Oberhausen. In Oberhausen erwartet der Karneval künftig eine Revolution: Ein bekannter Schlagersänger schwingt das Zepter. Erstmals regiert eine Frau mit.
Jetzt ist es offiziell! Thorsten Eckrich (49) wird ab November 2024 für die KG „Glück auf“ neuer Karnevalsprinz in Oberhausen (wir berichteten vorab). Beim Empfang der schönsten Stadttöchter (EVO, Stoag, WBO, Sparkasse) stand der Regent in Spe zum ersten Mal auf der Bühne. An seiner Seite: Yvonne Geschke (Ministerin), Guido Franke (Hofmarschall) sowie die Paginnen Angela Fuchs, Hanna Künzel, Jennifer Geschke und Page Maximilian Geschke. Wir haben mit dem künftigen Karnevalsprinzen gesprochen.
Herr Eckrich, warum wird man eigentlich Karnevalsprinz?
Das war keine Tresenentscheidung. Ganz ehrlich, für mich war es immer ein Traum. Der Oberhausener Karneval ist einzigartig und vielfältig. Darum war schnell klar: Wenn nicht hier, wo dann? Ich habe mir vorher wahnsinnig viele Gedanken gemacht. Das ist eine Entscheidung, die man ja nur einmal im Leben trifft.
Dabei sind Sie gar kein gebürtiger Oberhausener?
Das ist richtig. Ich wurde am 10. Mai 1974 in der wunderschönen Bergbaustadt Kamp-Lintfort geboren. Das liegt nicht weit weg. Darum bin ich dem Bergbau und dem Ruhrgebiet verbunden. Ich habe viele Bekannte und Freunde in Oberhausen. Beruflich arbeite ich als Fahrlehrer.
Erst in der kommenden Session wird es für Sie ernst. Also schauen Sie bis Aschermittwoch noch ganz entspannt zu, oder?
Nein, ganz im Gegenteil. Als wir gewählt wurden, wirkte alles noch weit weg. Doch wir können den Karneval jetzt schon spüren.
Viele kennen Sie als Schlagersänger Ecki - wird der Oberhausener Karneval jetzt zum Ballermann?
Das muss man trennen! Ecki ist eine Kunstfigur, die ich ähnlich darstelle, wie es Fans von Ikke Hüftgold oder Mickie Krause kennen. Keine Sorge, so werde ich im Karneval nicht auftreten. Kleinere Charakterzüge von Ecki sind zwar auch in Thorsten Eckrich enthalten. Aber ich werde keine Mallorca-Partys veranstaltet. Nicht Ecki wird Stadtprinz, sondern Thorsten.
Gibt es unter den traditionell geprägten Karnevalisten trotzdem Skepsis?
Die gab es schon. Ich habe früh meine Beweggründe erklärt. Dadurch konnte ich Vorbehalte beseitigen.
Wie geht es in der Karnevalszeit eigentlich mit Ihrer Schlagerkarriere weiter?
Wir stellen uns bei den Sommerfesten den Oberhausener Karnevalsgesellschaften vor. Das hat natürlich Vorrang. Trotzdem werde ich den einen oder anderen Auftritt als Ecki bei Schlagerveranstaltungen haben. Aber: Während der Session werde ich nur Karnevalsprinz sein. Ich verzichte dafür auf viele Auftritte.
Im Prinzenteam ist zum ersten Mal eine Frau als Ministerin dabei. Wie haben Sie Ihr Team ausgesucht?
Das war für mich selbstverständlich. Die Karnevalsgesellschaft „Glück auf“ ist ein junger Verein, der 1 x 11 Jahre feiert. Darum war klar, dass mein Team aus dem Verein stammt. Es sind einfach Personen, mit denen ich auch privat viel zu tun habe. Wir verbringen sehr viel Zeit miteinander. Die Chemie muss stimmen. Wir müssen uns vertrauen können.
Muss der Karneval in diesen politischen Zeiten nicht politischer werden, gesellschaftskritischer und den Mächtigen den Spiegel vorhalten?
Wir haben in vielen Bereichen keine einfache Zeit. Als Karnevalsprinz möchte ich mich bewusst auf Frohsinn und Fröhlichkeit konzentrieren. Die Leute sollen ihre Probleme für einen kurzen Moment vergessen können. Sie sollen einen angenehmen Moment zum Luftholen erhalten. Auch das halte ich für wichtig.
Schauen Sie sich von anderen Karnevalsprinzen etwas ab?
Ich bereite mich akribisch vor. Ich habe mir Videos aus vorherigen Amtszeiten angeschaut. Viele Prinzen kenne ich persönlich und hole mir Ratschläge. Doch die Leute mögen am Ende viel mehr, dass man sich selbst treu bleibt. Ich möchte niemanden kopieren.
Wie viele Stunden müssen Sie investieren?
Das Programm zur Prinzenkürung ist schon weit. Wir führen viele Vorgespräche. Aber ich führe über die Arbeitsstunden kein Buch. Da steckt Idealismus und Herzblut drin. Wenn es Spaß macht, sollte man nicht auf die Uhr schauen. Wir rechnen in der Session mit bis zu 200 Auftritten.
Die Preise steigen auch für Jecken. Wie finanzieren Sie die Prinzenzeit?
Sponsoren sind sehr wichtig. Das Prinzenheft mit seinen Werbeanzeigen trägt einen großen Teil dazu bei. Ich persönlich habe etwas Geld zurückgelegt.
Hand aufs Herz! In Oberhausen haben schon Stadtprinzen gesungen, die es nachweislich nicht konnten. Da wird ein Profi doch wohl nicht darauf verzichten?
(lacht) Ich werde nichts verraten.
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