Oberhausen. Eltern kennen das: Das Kind klagt über Bauchschmerzen, doch die Ursache ist unklar. Mediziner in Oberhausen sammeln Hinweise in gemalten Bildern.
- Bauchschmerzen bei Kindern können viele Ursachen haben, die Diagnostik ist nicht einfach
- Eine Studie in Oberhausen zeigt: Durch das Malen eines Bildes können die Kinder selbst bei der Diagnose helfen
- Die Bilder von Kindern mit körperlich bedingten Bauchschmerzen unterscheiden sich von Bildern von Kindern mit psychosomatischen Bauchschmerzen
Viele Eltern kennen das Problem: Das Kind klagt über Bauchschmerzen. Doch die richtige Ursache für das Leiden zu finden, stellt Eltern und Ärzte oft vor Herausforderungen. Um dem entgegenzuwirken, führte Dr. Joachim Opp, Chefarzt des Sozialpädiatrischen Zentrums im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen, eine Studie durch und lieferte wichtige Erkenntnisse für die Diagnostik.
Wenn Kinder Bauchschmerzen haben, können diese auch durch Stress verursacht sein. Eine Trennung der Eltern, ein Verlust in der Familie, Angst vor der Grundschule – diese Krisen können sich körperlich auswirken. Mediziner sprechen dann von einer psychosomatischen Erkrankung. Allerdings ist es nicht leicht, diese zu erkennen: Kinder sprechen anders über Beschwerden als Erwachsene. Mitunter können sie die Zusammenhänge nicht erkennen.
Bauchschmerzen bei Kindern: Bilder können bei Diagnose helfen
Für die Studie des EKO-Chefarztes wurden insgesamt 22 Kinder im Alter von sieben bis 15 Jahren mit organischen oder psychosomatischen Bauchschmerzen untersucht. Der Arzt führte ein Gespräch mit den Kindern, die aufgezeichnet und anschließend ausgewertet wurden. In dem Gespräch wurden die Kinder zu den Schmerzen befragt und gebeten, diese genauer zu beschreiben. Anschließend sollten die Kinder ihre Schmerzen aufmalen. Es zeigte sich, dass Kinder mit körperlich bedingten Bauchschmerzen die Malaufgabe als Pflicht ansahen. Ihre Bilder brachten bei der Diagnose keinen Mehrwert.
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Anders sah das bei Kindern mit Bauchschmerzen aus, die durch Stress verursacht waren oder verstärkt waren. Diese nutzten das Malen, um dem Arzt mehr Informationen über ihr Krankheitsbild zu geben. Verbildlichten die Kinder ihre Schmerzen, zeigte sich, dass sich die Schmerzen nicht nur auf den Bereich des Bauches beschränkten. Die Kinder malten beispielsweise zusätzlich traurige oder ängstliche Gesichter. Dr. Opp sieht in der Studie wichtige Erkenntnisse: „Es wurde deutlich, dass die Kinder mit psychosomatischen Bauchschmerzen die Möglichkeit des Malens nutzten, um ins Gespräch zu kommen und mehr über die Beschwerden zu erzählen.“
Oberhausener Chefarzt: Gang zum Kinderarzt bleibt unerlässlich
Sich in der Diagnostik rein auf die gemalten Bilder zu verlassen, reiche jedoch nicht aus, schildert Dr. Opp. „Man braucht die Informationen dazu, die einem das Kind gibt und die Art und Weise, wie das Kind über die Schmerzen spricht, ist wichtig. Eine eins zu eins Übersetzung der Bilder ist nicht möglich.“ Trotzdem konnte durch die Studie festgestellt werden, dass das Malen von Schmerzen eine gewinnbringende Methode ist, um die Ursache der Bauchschmerzen herauszufinden.
Der Chefarzt mahnt davor, als Elternteil selbst aktiv zu werden und diese Art der Diagnose zu übernehmen: „Der Gang zum Kinderarzt ist ganz wichtig. Diesen sollte man auch die Diagnose überlassen. Außerdem ist es wichtig, dass eine außenstehende Person auf die Symptomatik schaut.“ Die Studie soll ausschließlich Ärzten bei der Diagnose helfen. „Kinderärzte haben nun ein weiteres Werkzeug im Gepäck, um die Ursache von Bauchschmerzen bei Kindern herauszufinden“, so der Chefarzt des Sozialpädiatrischen Zentrums.
Sozialpädiatrisches Zentrum in Oberhausen mit Qualitätssiegel ausgezeichnet
Die Studie des Sozialpädiatrischen Zentrums fand in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl Linguistik der Universität Bielefeld statt. Die Untersuchung mit der Symptomatik Bauchschmerzen ist die erste dieser Art. Dr. Opp erhofft sich, dass nun andere Ärzte auf diese Studie aufmerksam werden und in dem Bereich weiter geforscht wird.
Das SPZ im EKO behandelt chronisch kranke und verhaltensauffällige Kinder. Zu den Schwerpunkten gehören neurologische Erkrankungen wie Epilepsie und Bewegungsstörungen. Unlängst wurde das SPZ mit dem Qualitätssiegel „Wegweisend. Für die Entwicklung von Kindern“ für seine gute und leitliniengetreue Arbeit ausgezeichnet.
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