Oberhausen. Oberhausens Partnerstadt hat einen der schlimmsten Angriffe seit langem hinter sich. Wie viele Wohnhäuser in einer Stunde getroffen wurden.
Die Folgen der russischen Angriffe auf Oberhausens Partnerstadt Saporischschja sind noch schlimmer als es erste Medienberichte annehmen ließen. Innerhalb von einer Stunde gingen nach Angaben des ukrainischen Journalisten Volodymyr Goloveshko 20 Raketen auf die Stadt nieder.
Er berichtet von drei Menschen, die ums Leben kamen, darunter ein Kind. Zwei Menschen werden vermisst, vermutlich starben auch sie. Fast 500 Gebäude wurden getroffen, darunter 78 mehrstöckige Wohnhäuser. Zehn einzelne Wohnhäuser sind völlig zerstört. Viele Familien haben ihre Wohnungen verloren und müssen nun versuchen, bei Verwandten, Freunden oder anderweitig unterzukommen.
Große Angst hat die Bevölkerung vor einer nochmaligen Attacke auf den Staudamm. In der Nacht zum vergangenen Freitag hatten Einschläge tragende Teile des Bauwerks beschädigt, das aber den Angriffen stand hielt. Falls die russischen Kräfte weitere Raketen auf den Damm abfeuern sollten, könnte er brechen. Das wiederum hätte verheerende Folgen. Durch die Wassermassen würde der untere Teil von Saporischschja überflutet, wo rund ein Drittel der Bevölkerung lebt.
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Große Sorgen wegen des Atomkraftwerks
Goloveshko ist noch das Szenario aus dem vergangenen Juni im Sinn, als russisches Militär den Kachowka-Staudamm am Fluß Djnepro zerstörte und anschließend weite Landstriche unter Wasser standen. Vorausgegangen war eine Sprengung im Maschinenraum des dortigen Wasserkraftwerk, die eine gewaltige Explosion zur Folge hatte. Am vergangenen Freitag schlugen gleich sechs im Maschinenraum des Wasserkraftwerks von Saporischschja ein. Sofort brach ein Feuer aus.
Schon seit Beginn des Krieges fürchten sich die Menschen in Saporischschja vor den Folgen eines Angriffs auf das Kernkraftwerk, das größte in Europa. Das Bombardement der vergangenen Woche hat die Sorgen noch einmal verstärkt. Denn die russischen Truppen trafen auch eine wichtige Stromleitung, über Stunden fiel der Strom aus.
Die Menschen umtreibt noch eine weitere Sorge: Sollte der Staudamm brechen, würde binnen kurzer Zeit das AKW überflutet, Leib und Leben unzähliger Menschen wäre in Gefahr.
Darüber hinaus ist der Damm auch eine wichtige Verkehrsachse in der Region. Die Straße ist stark befahren, von Pkw, Lkw und Bussen, verbindet sie doch die beiden Ufer des Dnjepro in Saporischschja. Nach den Angriffen war die Strecke zunächst gesperrt, nun ist sie aber wieder für den Verkehr frei gegeben.
Oberhausener waren in den heute gefährdeten Bezirken zu Gast
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Goloveshko erinnert daran, dass Russlands Präsident Putin, da war er etwas mehr als zwei Jahre im Amt, das Wasserkraftwerk besichtigte. Anlass war das 70-jährige Bestehen. „Und jetzt ordnet er dessen Zerstörung an.“
Sollten im Übrigen bei einem Dammbruch Stadtteile iSaporischschjas in den Wassermassen versinken, wären auch Viertel betroffen, in denen Oberhausener Bürger bei den Stadtfesten 2017 und 2018 zu Gast waren, schreibt der Journalist, der früher Sprecher der Stadt Saporischschja war.