Oberhausen. Jahrelang war es für die Sparkasse Oberhausen schwer, einen ordentlich hohen Gewinn zu erwirtschaften. Das hat sich geändert: Bürger profitieren.
Nicht immer dient die Vorstellung der Bilanzzahlen einer Sparkasse dazu, Anlegern und Konsumenten wichtige Finanztipps zu geben. Denn die Zukunft ist schließlich ungewiss und jede konkrete Empfehlung enthält ein gewisses Vorhersage-Risiko.
Diesmal aber sind sich die beiden Chefs der Stadtsparkasse Oberhausen, Oliver Mebus und Thomas Gäng, in zwei Punkten sehr sicher: Die allgemeinen Zinsen sinken in diesem Jahr und bald werden die Anbieter von Bausparverträgen die dort abgesicherten Kreditzinsen anheben.
„Wer jetzt noch auf ein Tagesgeldkonto als Sparer setzt, sollte sich dringend überlegen, ob das nun noch das richtige Produkt ist“, meint Mebus beim Gespräch mit dieser Redaktion über die Bilanz 2023 am Dienstag. „Meist benötigt man doch nicht die gesamte Sparsumme sofort, sondern einen größeren Teil in der nächsten Zeit nicht. Diesen sollte man jetzt über zwei bis drei Jahre festlegen, um das heutige Zinsniveau zu halten.“
Zinsangebote der Sparkasse Oberhausen
Dieser Anlagetipp gilt für Sparer bei allen Banken und Sparkassen, aber rechnet man die Angebote der Sparkasse Oberhausen selbst mal durch, sieht man, wie lukrativ die Umschichtung wäre. Derzeit gibt es dort für ständig verfügbares Tagesgeld nur 0,8 Prozent, bei einer Festlegung für zwei Jahre aber 2,75 Prozent. Bei 10.000 Euro kassiert man bei dem Tagesgeld-Produkt nur 80 Euro an Zinsen im Jahr, beim Festgeld aber 275 Euro - ein Gewinn von 195 Euro.
Auch für Eigenheimbesitzer, die in den nächsten Jahren ihr Gebäude aufmöbeln wollen, hat Thomas Gäng einen Rat parat: „Noch bis Ende Mai kann man sich niedrige Zinsen mithilfe eines Bausparvertrages sichern.“ Dann aber werde die Branche auch bei diesem Produkt die Kreditzinsen anheben.
Geld günstig hereinnehmen, Geld teurer verleihen
„Geld günstig einkaufen und Geld teurer verleihen“, ist das Kern-Geschäftsmodell der Sparkassen und Volksbanken. Deshalb war es für diese besonders schwierig, die lange Niedrigzinsphase mit geringen Unterschieden zwischen Spar- und Kreditzinsen zu bewältigen. Der Zinssprung noch oben seit 2022 macht dagegen das Geschäft der Sparkassen relativ leicht: Überschüssiges Geld der Banken brachte bei der Europäischen Zentralbank (EZB) wieder Geld ein, die Kreditzinsen stiegen schneller, als die Sparer profitierten.
Gäng und Mebus schreiben sich zugute, eine „Geschäftspolitik der sehr fairen Konditionen“ zu betreiben. „Wir verzichten bewusst auf Erträge und verhalten uns deutlich anders als andere Institute.“ Sie belegen dies an dem Dispozins, der zwar von 11,2 auf 13,8 Prozent angehoben wurde, aber nicht so weit, wie mit 15,3 Prozent rechtlich erlaubt wäre.
Und auch die Sparzinsen liegen nach Darstellung der Sparkasse über dem Durchschnitt der Branche. „Wir waren die ersten, die wieder Zinsen aufs Sparbuch gezahlt haben und haben bisher unsere Festgeld-Zinsen nicht reduziert, obwohl die allgemeinen Zinsen am Markt zuletzt wieder gesunken sind“, sagt Gäng. Der Durchschnitt aller Sparkassen zahlt für drei Jahre Festgeld 2,18 Prozent, der Durchschnitt aller Banken 2,24 und die Sparkasse Oberhausen 2,50 Prozent. Zur Spitzengruppe zählt die Bank damit nicht, bundesweit gibt es nach Angaben des Finanzinfo-Portals biallo.de bei Klarna (3,75 %), bei der abcbank (3,20 %), bei der pbbdirekt (3,15 %), bei der swkbank (3,00 %) oder bei der Targobank (2,8 %) höhere Zinserträge.
Sparkasse weist Jahresüberschuss von fünf Millionen Euro aus
Der Finanz-Marktführer im Stadtgebiet legt jedenfalls mit seinen 500 Beschäftigten eine sehr ordentliche Geschäftsbilanz 2023 vor: Zwar ist die Bilanzsumme leicht auf 2,87 Milliarden Euro gesunken, vieles andere zog aber an. Der Jahresüberschuss, also der Bilanzgewinn, liegt bei fünf Millionen Euro (Vorjahr: 1,8 Millionen Euro), das ist so viel wie seit über 15 Jahren nicht mehr. Rekordniveau für die Stadtsparkasse Oberhausen.
Die Zahl der Privatkunden-Kontoinhaber stieg um 1000 auf über 97.300, die Kunden-Spargelder trotz scharfer Zins-Konkurrenz kletterten auf 2,26 Milliarden Euro (2017: 1,7 Milliarden Euro) und die guten Aktienkursgewinne sowie die besseren Anleihe-Renditen hoben das Depotvolumen an Wertpapieren von 570 auf 660 Millionen Euro an.
Was alle Geldinstitute beobachten: Die Konsumneigung der Menschen ist schlecht und das hohe Zinsniveau hat den Traum vom Eigenheim jäh gestoppt. „Die Kunden sind vorsichtig, sie schauen, was sie sich leisten können und holen sich keine Kreditlast rein“, beobachtet Mebus. Das Volumen an Konsumentenkrediten sank von 31 Millionen (2019) durch die Multi-Krisenlagen auf 16,2 Millionen Euro (2023). Für Bauherren wurden nur noch 71 Millionen Euro an Darlehen bewilligt, halb so viel wie im Ausnahmejahr 2022.
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Die Gesamtbilanz lässt dennoch eine hohe Spendierfreude zu: Erstmals seit Jahren erhält die Stadt wieder drei Millionen Euro an Gewinnausschüttung der Sparkasse, 4,7 Millionen Euro an Gewerbesteuern (2019: nur 1,3 Millionen Euro) und 850.000 Euro gab es an Förderung für gemeinnütziges Engagement der Vereine und Initiativen: Kultur, Sport, Soziales und Bildung.
Zudem erhöht das Geldinstitut erstmals seit vielen Jahren wieder einmal das Kapital der Sparkassen-Bürgerstiftung - um eine halbe Million Euro auf 5,5 Millionen Euro. Die Bürgerstiftung feierte 2023 ihren 40. Geburtstag und fördert mit den Erträgen des Stiftungskapitals Jahr für Jahr Projekte in der Stadt - von Grundschulen über Vereinen bis hin zum Tiergehege Kaisergarten.
Unter dem Strich hat das gute Geschäftsergebnis der Stadtsparkasse den Oberhausener Bürgern direkt und indirekt also über neun Millionen Euro eingebracht - ein positiver Rekord der vergangenen Jahrzehnte.