Das Bert-Brecht-Haus soll aus Denkmalschutzgründen rote und grüne Rahmen erhalten. Austausch von mehr als 300 Fenstern kostet rund 600 000 Euro.

Die Ansicht des unter Denkmal stehenden Bert-Brecht-Hauses an der Langemarkstraße in Alt-Oberhausen könnte sich demnächst gravierend verändern: Weil die Fenster nicht mehr den heutigen energetischen Anforderungen entsprechen, sollen sie ausgetauscht werden. Die Untere Denkmalbehörde hat allerdings angewiesen, dass die Fenster an den historischen Zustand von 1928 und 1945 des geschichtsträchtigen Hauses erinnern sollen. Bedeutet: Statt der jetzigen weißen Fenster könnten bald kupferrote und flaschengrüne Fensterrahmen eingesetzt werden.

Wer sich selbst überzeugen möchte: Das Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) hat am Montag in der ersten Etage zwei von einem Schreiner angefertigte Musterfenster eingesetzt. Die schauen sich die führenden Köpfe der Oberhausener Stadtverwaltung in den nächsten Tagen an, um sich ein Urteil zu bilden.

Das Bert-Brecht-Haus ist ursprünglich nach den Plänen des renommierten Architekten Otto Scheib erbaut worden. Zunächst entstand das Gebäude für die Ruhrwacht zwischen 1925 und 1928, anschließend begann die Errichtung des Kopfbaues an der Straßenecke, in das das Kaufhaus Tietz einzog. Die Fenster in dem Ruhrwacht-Gebäude waren ursprünglich grün, die des Kaufhauses rot.

50 Prozent Energie einsparen

Später kaufte die Stadt Oberhausen das Gebäude und baute es 1987 um. Aus dieser Zeit stammen auch die jetzigen weißen Fenster. Im Jahr 2010 wurde das Haus zu dem umgebaut, was es heute ist: Heimat für Stadtbibliothek und Volkshochschule, ein Treffpunkt, ein Haus der Bildung.

Durch den Austausch der Holzfenster rechnet die OGM mit einer Energieeinsparung von rund 50 Prozent. Der Austausch soll abschnittsweise im laufenden Betrieb erfolgen. Für den Mustereinbau am Montag ist ein Bereich in der ersten Etage der Stadtbibliothek mit einer Art Zelt abgetrennt, der Boden mit Pappe ausgelegt worden.

Insgesamt müssten rund 300 Fenster ausgetauscht werden. Hinzu kommen die großen Fensterfronten an der Ecke Helmholtzstraße/Langemarkstraße. Nach jetzigem Stand würde die Fenstersanierung rund 600 000 Euro betragen. 90 Prozent der Kosten würden durch das Kommunale Investitionsgesetzt des Bundes getragen werden, zehn Prozent müsste die Stadt beisteuern. Sobald die Stadtverwaltung entschieden hat, ob die zweifarbigen Fenster eingebaut werden können, wird der Auftrag öffentlich ausgeschrieben. „Dann hoffe ich, dass wir ein Angebot bekommen“, erklärt OGM-Geschäftsführer Horst Kalthoff mit Blick auf die gefragte Baukonjunktur. Die OGM rechnet damit, dass die Auftragsvergabe zirka im Februar 2019 erfolgen kann.

>>> Das erste Hochhaus der Stadt

Der damalige Kölner Regierungsbaumeister Otto Scheib schuf mit seinem Entwurf für das Bert-Brecht-Haus das erste Oberhausener Hochhaus. Scheib ließ sich durch das zuvor in Hamburg errichtete Chile-Haus inspirieren.

Seit 1985 ist das Bert-Brecht-Haus in die Denkmalliste der Stadt Oberhausen eingetragen. Für den Fensteraustausch musste daher eine denkmalrechtliche Erlaubnis eingeholt werden.