Oberhausen. Der Tesla von Kürsat Evrin bringt Luxus und Umweltschutz auf die Straße. Die Fahrgäste schätzen den Komfort – und den Adrenalinkick.

  • Seit November 2023 fährt Taxiunternehmer Kürsat Evrin seine Fahrgäste mit einem Tesla von A nach B.
  • Seine Angestellten waren von dem E-Wagen anfangs nicht überzeugt. Auch die Passagiere hatten erst ihre Probleme mit der modernen Technik.
  • Doch nach ein paar Monaten zieht Kürsat Evrin eine positive Bilanz: Die Investition in den Tesla hat sich gelohnt.

Auf Oberhausens Straßen ist eine Neuheit unterwegs: das erste E-Taxi in der ganzen Stadt. Taxiunternehmer Kürsat Evrin von Taxi Point 24 will damit in die Zukunft und die Umwelt investieren, ist aber auch von der Technik und der Ausstattung des Tesla begeistert. Doch es gab auch ein paar Startschwierigkeiten.

Kürsat Evrin ist seit neun Jahren Taxifahrer und leitet das Unternehmen „Taxi Point 24“ in Oberhausen. Zunächst fuhr er nur Autos mit Verbrennermotoren, irgendwann einen Hybrid. Im Juni 2023 entschied er sich dann für den Tesla und damit für ein nur mit Strom betriebenes Auto. Seit November 2023 ist es in Betrieb.

Seine zwölf Angestellten waren von dem neuen Fahrzeug in der Taxiflotte anfangs nicht ganz so überzeugt. „Sie wussten nicht, wie man das auflädt“, erinnert sich Evrin. Nicht nur die Steckdose ist nicht auf Anhieb zu finden. Auch gewisse Einstellungen müssen getroffen werden. Außerdem sollte die Ladesäule eine Leistung von mindestens 150 Kilowatt aufbringen. Sonst dauere das Laden einfach zu lange.

In 5,2 Sekunden von null auf 100 km/h: Die Fahrgäste wollen den Adrenalinkick

Es gebe zwar mittlerweile einige Ladesäulen in Oberhausen, sagt Kürsat Evrin, viele davon hätten aber nur eine Leistung von 22 Kilowatt. Für ein Taxi, das schnell wieder unterwegs sein muss, sei das zu wenig. Häufig nutzen er und sein Team die Ladestationen bei Topgolf in der Nähe des Centros Oberhausen. Dort sei der Ladevorgang kurz. „Das dauert nicht lang“, sagt der 30-Jährige. „Man geht eine rauchen“ oder schaut auf dem großen Tablet neben dem Lenkrad ein bisschen Netflix – und schon geht es weiter.

Das große Tablet neben dem Lenkrad ermöglicht diverse Einstellungen, aber auch Pausen mit Netflix und ein paar Spielereien.
Das große Tablet neben dem Lenkrad ermöglicht diverse Einstellungen, aber auch Pausen mit Netflix und ein paar Spielereien. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Sitze in Kürsat Evrins E-Taxi sind bequem und mit weichem Kunstleder bezogen. Das Dach besteht aus Glas. „Ein bisschen Luxus für die Kunden“, sagt der Taxiunternehmer. Vorne am Armaturenbrett ermöglicht ein großes Tablet diverse Einstellungen, den Blick rund ums Auto dank mehrerer Kameras, das Fahren mit Autopilot, aber auch ein paar Spielereien. Das E-Taxi fährt nahezu geräuschlos und sehr sanft – wenn man sich nicht gerade auf einer holprigen Straße befindet.

Der Tesla hat 502 PS und beschleunigt in 5,2 Sekunden von null auf 100 km/h. Das reizt auch viele Passagiere. „Die wollen den Adrenalinkick“, sagt Kürsat Evrin. Andere wiederum, meist ältere Fahrgäste, seien E-Autos gegenüber eher skeptisch eingestellt. Auch sie kann ihr Taxifahrer aber meistens von der umweltschonenden Alternative überzeugen, wenn er zum Beispiel das „Mäh“ einer Ziege abspielt, anstatt des Huptons.

