Oberhausen. Die Kurzfilmtage Oberhausen widmen sich Jahr für Jahr auch den jungen Kinofans. In sieben Altersgruppen gibt es Filme für Kinder ab drei Jahren.
Wenn die nachtgrüne Katze ihren Kopf wie eine Mütze lüftet und die jungen Zuschauer dieses traumschönen Animationsfilmes in ihre Gedanken blicken können, dann sausen dort Autos über eine langgezogene Hängebrücke. „Meditiationen zur Dämmerung“ der Ungarin Judit Erdélyi, zu sehen im Jugendfilm-Wettbewerb ab zwölf Jahren, liefert ein sprechendes Bild für jenen Zauber, den die Internationalen Kurzfilmtage alljährlich für ihr jüngstes Publikum in sieben speziellen Programmen ausbreiten.
Die Erwachsenen müssen sich bekanntlich als Zuschauer der „großen“ Programme stets auf wilde Mischungen gefasst machen - doch beim cineastischen Nachwuchs achtet Oberhausens Traditionsfestival auch in der 70. Ausgabe auf liebevollen Service. Wie man es erwarten darf, ist das 47. Kinder- und Jugendkino nach sieben Altersgruppen gestaffelt: vom Kinderprogramm ab drei Jahren bis zum Jugendfilm-Wettbewerb ab 16 Jahren. Und alle dürfen sich für nur 3 Euro pro Filmpaket bezaubern lassen - auch die Eltern oder Großeltern. Und viele dieser Werke, das lehrt die Kurzfilmtage-Erfahrung, können in der Tat auch Erwachsene ohne kindliche Begleitung bezaubern.
So gibt‘s Animationsfilme (wie die „Meditationen“) zwar für jede Altersgruppe, doch im Programm für die Kleinsten ab drei Jahren (ohne Wettbewerb) sind ausschließlich „Zeichentrickfilme“, wie es früher hieß, zu sehen. So darf in „Türen“ von Fuka Katayama, einem Stammgast der Kurzfilmtage, ein neugieriges Kind all die roten Türen eines Hauses öffnen, die zu stets neuen Entdeckungen führen - bis hinter einer Tür ein Hund erscheint.
Kinderfilme bei den Kurzfilmtagen: „Lulina“ bezwingt ihre Ängste
Selbst im „kleinsten“ Kinderfilmwettbewerb fürs Publikum ab sechs Jahren wird es schon weit abenteuerlicher - und auch ein bisschen unheimlicher: So erzählt der brasilianische Filmemacher mit dem klangvollen Namen Marcus Vinicius Vasconcelos in „Lulina“ von dem gleichnamigen Mädchen, das seine größten Ängste auf die weiße Oberfläche des Mondes malt. Ihre Zeichnungen erwachen zum Leben - und zeigen Lulina, dass sie vor dem Gezeichneten gar keine Furcht haben muss.
Von der Magie zum Schulalltag: Der fordert die achtjährige „Rizoo“ im gleichnamigen Film von Azadeh Navai besonders heraus: Denn ihre Mutter ist mit der Tochter aus Kalifornien nach Teheran zurückgekehrt - und im Iran müssen schon Grundschülerinnen ein Kopftuch tragen: Soll Rizoo da wirklich mitmachen? Die 39-jährige Filmemacherin aus der iranischen Hauptstadt arbeitet längst selbst in Kalifornien. Auch das Kinderkino für die Zehnjährigen zeigt eine aparte persische „Exil“-Geschichte: In „Die alte junge Krähe“ erzählt Liam Lo Pinto von einem Jungen, der auf einem Tokioter Friedhof mit einer betagten japanischen Dame Freundschaft schließt.
Kinder können sich eben in vielen Welten bewegen - wie auch das norwegische Werk mit dem zungenbrecherischen Titel „Smerteterskel“ pfiffig ins Bild setzt: Denn das „Kämpferherz“ gehört hier der zwölfjährigen Vilja, die sich gerne als Ringerin auf der Matte beweisen will, aber doch so große Angst vor Verletzungen hat. Bis sie Thea, den jungen Star des Ringervereins, kennenlernt. Der Film von Marianne Ulrichsen zählt zum Jugendfilm-Wettbewerb ab zwölf Jahren. Im Programm ab 14 lernt man dann junge Mädchen und Frauen jenes Volkes kennen, die vor über tausend Jahren als erste Amerikaner in Neufundland den nordischen Wikingern begegnet waren: In „Korb“ erzählt die Kanadierin Charlotte Gauthier-Nolett von ihren Ambitionen, als Korbflechterin das künstlerische Erbe ihres Volkes, der Abenaki-Nation an der Atlantikküste Kanadas, weiterzutragen.
In der ebenfalls kanadischen Produktion „Boat People“, zu sehen im Jugendfilm-Wettbewerb ab 16 Jahren, spiegelt sich dann schon die große Politik im detailgenauen Blick eines animierten Dokumentarfilmes: Die Illustratorin Thao Lam erzählt von ihrer Mutter, die einst in Vietnam Ameisen aus Schüsseln mit Zuckerwasser rettete. Jahre später revanchieren sich die Tiere. Mit ihrem Co-Filmemacher Kjell Boersma variiert die Kanadierin hier filmisch ihre Bilderbuch-Biographie „Das Papierboot“ - und gewann beim Festival in Calgary bereits im Vorjahr den Preis für kurze Animationsfilme.
„Boat People“ ist denn auch eines der sechs ausgewählten Werke, die im Programm „Short Takeover 14+“ zu sehen sein werden: Dieses Paket - nur am Samstag, 4. Mai, um 17.45 Uhr in der Lichtburg - haben Neuntklässler der Fasia-Jansen-Gesamtschule, der aktuellen Partnerschule der Kurzfilmtage, als Newcomer-Kuratoren geschnürt.
Kurzfilmtage Oberhausen: Kinderfilme für alle Altersgruppen
Alle sieben Programme des Kinder- und Jugendkinos zeigen die Kurzfilmtage zu mehreren Terminen: Bei den Jüngsten, von drei bis zehn Jahren, stehen jeweils gleich vier zur Auswahl, für die Zwölfjährigen drei und für die beiden älteren Gruppen jeweils zwei.
Alle sehen die internationalen Beiträge in Originalfassungen, für die Unter-Zwölfjährigen mit einem deutschen Voice-Over, für die Älteren mit deutschen Untertiteln.
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen laufen vom 1. bis zum 6. Mai 2024 in der Lichtburg an der Elsässer Straße 26 in Oberhausen. Tickets: https://kurzfilmtage.filmchief.com/event-schedule