Oberhausen. Oberhausens beste Schauspielerinnen und Schauspieler empfingen ihre Auszeichnungen in den schrillen Kostümen der ersten Preisträgerin.
Drei lange Jahre gab es keine Theaterpreise, da war die Preisvergabe am Sonntagabend – direkt nach der Aufführung des Liederabends „Schauet – Herzland“ – wie ein Neubeginn für den Freundeskreis „Theater für Oberhausen“. Ein paar Überraschungen gehörten dazu. „Wir werden mit einem Höhepunkt beginnen und mit einem Höhepunkt enden“, so formulierte es Elke Lepges, die Freundeskreis-Vorsitzende, die sich in den „ungepriesenen“ Jahren um teils neue Stifter und neue Mitstreiter im Vereinsvorstand bemüht hatte.
Erste Überraschung: Den ersten Preis, dotiert mit 3000 Euro, gab die Jury aus vier Theaterkritikern an Oberhausens Ausstattungsleiterin Franziska Isensee. „Ihre Kostüme erheben noch die kleinste Nebenrolle zu Persönlichkeiten“, heißt es in der Begründung. „Mit ihrem stets inspirierten Griff in den Stilfundus von Rokoko bis Postmoderne und ihrem immensen Ausstatterinnen-Fleiß hat Franziska Isensee die erste Spielzeit von Kathrin Mädler kongenial geprägt.“ Da passte es doch perfekt, dass alle anderen Geehrten in den verspielten „Herzland“-Kostümen ihre Auszeichnungen entgegennahmen.
Zweite Überraschung: Die Freundeskreis-Vorsitzende ist schon bei der Jury-Sitzung dem durchaus kostspieligen Wunsch gefolgt, zwei zweite Preise zu vergeben, dotiert mit jeweils 2000 Euro. Schließlich hatten Daniel Rothaug und Anke Fonferek die Kritiker gleichermaßen beeindruckt. „Er verkörpert nicht einfach Figuren“, so die Jury über den aktuellen „Woyzeck“-Darsteller. „Er erschafft vor unseren Augen Menschen in all ihrer Brüchigkeit.“ Mit Anke Fonferek und dem zweiten zweiten Preis verweist die Jury auf „Die Wahrheit über Leni Riefenstahl“: Unter deren drei tollen Schauspielerinnen sei Fonferek „die prägnanteste, auch weil sie die Leni spielt, die ihr ganzes Leben mit sich trägt.“
Nachwuchspreis für den zärtlichen Stürmer-Profi
Beim Günther-Büch-Nachwuchspreis, der an Oberhausens prägenden Schauspieldirektor und Regisseur der 1960er erinnert und mit 500 Euro dotiert ist, kam Tim Weckenbrock zum Zuge – dank seines Spiels als zärtlicher Stürmer-Profi in „Zwei Herren von Real Madrid“ und als Anton in Erich Kästners „Pünktchen und Anton“, denn „wie er in dieser Rolle die Spontaneität und Abenteuerlust eines Kindes verkörperte“, so die Jury, „hat nicht nur die jungen Zuschauer begeistert“.
Das Theaterpublikum darf sich auch selbst überraschen: Beim Votum per Stimmzettel entschied es sich für Susanne Burkhard, die im Spitzenkragen ihres „Pierrot“-Parts ans Mikrofon trat. Begründungen brauchen die Theaterfans zwar mit ihrem Votum zum Publikumspreis, dotiert mit 2000 Euro, nicht abgeben – doch sicher hatten ganz viele den großen, bewegenden Monolog in Erinnerung, mit dem Susanne Burkhard die Aufführungen von „Paragraf 218“ beendet.
Preisgekrönte Auftritte nach wie vor im Repertoire
„Erzählen Sie möglichst vielen von den tollen Produktionen hier im Haus“, so ermunterte Elke Lepges das „Herzland“-Publikum im nicht ganz vollen Großen Haus, „damit der Zuschauersaal aus den Nähten platzt“. Schließlich sind auch einige der preisgekrönten Auftritte nach wie vor zu erleben: „Woyzeck“ mit Daniel Rothaug zählt ebenso zu den Wiederaufnahmen im Repertoire, wie „Leni Riefenstahl“ und Anke Fonfereks anrührendes Solo „All das Schöne“. Und die Kostüme und Bühnenbilder von Franziska Isensee gehören ohnehin immer wieder zu den „großen Bildern“, die das Theater Oberhausen jetzt aufbietet.
Preise mit insgesamt 9500 Euro dotiert
Ohne seine verlässlichen Stifter könnte der Freundeskreis „Theater für Oberhausen“ keine gut dotierten Theaterpreise vergeben. Die 3000 Euro für den ersten Preis stiften die Firmen Franken Apparatebau, Kramer Metallbau, Schmitz Bedachung Zimmerei und Stauch Bau. Die 2000 Euro für den Publikumspreis kommen von der Bürgerstiftung der Stadtsparkasse. Ebenfalls je 2000 Euro für die beiden zweiten Preise stiften die Firma Nockmann und Gerstberger sowie die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO).
Die Eheleute Rosalinde und Erhard Büch hatten 2005 mit dem Freundeskreis den „Günther-Büch-Nachwuchspreis“ ins Leben gerufen und stiften seitdem die 500-Euro-Auszeichnung.