Oberhausen. Schmerzlicher Abschied für die Katholiken: Mit St. Michael ist eines der markantesten Gotteshäuser im Stadtgebiet geschlossen worden.
St. Michael an der Falkensteinstraße ist Vergangenheit: Am Samstag, 17. Februar 2024, ist diese große und wichtige katholische Kirche im Stadtgebiet von Oberhausen profaniert worden, das heißt: Sie ist als Kirchengebäude offiziell außer Dienst gestellt worden. Aus diesem Anlass war eigens Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck an diesem Tag in Oberhausen präsent, um die letzte heilige Messe in der St.-Michael-Kirche zu leiten.
St. Michael gilt als ein seltenes Beispiel des Backsteinexpressionismus und steht damit architektonisch in einer Linie mit wichtigen Oberhausener Gebäuden wie dem Rathaus an der Schwartzstraße, dem Bert-Brecht-Haus und dem Hauptbahnhof. Das Gotteshaus ist von 1926 bis 1928 nach Plänen des namhaften Architekten Fritz Sonnen erbaut worden; nach Kriegszerstörungen im Jahr 1944 erfolgte im Jahr 1949 der Wiederaufbau.
Wer die Kirche betritt, taucht in eine ganz besondere Welt der gemischten Nutzung ein, denn: Seit dem Jahr 2015 ist hier auch der über die Oberhausener Stadtgrenzen hinaus bekannte Kleiderladen Janne & Pit daheim, das ist der Kleiderladen der Pfarrei St. Marien, zu der St. Michael seit dem Jahr 2007 gehört. Auf einem eigens abgetrennten Teil der Innenfläche präsentiert ein engagiertes Team von Ehrenamtlichen Kleidung aller Art, aber etwa auch Haushaltsartikel, Spielzeug, Deko-Artikel und mehr. Die Waren werden zu günstigen Preisen an zahlreiche bedürftige Menschen verkauft und bilden somit ein wichtiges karitatives Angebot für das Knappenviertel und das Marienviertel.
Das Team des Kleiderladens sucht einen neuen Standort und hofft auf Angebote
Nachdem St. Michael nun profaniert ist, sollen nach einem entsprechenden denkmalgerechten Umbau ein sechsgruppiger Kindergarten und betreutes Wohnen für demenzkanke Menschen in das Ex-Gotteshaus einziehen. Damit verbunden ist allerdings der Auszug des Kleiderladens.
Janne & Pit-Leiterin Regine Arnold und ihre Stellvertreterin Nadine Kremser suchen deshalb neue Räume für den Kleiderladen. Das Team der Ehrenamtlichen benötigt dafür eine Verkaufsfläche von rund 200 bis 250 Quadratmetern und zudem eine nochmals so große Fläche für das Sortieren der gespendeten Waren. Das Kleiderladenteam hofft auf entsprechende Angebote von potentiellen Vermietern, die sich unter der Telefonnummer 01514 7681931 melden können, wobei Nadine Kremser anmerkt: „Ein solcher neuer Standort muss natürlich für uns als Mieter auch bezahlbar sein.“
Unterdessen ist die Kirchengemeinde St. Marien bemüht, trotz der Kirchenschließung Aufbruchstimmung im Knappenviertel zu verbreiten. St. Michael solle auch in Zukunft ein Ort der Begegnung für alle Menschen im Viertel sein, ist auf einem Infoplakat zum Abschied von St. Michael im Schaukasten an der Falkensteinstraße zu lesen. Der spezielle Reiz von St. Michael, sagt die Landesinitiative „Baukultur NRW“, liege darin, „einen Campus zu entwickeln, der für Jung und Alt, Kinder und Erwachsene Lebensort, Spielort und Begegnungsstätte sein kann“.
Orgel der Kirche St. Michael wird bereits Anfang März abgebaut
Wer mit Pater Ernst-Otto Sloot vom Orden der Herz-Jesu-Priester, direkter Nachbar von St. Michael, durch das markante Kirchengebäude schreitet, kann die architektonische Faszination, die von diesem Sakralbau über fast 100 Jahre ausgegangen ist, in jeder Sekunde gut nachvollziehen, denn der Pater erklärt die Besonderheiten der Gestaltung kenntnis- und detailreich. Anfang März wird nun bereits die Orgel abgebaut. Sie erhält einen neuen Einsatzort in Niedersachsen.
>>> Abschied am 24. Februar von St. Johannes Evangelist
Am 24. Februar folgt schon der nächste Abschied in der Pfarrei St. Marien: Dann wird die Kirche St. Johannes Evangelist an der Barbarastraße profaniert. Auch zu diesem Termin ist Bischof Franz-Josef Overbeck wieder in Oberhausen präsent. Die letzte heilige Messe beginnt um 15 Uhr.