Oberhausen. Die Führung der Oberhausener Stadtsparkasse zeigt sich verwundert darüber, dass eine Volksbank Bordellhäuser gekauft hat.
Der erst jetzt öffentlich gemachte Kauf von mehreren Oberhausener Bordellhäusern durch die thüringische Volksbank Bad Salzungen Schmalkalden hat nicht nur Laien, sondern auch Finanzfachleute überrascht. Der Kauf der Häuser an der Flaßhofstraße am Rande der Oberhausener Innenstadt erfolgte bereits ab Ende 2021. Sie werden zum Teil weiterhin mit Mietverträgen als Zimmervermietung an Prostituierte betrieben.
Der Sparkasse Oberhausen sind die Immobilien von den damaligen Eigentümern nach Aussage des Vorstandes nicht angeboten worden. „Wir würden die Häuser wegen des moralisch-ethisch fragwürdigen Geschäftsfeldes auch nicht kaufen“, sagte Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Oliver Mebus auf Nachfrage der Redaktion. „Wir verstehen auch nicht, warum dies eine Volksbank gemacht hat, die ja ein ähnlich bodenständiges Geschäftsmodell hat wie Sparkassen.“
Volksbank Bad Salzungen Schmalkalden: Bafin greift ein
Tatsächlich heißt es auf den Webseiten der Genossenschaftsbanken zu ihren Werten: „Die Volksbanken Raiffeisenbanken arbeiten seit Jahrzehnten bodenständig, in der Region und für die Region. Dieser Erfahrungsschatz und diese einzigartige lokale Kompetenz sind die Basis unseres soliden Geschäftsmodells.“
Deshalb fragt sich der hiesige Sparkassenvorstand: „Was macht eigentlich eine thüringische Bank hier in Oberhausen?“ Wenn die Sparkasse Oberhausen plötzlich irgendwo in Thüringen investieren würde, würde man dies in der Finanzszene erst einmal auch erstaunlich finden.
Gewundert über die Volksbank Bad Salzungen Schmalkalden hat sich offenbar auch die Bankenaufsicht Bafin. Sie ist Ende November 2023 eingeschritten und hat einen hauseigenen Sonderbeauftragten als neuen Geschäftsleiter der Volksbank eingesetzt. Im Dezember 2023 folgte ein weiterer Sonderbeauftragter für den Aufsichtsrat.
Stadt Oberhausen prüft Kauf der Bordellhäuser
Seitdem gibt es bei diesem Thüringer Institut die Überlegung, das Investment ins Rotlichtviertel im fernen Oberhausen lieber wieder aufzugeben. Die Stadt Oberhausen überlegt deshalb, die Häuser selbst zu kaufen: „Das ist ein Szenario, das die Stadt prüft, um das Ziel der Bordellverlagerung weiterzuverfolgen und das Areal und damit die Innenstadt langfristig aufzuwerten.“
Dies müssten allerdings die gewählten Politiker im Rat entscheiden - nicht nur finanziell ist das ein heikles Unterfangen: Denn für eine gewisse Zeit würde die Stadt Oberhausen möglicherweise nach dem Erwerb der Bordellhäuser wegen der Mietverträge der heutigen Bordellbetreiber durch die Mieteinnahmen gewissermaßen Nutznießer von Sex-Geschäften.
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