Oberhausen. Der Umbau des Kleinen Marktes, zentraler Platz in Oberhausen-Sterkrade, hat lange gedauert - die Verschönerung kommt aber oft nicht gut an.
Nach langen Verzögerungen der Bauarbeiten und stolzen Gesamtinvestitionen von zwei Millionen Euro ist der Kleine Markt in Oberhausen-Sterkrade seit Ende des vergangenen Jahres endlich für die Öffentlichkeit freigegeben. Der Markt glänzt jetzt mit neuen Bänken, jungen Bäumen und frischen Spielgeräten. Das noch frische Stadtmobiliar hat die deutschlandweit tätige Firma Greenleaf aus Reichshof bewusst rau und einfach gestaltet: Aus hellen Holzbrettern gezimmert, verströmen Stühle, Bänke und Tische den Charme eines robusten Obst- und Gemüsemarktes.
Neuer Marktplatz: Erfüllte Erwartungen oder enttäuschte Hoffnungen?
Die Erwartungen der Bürger an die Neugestaltung des zentralen Platzes in der Sterkrader Innenstadt waren sehr hoch, aber konnten sie auch erfüllt werden? Die meisten Besucher, die wir an diesem sonnig-bewölkten Frühlingstag befragten, sind sich einig, dass der Marktplatz schöner geworden ist. „Im Großen und Ganzen ist der Platz zum Sitzen ganz nett gemacht, vor allem die runde Bank um den Baum ist sehr gelungen“, sagt ein Passant, der ein bis zweimal in der Woche hier unterwegs ist.
Ganz zufrieden ist er hingegen nicht: „Es wurde mehr Grün angekündigt, ich sehe hier nicht viel Grün.“ Tatsächlich sind die frisch gepflanzten Bäume noch sehr jung und werden wohl noch ein gutes Jahrzehnt brauchen, bis sie eine große grüne Krone tragen, die auch Schatten spendet. Der Mann bemängelt, dass der Platz zu stark mit Pflastersteinen versiegelt ist, die sich an Sommertagen schnell erhitzen. Schatten fehlt, weil die Bäume noch zu klein sind. „Es wird im Sommer immer heißer und hier weht wegen der hohen Gebäude kaum Wind durch. Die Pflastersteine werden den Platz nicht abkühlen.“
Ein Geschäftsinhaber am Kleinen Markt kritisiert, dass die Stadtplaner und Politiker viel zu viel Rücksicht auf die nur einmal im Jahr in Sterkrade stattfindende große Fronleichnamskirmes genommen haben: „Man hätte mehr Grün pflanzen können, aber dann wäre weniger Platz für die Kirmes vorhanden gewesen. Hier ist doch nur ein einziges Mal im Jahr Kirmes. Es wird aber alles dafür getan, dass die Kirmesbetreiber glücklich sind. Da wäre einfach für alle Bürger über das ganze Jahr gesehen mehr drin gewesen.“
Sterkrades neuer Marktplatz: Schön gestaltet, aber ohne Leben
Eine Dame ist besonders enttäuscht, allerdings nicht von der Umsetzung des Umbaus. Die Ur-Sterkraderin kritisiert, dass es an dem Platz nichts zu tun gibt: „Es sieht hier super aus, aber es ist einfach tote Hose.“ Ihr fehlt, dass sich Menschen hier auf dem Platz mit einem Kaffee treffen können. „Von dem Platz ist alles, also auch die Gastronomie, zu weit weg, Sterkrade war immer so ein schönes Städtchen, es muss mal wieder etwas mehr Leben hier hin.“ Auch andere Anwesende üben Kritik an den fehlenden Angeboten: „Hier gibt es keinen Wochenmarkt mehr, das ist einfach schade.“
Einen positiven Eindruck teilen die Spaziergänger auf dem Kleinen Markts trotz aller kritischen Töne. Bekanntlich war in der Vergangenheit der Kleine Markt häufig ein Treffpunkt für eine spezielle Klientel, die immer wieder Ärger bei Besucherinnen und Besuchern auslöste: Obdachlose, Bettler, Alkoholiker. Die befragten Sterkrader vor Ort versichern, dass diese Szene nach dem Umbau des Platzes nur noch selten aufgetaucht sei. „Jetzt sind hier Menschen von jung bis alt, einfach alle möglichen Bürger, unterwegs. Besonders Schüler treffen sich hier oft in Gruppen nach der Schule. Da wurde doch etwas Gutes geschaffen.“
Kleiner Markt: Neue Spielgeräte enttäuschen ältere Kinder
Die neuen Spielplatzelemente sorgen bei Familien mit Kindern für geschiedene Geister. Seit dem Umbau ist eine Rutsche der Mittelpunkt, ansonsten gibt es Seile zum Balancieren, Kisten zum Klettern und ein festes Holzauto. Ein Vater, der den Kleinen Markt fast täglich mit seinem dreijährigen Sohn besucht, ist zufrieden mit dem Umbau: „Es ist auf jeden Fall besser, als es vorher war und die Spielmöglichkeiten sind wirklich klasse.“ Am meisten Spaß habe sein Sohn auf der Rutsche.
Anders sieht das bei Familien mit älteren Kindern aus. Eine Mutter und ihr siebenjähriger Sohn nutzen den Markt als Übungsort zum Inliner fahren. Der Platz sei attraktiver geworden, aber er biete für ihren siebenjährigen Sohn auch nicht viel: „Wir kommen zum Ball spielen her, aber es ist nichts für mehrere Stunden“, sagt der Vater des Siebenjährigen. Auch der sechsjährige Luca hat eine klare Meinung zu den neuen Spielgeräten: „Eigentlich sind die für Babys. Die Spielgeräte vorher waren viel besser, da war auch was für größere Kinder dabei.“
Fehlende Poller sorgen für Auto-Merkwürdigkeiten am Sterkrader Markt
In einer Sache sind sich die Besucher des Kleinen Markts an diesem Tag einig: „Die Autos müssen weg.“ Eigentlich ist hier nur der Lieferverkehr erlaubt, trotzdem sind fast zu jeder Zeit Autos in der Fußgängerzone und auf dem Platz unterwegs. Um die Autos von dem Platz fernzuhalten, wurden elektronische Poller an einer Seite installiert.
Doch der Kleine Markt hat mehr als nur eine Einfahrmöglichkeit. Die anderen Wege sind frei geblieben, sodass Autos weiterhin ungehindert auf den Marktplatz fahren können. Das verärgert vor allem Eltern, die Mutter des siebenjährigen Jungen erzählt: „Die Kinder gehen hier entlang zur Schule und müssen ihren Weg durch das Auto-Chaos finden. Das kann ganz schnell gefährlich werden. Der Platz ist schöner geworden, aber er wäre noch besser, wenn die Autos hier nicht mehr drauf fahren könnten.“