Die Kosten sind für die Fahrgäste gleich – unabhängig vom Fahrzeug

Es gebe sogar spezielle Anfragen, mit dem Tesla abgeholt zu werden, berichtet Kürsat Evrin. Die Kosten sind für die Fahrgäste gleich. Einige wollen ein angenehmes Fahrgefühl für lange Strecken, andere wünschen sich eine Fahrt mit dem E-Auto aus tragischen Anlässen. Denn Evrin und sein Team werden oft für Krankenfahrten gebucht. Einige der Fahrgäste seien todkrank, sagt der Taxifahrer. „Manche wollen zum letzten Mal was Neues sehen, was Luxuriöses.“

Fahrgäste können während der Fahrt den Himmel sehen. Das Autodach ist durchsichtig.
Fahrgäste können während der Fahrt den Himmel sehen. Das Autodach ist durchsichtig. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Eine Sache hat aber den Passagieren einige Schwierigkeiten bereitet: Der Tesla hat keinen klassischen Türgriff. Die Fahrgäste schafften es nicht, einzusteigen. Also rüstete Kürsat Evrin nach. Sein Tesla hat nun Türgriffe – auch wenn diese etwas anders funktionieren als gewohnt: hinten drücken, vorne ziehen.

Kürsat Evrin ist der erste Taxiunternehmer in Oberhausen, der sich für ein Auto mit Elektroantrieb entschieden hat. „Komm, das ist eine Marktlücke“, habe er sich gedacht. Dass andere Taxiunternehmen offenbar zurückhaltender sind, erklärt sich der Oberhausener mit einer allgemeinen Skepsis gegenüber der Technik. Auch die oft geringe Reichweite sei sicherlich ein Grund. Evrin und sein Team können mit dem Tesla bis zu 370 Kilometer fahren, ohne zwischendurch aufladen zu müssen. Im Schnitt zweimal pro Tag schließen sie das Auto an eine Ladesäule an.

Als es ein Angebot bei Tesla gab, schlug der Taxiunternehmer zu

Auch Kürsat Evrin selbst hatte anfangs seine Zweifel. „Man hat ja auch ein bisschen Angst. Man weiß ja nicht, was morgen ist“, sagt er. Denn die Technik entwickle sich rasant weiter. Als Kürsat Evrins Cousin – ebenfalls Taxiunternehmer, aber in Gladbeck – sich einen Tesla anschaffte, waren Evrins Zweifel schnell verflogen. „Da hat er mir schon gefallen.“

Taxi Point 24

Taxi Point 24 bietet Krankenfahrten an, Chemo-, Strahlentherapie- und Dialysefahrten, außerdem Kurierfahrten und Flughafentransfers.

Erreichbar sind die Taxifahrer unter den Nummern 0208-899 58 887 und 0174-4444 765. Mehr Infos gibt es auch auf der Internetseite www.taxipoint24.de.

Als es dann ein Angebot von Tesla gab, schlug der 30-Jährige zu. 55.000 Euro gibt er für das neue Auto aus – plus Umbau. Das Tesla-Taxi hat nun also die markante beige Farbe, das Taxischild, den Taxameter - wie die meisten anderen Taxis. Mit rund 60.000 Euro ist der Wagen damit trotzdem noch vergleichsweise günstig. Für einen Mercedes, der direkt als Taxi ausgeliefert werde, hätte er rund 90.000 Euro bezahlt, sagt Kürsat Evrin.

Und schon nach wenigen Monaten kann der Taxiunternehmer Bilanz ziehen: „Es rentiert sich.“ Vergleicht er das Geld, das er für Sprit und Strom ausgegeben hat, sind es für das E-Auto sogar 350 Euro weniger im Monat. „Aber der Preis steigt“, bedauert Kürsat Evrin. Mittlerweile haben sich auch die Angestellten mit dem Neuzugang in der Fahrzeugflotte angefreundet. Ein Kollege habe sogar gesagt: „Ich will kein anderes Auto mehr fahren.“