Oberhausen. Traurigerweise müssen in Deutschland Veranstaltungen mit jüdischer Thematik besonders geschützt werden - auch die Kurzfilmtage in Oberhausen.
Der Krieg im Nahen Osten zwischen den Hamas-Terroristen und Israel hat die Stimmung auch hierzulande zwischen Juden, linken Gruppierungen und einem Teil der Muslimen dermaßen aufgeheizt, dass antisemitische Gewaltakte in Deutschland zugenommen haben.
Seit der Randale einer Gruppe mit pro-palästinensischem Hintergrund Anfang Februar sehen sich Polizei und Ordnungsamt gezwungen, eine Vortragsreihe in der Oberhausener Gedenkhalle zu schützen, in der es um „Antisemitismus in Deutschland“ und um jüdische Schicksale geht.
Aus linken Kreisen stammende Kulturschaffende hatten zudem Ende des Jahres für Aufregung gesorgt, weil sie zum Boykott der Oberhausener Kurzfilmtage aufgerufen haben - nur deshalb, weil Festivalleiter Lars Henrik Gass Mitte Oktober 2023 nach der grausamen Ermordung von 1200 Jüdinnen und Juden durch Hamas-Terroristen zur Solidaritätsdemo mit Israel aufgefordert hatte. Mittlerweile hat sich allerdings diese Debatte um die Kurzfilmtage mit Drohungen und üblen Unterstellungen auch in den sozialen Medien gelegt.
Mehrere Krisenrunden zur Sicherheitslage der Kurzfilmtage
Gleichwohl ist man vorsichtig: Erstmals in der 70-jährigen Geschichte der Kurzfilmtage, die am 1. Mai beginnen, halten die Verantwortlichen besondere Sicherheitsmaßnahmen erforderlich, die für die Gäste allerdings unauffällig verlaufen sollen. In mehreren Krisenrunden mit Oberhausener Polizei, Ordnungsamt, Stadtspitze und Organisatoren wurde das Vorgehen beraten: Neben Polizisten und Beschäftigte des Ordnungsbereiches sind Schutzkräfte in Zivil und eine private Sicherheitsfirma mit Kultur-Expertise im Einsatz.
„Es gibt derzeit keine konkreten Anhaltspunkte für eine erhöhte Gefährdungslage“, heißt es von den Behörden. Festivalleiter Gass ist überzeugt: „Nach menschlichem Ermessen sind wir auf alles gut vorbereitet: Für einen gesicherten Ort ist gesorgt. Umgekehrt möchten wir aber auch keine Hochsicherheitsveranstaltung präsentieren.“ Selbstverständlich dürfe auf dem Festival diskutiert und protestiert werden, aber die Schwelle zur Störung der Veranstaltungen solle dabei nicht überschritten werden. Man sei entschlossen, in solchen Fällen das Hausrecht durchzusetzen.
Um auch jedem Teilnehmer und jedem Ticketkäufer klar und deutlich zu machen, welches Verhalten beim Kurzfilmfestival nicht mehr toleriert wird, wurde ähnlich wie bei der Berlinale ein Verhaltenskodex entwickelt. Jeder Besucher muss beim Kauf der Tickets versichern, diesen gelesen zu haben. Im Kodex wird im Grunde Selbstverständliches noch einmal festgehalten: „Das Festival ist ein Ort der respektvollen Diskussion, von dem sich niemand seiner politischen Einstellung oder kulturellen Herkunft ausgeschlossen fühlen soll. Antisemitische, rassistische, kriegsverherrlichende und sonstige menschenfeindliche Inhalte und Haltungen oder Gruppierungen werden hier nicht toleriert.“
Kurzfilmtage verbieten Foto- und Video-Aufnahmen auf dem Festival
Als antisemitisch gelten beispielsweise Boykottaufrufe gegen Israel. Verboten sind Gesten, Symbole und Kleidungen, die antisemitisch, rassistisch oder rechtsextrem sind. „Die Kurzfilmtage dulden keine verbalen oder körperlichen Übergriffe gegen Besucher oder Mitarbeiter - und auch keinerlei Störungen des Ablaufs.“
Nicht nur aus urheberrechtlichen Gründen sind Ton- und Bildaufnahmen bei allen Veranstaltungen, auch bei den Diskussionsforen, ohne Genehmigung verboten. Hintergrund dieser Regel: In den Online-Medien nutzen ausgerechnet diejenigen, die Veranstaltungen durch lautstarke Störmanöver sprengen, manipulative Videoausschnitte oder Zitat-Schnipsel, um sich selbst als Opfer angeblich repressiver Veranstalter und Behörden darzustellen.