Oberhausen. Auf dem Areal der Zeche Sterkrade in Oberhausen soll ein Gewerbe- und Wohnpark entstehen. Erste Entscheidung des Stadtrates gefällt nicht jedem.

Der Besucherrang des Oberhausener Ratssaals war an diesem Montag voll besetzt. Gegner der geplanten Wohnbebauung auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Sterkrade waren gekommen, um sich die politische Debatte um das Projekt anzuhören. Diskustiert wurde durchaus kontrovers; mit dem Ergebnis dürfte das Publikum auf der Tribüne aber nicht zufrieden sein.

Vor der Ratssitzung am Montag, 18. März, übergab Andrea Hegermann von der Bürgerinitiative Zeche Sterkrade eine Unterschriftensammlung an Oberbürgermeister Daniel Schranz.
Vor der Ratssitzung am Montag, 18. März, übergab Andrea Hegermann von der Bürgerinitiative Zeche Sterkrade eine Unterschriftensammlung an Oberbürgermeister Daniel Schranz. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP hat das Millionen-Projekt die erste Hürde genommen: Der Rat hat das Leitbild beschlossen, mit dem die Städtebau-Experten im Rathaus nun den Prozess in Gang setzen, das Gelände zu entwickeln. Da half es auch nicht, dass Andrea Hegermann im Namen der vor wenigen Monaten gegründeten Bürgerinitiative Zeche Sterkrade vor der eigentlichen Ratssitzung Oberbürgermeister Daniel Schranz eine Unterschriftenliste gegen die geplante Bebauung überreicht hatte.

Zeche Sterkrade: Stadt wünscht sich neues Zukunfts-Quartier

Auf dem rund 16 Hektar großen Gelände der ehemaligen Zeche Sterkrade soll in den nächsten Jahren ein neues Wohn- und Gewerbequartier gebaut werden. Unter dem Titel „Zukunft. Quartier. Sterkrade“ soll gehobener Wohnraum entstehen, daneben sollen Gewerbeimmobilien, etwa für Büros oder Kanzleien, Einzelhandel oder kleine Handwerksbetriebe errichtet werden. Über diese grundsätzliche Idee hat sich die Stadt mit den Eigentümern der Fläche bereits verständigt: mit der RAG Montan Immobilien GmbH, der rund 85 Prozent der Fläche gehört, der Essener Thelen-Gruppe sowie der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur als Eigentümerin des historischen Fördergerüstes auf dem Gelände.

Diese Visualisierung soll zeigen, wie das Gelände der alten Zeche Sterkrade nach der Entwicklung aussehen könnte.

 
Diese Visualisierung soll zeigen, wie das Gelände der alten Zeche Sterkrade nach der Entwicklung aussehen könnte.   © Stadt Oberhausen

Die Grünen, die AfD, die Linke Liste sowie das Bürgerbündnis BOB haben gegen dieses grundsätzliche Leitbild gestimmt – und folgten in ihrer Begründung den Argumenten der Bürgerinitiative für den Erhalt des Zechengeländes in seiner jetzigen Form. Der ehemalige Inustriestandort habe sich längst zu einem Naherholungsgebiet für die Menschen in Oberhausen entwickelt. „Gerade für Menschen in engen Wohnungen und ohne Garten sind solche Rückzugsorte wichtig“, sagte etwa Heike Hansen von der Linken Liste.

Wir lehnen diese Bebauung ab.
Norbert Axt - Fraktion Die Grünen

Aber auch für viele Tiere sei die große Grünfläche von großer Bedeutung, argumentierte Norbert Axt von den Grünen. Viele Vogelarten wie etwa die Feldlerche seien auf die Fläche angewiesen, weil sie nur in sogenannten Offenlandschaften überleben können, also auf Wiesen oder Feldern mit niedriger Vegetation. Das alte Zechengelände sei genau so eine Offenlandschaft. Zudem schaffe der Grüngürtel eine Freiluftschneise, die in heißen Sommern die Sterkrader Innenstadt abkühlen soll. Axt: „Wir lehnen diese Bebauung ab.“

Denis Osmann, planungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, hob dagegen den großen Bedarf an neuen Wohnungen in Oberhausen und besonders in Sterkrade hervor. Das Bauprojekt werde zudem sehr wohl auch unter ökologischen Aspekten geplant. So werde die Hoag-Radtrasse durch die Anbindung an das Gelände gesichert. Und auch der Aspekt moderner Mobilität spiele eine Rolle, inklusive eines Car-Sharing-Modelles und E-Mobilität.

Ulrich Real, SPD, erinnerte daran, dass in diesem ersten Schritt kein Bau genehmigt, sondern lediglich das Leitbild verabschiedet werde, mit dem das Rathaus nun Pläne entwickelt. Erst wenn diese Pläne entwickelt seien, könne die Politik alle Seiten abwägen und letztlich auch eine Entscheidung treffen.

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