Oberhausen. Das Oberhausener Küchenstudio Horstmann hat eine lange Tradition. Zum 125-jährigen Bestehen sprechen die Firmenchefs über aktuelle Trends.
Deutschland war noch fest in Hand von Kaiser Wilhelm, die Zeche Oberhausen stand in voller Blüte, als Otto Horstmann einen folgenreichen Entschluss fasste: Er legte den Grundstein für das gleichnamige Möbelhaus, das heute zu den traditionsreichsten Betrieben der Stadt gehört. Mittlerweile führt die fünfte Generation Regie. Das Haus feiert das 125-jährige Bestehen und präsentiert sich als modernes Küchenstudio, das Zukunftstechnik nach vorne bringt.
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Erst später auf Küchen spezialisiert
Es war das Jahr 1898, als der Oberhausener Horstmann mit seiner Firma an den Start ging. Über viele Jahrzehnte sollte man in dem Haus an der Steinbrinkstraße 272 Möbel aller Art kaufen können. Doch mit dem heutigen Seniorchef Herbert Behmer (73) kam einst ganz neuer Wind in das Unternehmen. Dabei begann er erst einmal mit 14 Jahren als Lehrling, wie es früher hieß, seine Ausbildung im Einzelhandel. Doch sein Chef entdeckte offensichtlich früh die Talente seines jungen Mitarbeiters, suchte zudem einen Nachfolger, der die Geschicke der Firma leitet. „Als im gegenüberliegenden Kolpinghaus Räume frei waren, haben wir dort jede Menge Küchen ausgestellt“, erinnert sich Behmer noch gut. Es sollte die Geburtsstunde für die Neuausrichtung des Möbelhauses sein, das sich immer weiter spezialisierte und bald schon den Namen „Küchen Horstmann“ trug.
Doch zwischen den Küchen in den 70er, 80er Jahren und heute liegen meilenweite Unterschiede. „Früher handelte es sich zumeist um Einbauküchen aus zwei oder drei Schränken, Herd mit Kochfeld und Kühlschrank“, blickt der Oberhausener zurück. Inzwischen ist es regelrecht ein Küchenprogramm, das sich die Kunden zusammenstellen, von zahlreichen Elektrogeräten bis hin zu einer Vielzahl an Ober- und Unterschränken, die umfangreichen Stauraum vorhalten. Doch nicht nur die Ausstattung hat einen enormen Wandel erlebt, erst recht das Design, wie Sohn und Juniorchef Mario Behmer (46) betont. War einst „Gelsenkirchener Barock“ gang und gäbe, also meist eher dunkles Echtholz, ist die Zahl der Käufer solcher Modelle doch heute sehr, sehr übersichtlich. Stattdessen sind helle Töne angesagt: Weiß, Sandfarben oder auch Betonstil, womit verschiedene Grauschattierungen gemeint sind.
Damit der Kunde nun das Küchenensemble findet, das seinen Wünschen entspricht und auch in seine Wohnung passt, steht das Team von Horstmann bereit. Insgesamt 14 Beschäftigte sind an Bord, davon sind vier als Berater im Einsatz. Weitere Mitarbeiter nehmen vor Ort ein Aufmaß, damit es keine böse Überraschung ist, wenn die bestellte Küche aufgestellt wird. „Manchmal erleben wir es, dass beispielsweise in einen Küchenraum viel hinein soll, was sich aber nicht umsetzen lässt. Im gemeinsamen Gespräch sucht man dann nach Lösungen“, erklärt Mario Behmer und hebt hervor, dass die Planung digital erfolge.
Küchen Horstmann aus Sterkrade: Rekordumsätze während der Coronazeit
Während der Coronazeit erzielten Küchenstudios Rekordumsätze, erinnert sich Mario Behmer noch gut. Wenn die Leute schon kaum noch aus dem Haus konnten, dann sollte es doch wenigstens beim Mobiliar an nichts mangeln. Auch wenn die Welle inzwischen wieder ein wenig abgeebbt ist, „sind wir weiterhin mit den Zahlen sehr zufrieden“. Unter den Kunden sind durchaus solche dabei, die sich für 30.000 Euro eine Küche gönnen, da sind Geräte, Armaturen und Oberflächen komplett hochwertig. Durchschnittlich lassen sich Käufer indes ihre Küche zwischen 8000 und 13.000 Euro kosten.
