Oberhausen. Auf der Tagesordnung war das Thema gar nicht vorgesehen: Die Oberhausener Politik hat jetzt erstmals den maroden Ruhrdeich diskutiert.
Überraschenderweise hat die Politik am Mittwochabend, 17. Januar, erstmals das Weihnachtshochwasser und den maroden Ruhrdeich in Oberhausen-Alstaden diskutiert. Das Thema stand ursprünglich gar nicht auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen und ist von der Verwaltung kurzfristig anberaumt worden, um die Lokalpolitiker über den aktuellen Sachstand zu informieren.
Das Weihnachtshochwasser und die damit verbundene Gefährdung des Stadtteils Alstaden haben weit über die Oberhausener Stadtgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt. Der 560 Meter lange Abschnitt in Höhe des Ruhrparks musste zu den Feiertagen von insgesamt 1000 Freiwilligen mit Vliesmatten und Sandsäcken gesichert werden. Vor allem die arg angegriffene Grasnarbe auf dem Deich ist von der Stadtverwaltung dafür verantwortlich gemacht worden. Und dieser Zustand des Deichs sei darauf zurückzuführen, dass eine Kuhherde im Vorfeld des Hochwassers verbotenerweise auf dem Deich gegrast habe. Man prüfe nun eine Schadenersatzklage gegen den Eigentümer der Tiere.
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Peter Bruckhoff (BOB im Rat) griff in der Sitzung der Bezirksvertretung genau diesen Punkt auf, mahnte eine möglichst schnelle Sanierung des Alstadener Deichs an und fragte die Stadtverwaltung, ob denn wirklich die besagte Kuhherde allein für einen so immensen, den Deich gefährdenden Schaden verantwortlich gemacht werden könne. Es könne ja auch sein, dass man hier einfach einen Schuldigen benennen wolle, um sich selbst als Verwaltung zu entlasten.
Planungsdezernent Thomas Palotz antwortete direkt auf diese Kritik von Peter Bruckhoff und ließ keinen Zweifel daran, dass die auf dem Deich grasende Kuhherde den Noteinsatz der insgesamt rund 1000 Helfer ausgelöst habe. „Wir suchen keinen Schuldigen, sondern die Ursache. Und diese Ursache war eindeutig die durch die Kuhherde zerstörte Grasnarbe.“ Eine gut verwurzelte Grasnarbe sei lebenswichtig für einen funktionierenden Deich, weil sonst das Hochwasser die Erde einfach wegspülen könne. Palotz: „Eine Kuh ist auf einem Deich nicht vorgesehen!“ Ordnungsdezernent Michael Jehn unterstützte die Argumentation von Thomas Palotz. „Die Grasnarbe auf dem Deich war komplett locker. Man konnte sie mit der Hand anheben.“ Nur deshalb sei das Auslegen von Vliesmattem und Sandsäcken notwendig geworden.
Yusuf Karacelik (Die Linke) legte nach dieser Debatte gleichwohl nochmals nach und wies darauf hin, dass nach seiner Einschätzung über viele Jahre wohl sehr viel versäumt worden sei bei der dringend nötigen Deichsanierung.
Politiker danken den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern
CDU-Sprecher Detlef Peters nutzte die Debatte, um im Namen aller Bezirkspolitiker den vielen Freiwilligen, die zu Weihnachten am Ruhrdeich stundenlang im Einsatz waren, zu danken. Dafür gab es Zustimmung von allen Fraktionen und Parteien.
Zu Beginn der Debatte stellte die Verwaltung die geplanten Maßnahmen zur Deichsanierung vor. Zentraler Baustein für den Abschnitt in Höhe Ruhrpark ist ein neuer Deichverteidigungsweg, der auf der Landseite parallel zum Ruhrdeich verläuft und auch Aufstellflächen und Wendemöglichkeiten für Einsatzfahrzeuge bietet. Zugleich soll dieser neue Weg den Deich von der Landseite her stabilisieren. Wenn der Weg fertiggestellt ist, will die Verwaltung prüfen, ob diese Maßnahme ausreicht, den Schutzwall dort standfester zu machen. Zudem werden in dem Abschnitt weitere Bäume gefällt, weil sie den Deich gefährden können.
Bruckhoff warnt vor neuerlicher Gefährdung des Deichs in Alstaden
Im weiter nördlich gelegenen Abschnitt parallel zur Straße Am Ruhrufer soll der Deich Spundwände erhalten. Das entsprechende Planfeststellungsverfahren soll möglichst schnell abgeschlossen werden, um das Projekt zügig zu verwirklichen. Peter Bruckhoff skizzierte klar und deutlich die riskante Situation, vor der man mit Blick auf das Ruhrufer im Stadtsüden steht: „Wenn es neuerlich zu lang anhaltendem Starkregen kommt, ist der Deich sofort wieder gefährdet.“