Oberhausen. Vom Donner-Bass Helmut Hattlers bis zu den coolen Croonern Tom Gaebel und Curtis Stigers: Die Größten reichen sich im Bad das Handtuch.
Der Booker hält Wort: Sebastian Schwenk ist angetreten, das für Comedy und Kabarett erster Güte bereits hinlänglich bekannte Ebertbad auch zu einer musikalischen Top-Adresse zu machen. Und der 41-Jährige beweist ein goldenes Händchen: Beim Frühjahrsprogramm der Badeanstalt am Ebertplatz dürfen Jazzfans jedenfalls genießerisch mit der Zunge schnalzen. Vom knalligen Jazzrock bis zu stilvollen Croonern alter Schule bleibt kein Wunsch unerfüllt.
Zum Auftakt dürfen sich Fans schonmal anschnallen, denn das x-te „Comeback“ des Powertrios „Kraan“ beweist sich am Freitag, 15. März, im Gefolge eines blendend aufgenommenen neuen Albums namens „Zoup“. Seit den letzten 15 Jahren ihrer nun schon über 50-jährigen Band-Historie agiert Kraan nun als Trio, ohne jemals so zu klingen. Die drei Schulfreunde Peter und Jan Fride Wolbrandt sowie Wunder-Bassist Hellmut Hattler wurden mit den Jahren nämlich nicht zu braven Verwaltern des eigenen Erbes, sondern schreiben – scheinbar alterslos – neue Stücke, produzieren frische Alben, als wären sie junge und hungrige Rocker, und interpretieren die eigenen Klassiker virtuos, funky und mit extrem viel Drive. Auf ihrem ureigenen Kraan-Terrain zwischen Rock und Jazz sind sie eben einfach unschlagbar.
Am Palmsonntag, 24. März, folgt für Fans die wohl schönste Bescherung: Denn nach seinem gefeierten Solo-Konzert im Vorjahr beehrt Gitarrist John Scofield das Ebertbad nun mit seinem neuen Quartett und dem ironisch betitelten Programm „Yankee go home“. Altmeister „Sco“ nennt das aktuelle Repertoire pointiert „Roots-Rock-Jazz“ – und hat für den ersten Eindruck gleich eine Songliste beigefügt, die klangvolle Erinnerungen an sein Album „Country for Old Men“ wachruft: Sein Quartett interpretiert countryeske Titel von Neil Young und The Grateful Dead, aber auch jazzig Angehauchtes von Sting, dem „Englishman in New York“. Sein neuer Pianist Jon Cowherd ist dafür der berufene Künstler, wie etliche grandiose Alben zwischen Jazzrock und Americana mit dem Schlagzeuger Brian Blade beweisen.
„Sco“ und Dave Holland, der Grandseigneur unter den Kontrabassisten, sind sich schon in etlichen berühmten Bands begegnet: Der 77-Jährige aus dem englischen Wolverhampton, den viele dank seiner langen Karriere an der Seite von Miles Davis längst für einen „Yankee“ halten dürften, wird heute nicht minder für seine eigenen bemerkenswerten Ensembles gefeiert, die von Duos und Trios bis zu Big Bands reichen. Dave Hollands jüngste Veröffentlichung, „Another Land“, hat er mit dem Gitarristen Kevin Eubanks eingespielt, der am Mittwoch, 10. April, auch im Ebertbad dabei sein wird. In Amerika kennen den 66-Jährigen aus Philadelphia beileibe nicht nur Jazz-Fans: Schließlich begleitete Kevin Eubanks 18 Staffeln der „Tonight Show“ mit der TV-Institution Jay Leno.
Von der Mattscheibe kennen viele auch Tom Gaebel, die womöglich „amerikanischste“ Stimme der deutschen Jazz-Szene. Das Ebertbad beehrt der 49-jährige Gelsenkirchener am Donnerstag, 25. April, allerdings nicht mit pompöser Showband, sondern begleitet vom kompakten Trio, um in dieser Besetzung und entspannt swingend „The American Songbook and beyond“ zu zelebrieren. Wohl nur Tom Gaebel (und der viel zu früh verstorbene Roger Cicero) kann sich hierzulande so selbstverständlich aus dem Ouevre von „The Voice“ Frank Sinatra bedienen. Für die ZDF-Show „Music Impossible“ wagte er im Vorjahr gar das Unfassbare – und spielte seinen Song „Back on the Road“ im Soundgewand des Schlagersängers Mickie Krause ein. Doch von solcher Verirrung wird Tom Gaebel das Publikum in der Badeanstalt wohl verschonen.
Dem deutschen Crooner par excellence folgt am Donnerstag, 2. Mai, das vollendete „Role Model“ aus den USA: Curtis Stigers aus Boise, Idaho, hatte sich einst aufgemacht nach New York, um zum Rock-Star zu werden. Bereits sein 1991er Debütalbum „Curtis Stigers“ erzielte mehrfaches Platin. Die charmante Kombination aus Rock und Soul fand auch Gefallen für den Filmsoundtrack zu „The Bodyuard“ mit Whitney Houston und Kevin Costner. Längst ist der langmähnige Softrocker und Saxophonist gereift zu einem gediegenen, graumelierten Crooner mit samtiger Stimme, der auf seinem aktuellen Album „This Life“ bilanziert: Songs seiner bisherigen zwölf Studioalben hat der 58-Jährige dafür neu eingespielt und kommentiert: „Songs, die ich heute bei Konzerten auf eine ganz andere Art und Weise spiele als damals, wachsen und entwickeln ein Eigenleben.“
Um die 40 Euro für zeitlose Jazz-Ikonen
Mit den hier vorgestellten Jazz-Ikonen rangiert das Ebertbad rund um die 40-Euro-Marke. Größere Spielstätten würden für solch ein Star-Aufgebot wohl deutlich höhere Ticketpreise aufrufen. So lässt sich in der Badeanstalt Kraan bereits ab 39,40 Euro erleben. Am teuersten ist mit 46 Euro der Abend mit John Scofields „Yankee“-Band. Tickets gibt‘s unter 0208 810 6570, online via ebertbad.de