Wer bei Horstmann bestellt, kann aus den umfangreichen Angeboten namhafter Hersteller auswählen. Zur Sterkrader Firma werden dann auch die georderten Küchen geliefert. „Wir beauftragen dann wiederum Firmen, die die Ware zum Kunden bringen und bei ihm sach- als auch fachgemäß aufstellen.“ Die Zeiten, als der Betrieb noch eigene Monteure beschäftigte, gehören der Vergangenheit an. „Das jetzige Modell bewährt sich jeden Tag aufs Neue“, sagt der Juniorchef.
Küchen: Smart-Home-Lösungen stark gefragt
Zu den Erfahrungen, die er schon seit geraumer Zeit gewinnt, gehört das Interesse an Smart-Home-Lösungen. „Manche Leute möchten in der Tat Geräte, die dann beispielsweise starten, wenn der Strom preisgünstig ist oder wünschen sich einen Backofen, den man mit einem Tablet bedienen kann.“ Aber ein nicht unerheblicher Teil des Publikums, das Alter spielt da keine Rolle, möchte schlichtweg eine Technik, die am besten mit ein paar Knopfdrücken zu bedienen ist.
Dass Mario Behmer im Übrigen in die Fußstapfen des Vaters tritt, hatte der Juniorchef zunächst nicht auf dem Zettel. Nach einer Ausbildung als Krankenpfleger studierte er Medizin - fast bis zum Schluss. Doch die ganze Zeit kümmerte er sich bereits um die EDV und die Werbung des Unternehmens. Derweil bemühte sich Herbert Behmer jemanden von außen in die Firma zu holen, der eines Tages an der Spitze stehen sollte. Doch so recht fand sich niemand.
Küchen Horstmann: Juniorchef wollte zunächst Arzt werden
Da entschloss sich der Sohn, von der Medizin samt Forschung und Lehre Abschied zu nehmen. In seiner jetzigen Rolle fühlt er sichtlich wohl und weiß mit seinem Vater einen Fachmann an seiner Seite, der seit 58 Jahren im Metier tätig ist und über jede Menge Fachwissen verfügt. Sich aber stets auf dem Laufenden zu halten, gehört für beide zum Erfolgsrezept. Beispielsweise steht heute Energieeffizienz von Elektrogeräten hoch im Kurs. „Darüber möchten wir die Kunden natürlich auch entsprechend informieren.“ Aber schon der Austausch einer 15 oder 20 Jahren alten Technik gegen eine neue entlaste die Stromrechnung erheblich.
Solche Erkenntnisse gewinnt Mario Behmer mitunter auch aus eigenem Erleben. Ab und an steht der Küchenprofi nämlich auch selbst am Herd. Sein Vater hat sich vorgenommen, im Ruhestand das Kochen zu lernen.
Jubiläumsfeier im Jahr danach
Drei Generationen lang war das Möbelhaus zunächst in der Hand der Familie Horstmann. 1990 übernahm Herbert Behmer, dem Sohn Mario folgte.
Eigentlich hat Küchenstudio Horstmann schon 2023 den 125. Geburtstag begangen. Doch aus unterschiedlichen Gründen blieb keine Zeit, sich dem Jubiläum zuzuwenden.
Nun will die Firma nach einem Umbau des Parterre-Bereichs im Herbst den Neustart und den runden Geburtstag feiern. Derzeit sind auf drei Etagen und 1200 Quadratmetern über 50 Küchen zu sehen.
Ehefrau und Mutter Christa Behmer ist mit im Betrieb tätig und kümmert sich um die Deko der ausgestellten Küchen und gelegentlich noch um Büro- und Verwaltungsarbeiten.