nachzudenken.“ Für Neslihan Olbris (30) zählen dazu insbesondere Leute, die sich bei Burger King eingedeckt haben: „Die Verpackungen findet man hier überall.“
Dass Abfall vor allem im Umfeld von Kaufland herumliege, meint wiederum Esther Koclowski (57). Sie schränkt die Örtlichkeiten, an denen man auf Papier, Schachteln oder Tüten stößt, damit deutlich ein, nicht das ganze Sterkrader Tor ist nach ihrer Meinung betroffen. Eine Ausnahme macht sie aber: Nach den Trödelmärkten, die alle paar Wochen Besucherscharen anlocken, „sieht es manchmal heftig aus und es dauert, bis wieder alles sauber ist“. In der Verantwortung sieht sie die eigentlichen Verursacher, also die Menschen, die den Unrat einfach wegwerfen, weniger die Betreiber des Einkaufszentrums.
Kunde wünscht sich mehr Mülleimer
Dass - wer auch immer - für mehr Sauberkeit in dem Zentrum sorgen könnte, wünschen sich logischerweise viele Befragte, wie unter anderm Benedikt Weber (29). Denn er findet: „Es gibt durchaus Tage, „da sieht es schon recht vermüllt aus.“ Aber gibt es vielleicht auch tiefer liegende Ursachen? Für die unansehnlichen Zustände führt Erol Huseyin einen Grund an, der auch in dem einen oder anderen Gespräch anklingt: „Es müssten mehr Mülleimer vorhanden sein“, betont der 50-Jährige. Es mangele an solchen Abfallbehältern.
Deutlich größer könnte auch die Zahl der Parkplätze sein, wie es mehrere befragte Passanten von sich aus ansprechen. An manchen Tagen finde man überhaupt keine freie Bucht mehr. Der Parkdruck habe im Laufe der Zeit deutlich zugenommen, sagt beispielsweise Hülya Akavica (34). Den Zuspruch kann sie gut nachvollziehen: „Zum Einkaufen ist es hier doch schön und angenehm.“
Von den hohen Besucherzahlen spricht auch das Unternehmen Hahn Immobilien aus Bergisch Gladbach, Eigentümer des Kaufparks. Der Start von Kaufland habe zu einem erneuten Zuwachs geführt, sagt Sprecher Marc Weisener. So erfreulich die Entwicklung auch sei, „bringt sie auch Herausforderungen wie ein erhöhtes Abfall- und Verkehrsaufkommen mit sich“.
Nach mehreren Beschwerden hatte das Unternehmen bereits Anfang des Jahres einen neuen Reinigungsdienst beauftragt und dem vorherigen gekündigt, weil „die Leistungen nicht vollständig zufriedenstellend“ gewesen seien. Seit Mitte April legen Mitarbeiter einen zusätzlichen Kontrollgang zurück, um in den Außenanlagen nach dem Rechten zu schauen. In Zusammenarbeit mit Burger King werde der Müll täglich kurz vor Geschäftsschluss von Mitarbeitern des Schnellrestaurants eingesammelt. Zudem erfolge eine häufigere Leerung der Kaufland-Mülltonnen. Um den Taubendreck zu verringern, hat das Unternehmen auf mehreren Dächern so genannte Spikes, also Stahlspitzen, installiert.
In Kooperation mit Burger King wird, betont Wiesener, der Müll im hinteren Bereich des Parkplatzes nun täglich kurz vor Geschäftsschluss direkt von den Restaurantmitarbeitern eingesammelt. Man halte aber hier und im gesamten Kaufpark ein wachsames Auge darauf, ob die ergriffenen Initiativen ausreichen.
Darüber hinaus hat Hahn Immobilien einen Sicherheitsdienst unter Vertrag genommen, der in den Abendstunden seinen Einsatz leistet. Ursprünglich hatte das Unternehmen die Sicherheitskräfte wegen der Tunerszene angeheuert, die sich aber rar gemacht hat. Nun sollen die Mitarbeiter auf die gesamte Sicherheitslage achten, betont der Sprecher, „und eben auch auf die jungen Leute“. Beschwerden von Kunden sind aber wohl noch nicht beim Unternehmen angekommen.
Bleibt noch die Frage, wie Hahn Immobilien es mit den Parkplätzen halten will. Für zusätzliche (aktuell sind es rund 500) fehlt es an Fläche, betont der Sprecher. Durch die Pflicht zu einer Parkscheibe (max. zwei Stunden Aufenthalt) will die Firma zumindest die Dauerparker aus dem Zentrum heraushalten.
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