Oberhausen. Zum Monatsende schließt der umstrittene Klinikbetreiber Ameos seinen häuslichen Pflegedienst. Was betroffene Pflegebedürftige nun tun müssen.
- Zum 1. April beendet Klinikbetreiber Ameos in Oberhausen den häuslichen Pflegedienst
- 50 Mitarbeitende sind betroffen, 250 Pflegebedürftige müssen sich einen neuen Pflegedienst suchen
- Über das Vorgehen von Ameos ist die Gewerkschaft Verdi entsetzt
250 Pflegebedürftige und rund 50 Mitarbeitende hat die Nachricht schwer getroffen: Klinikbetreiber Ameos schließt in Oberhausen den häuslichen Pflegedienst. Zum 1. April müssen sich die alten oder kranken Menschen einen neuen Anbieter suchen, ein Großteil der Mitarbeitenden soll die Möglichkeit erhalten, ab April in der stationären Pflege zu arbeiten. Die Gewerkschaft Verdi ist über das Vorgehen von Ameos entsetzt. „Wie kann man so mit Menschen umgehen?“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung.
Ameos in der Kritik: Informationspolitik „mehr als merkwürdig“
Die Informationspolitik des Konzerns sei „wieder einmal mehr als merkwürdig“. Einerseits würden die Mitarbeitenden als Fachkräfte händeringend gebraucht, andererseits werde ihnen vom Arbeitgeber nicht einmal genug Wertschätzung entgegengebracht, um sie frühzeitig über Veränderungen zu informieren. „Es ist ein Trauerspiel“, meint Björn Jadzinski, der bei Verdi in Oberhausen für die Altenpflege zuständig ist.
Laut der Gewerkschaft gab es bereits im November Gerüchte über die Absichten von Ameos. „Die wirtschaftliche Entscheidung zu treffen ist das eine, aber die Kommunikation dazu nochmal eine ganz andere Sache“, sagt Jadzinski. Viele Beschäftigte hätten nur über den Flurfunk oder durch die Presse von den Plänen erfahren, bevor der Arbeitgeber sie offiziell kommuniziert habe. „Warum sorgt man bei den Beschäftigten, die jeden Tag für ihre hunderten Pflegebedürftigen ein Fels in der Brandung sind, so für Verunsicherung?“
Auch den Plan, die Pflegekräfte künftig in den drei von Ameos betriebenen Heimen in Oberhausen arbeiten zu lassen, kritisiert die Gewerkschaft. Es gebe Beschäftigte, die sich bewusst für die ambulante Pflege entschieden hätten und nicht in Heimen tätig sein möchten. Verdi rät ihren Mitgliedern, erst nach Rücksprache mit dem gewerkschaftlichen Rechtsschutz eine Vertragsänderung zu akzeptieren.
Ameos beendet häusliche Pflege in Oberhausen: Verdi sieht Politik in der Pflicht
Jadzinskis Kollegin Katharina Schwabedissen, bei Verdi Ruhr-West zuständig für den Bereich Gesundheitspolitik, nimmt die Oberhausener Politik in die Pflicht. Sie fragt sich, „wann der Rat der Stadt endlich seiner Verantwortung für die Versorgung in Oberhausen nachkommt“. Sie sieht den ambulanten Sektor in der Pflege wachsen, auch durch die aktuelle Krankenhausplanung der NRW-Landesregierung. Dies sei dem Rat und Oberbürgermeister Daniel Schranz bekannt. Schwabedissen mahnt eindringlich: „Die Gesundheitsversorgung in dieser Stadt steht vor dem Kollaps. Verantwortliches Handeln heißt Rekommunalisierung der stationären und ambulanten Versorgungsstrukturen.“ Es könne nicht sein, „dass die Stadtregierung sehenden Auges die Unterversorgung von Alten und Kranken akzeptiere, statt einzugreifen“.
Auf Nachfrage möchte Ameos die Vorwürfe von Verdi nicht kommentieren.
+++Update: Wenige Tage nach der Verdi-Kritik meldete sich die Oberhausener SPD-Fraktion zu Wort, als erster politischer Akteur in der aktuellen Debatte. Die Fraktionsvorsitzende Sonja Bongers kündigte an, in ihrer Funktion als Vorsitzende des Sozialausschusses das Aus des häuslichen Pflegedienstes auf die Tagesordnung der nächsten Ausschuss-Sitzung zu setzen. Der Ausschuss tagt das nächste Mal am Dienstag, 5. März, im Rathaus an der Schwartzstraße.