Oberhausen. „Das Leben ist ein Wunschkonzert“ bringt Acht- bis Zwölfjährigen ein hartes Thema behutsam nahe. Drei Schnecken spielen eine tragende Rolle.

Gute Schauspieler können eben alles spielen. Nicht nur den Geist von Hamlets Vater oder die Schlange Kaa in Kiplings „Dschungelbuch“. Für das junge Theater im Studio sind Clara Schwinning, Susanne Burkhard und Tim Weckenbrock bald als Schnecken unterwegs. Die eigenwilligen Weichtiere haben in Esther Beckers Schauspiel „Das Leben ist ein Wunschkonzert“ durchaus tragende Rollen - nicht nur weil Schnecken stets ein schmuckes Eigenheim auf dem Rücken transportieren.

Anne Verena Freybott kann schwungvoll und ausgiebig über Schnecken referieren: über die 20.000 Mikro-Zähnchen auf jeder Raspelzunge oder jenen einst als Heilmittel genutzten Schleim, auf dem die Bauchfüßer gemächlich dahingleiten. Esther Becker weiß eben auch in ihrem siebten Jugendstück, nach so schönen Titeln wie „Cowboy ohne Pferd“ oder „Mimosa“, wie sich „schwere Themen sehr leicht anpacken lassen“, wie die Regisseurin und Leiterin von Oberhausens „Open Haus“-Sparte sagt. Denn der achtjährige Schneckenfan namens Anna (gespielt von Ronja Oppelt) muss sich schon als Grundschülerin einem chaotischen Leben stellen.

Die „Seelentiere“ sind witzige Ratgeber für die Achtjährige

Ihre Eltern treten während der 70 „Wunschkonzert“-Minuten nicht in Erscheinung. Man hört‘s nur immer wieder aus der Küche rumpeln, hört Poltern und Murren. Die Schülerin versucht ihr Bestes, es niemanden merken zu lassen: Doch Annas Eltern sind alkoholkrank - so sehr, dass das Kind bald nicht mehr weiter weiß und kaum noch damit hinterherkommt, all die leeren Flaschen wegzuräumen oder Ausreden für Nachbarn und den Pizzaboten zu erfinden. Ganz zu schweigen vom Stress in der Schule, wo die übermüdete Anna immer mehr Stunden verpasst.

Es ist die Entdeckung einer schmucken Schnecke, die von der entzückten Anna auf den Dreifach-Namen „Uli Sascha Chris“ getauft wird, und die Bedrängnis des Mädchens zum Besseren wendet: Denn in diesem (trotz des Themas) überaus witzigen „Wunschkonzert“ lassen Autorin und Regie die Tierchen wie den Sprech-Chor in einem klassischen Drama auftreten: Als „Seelentiere“, wie Anne Verena Freybott sagt, und pointensicher philosophierende Ratgeber. Dank der eigenwilligen Gastropoden erlebt das junge Publikum Annas Geschichte „nicht als Problemstück“, so die Regisseurin, „sondern als Lösungsstück“.

Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Suchtberatung

Dank der schnuckeligen Schnecken findet Anna schließlich Hilfe, sowohl bei der Professorin aus dem Erdgeschoss (Susanne Burkhard) als auch beim Pizzaboten (Tim Weckenbrock). „Freudvoll, mit großen Bildern“, so beschreibt Freybott diese Theaterstunde, sei „Das Leben ist ein Wunschkonzert“ ein Appell an Kinder in ähnlicher Situation, „aus ihrer Einsamkeit herauszukommen“. Für diese Inszenierung kooperiert das Theater mit dem Kompetenzzentrum Suchtberatung und Sozialpsychatrie.

Die Premiere steigt am Samstag, 13. Januar, um 16 Uhr. Karten für die weiteren Vorstellungen gibt‘s für 5 und 8 Euro unter 0208 8578 184, per Mail an service@theater-oberhausen.de