Oberhausen. Elf Oberhausener Stadtmanager verdienen mit ihrem Grundgehalt mehr als der Oberbürgermeister selbst. Wer zu den Spitzenverdienern gehört.
- Alljährlich veröffentlichen wir die Gehälter der Stadtmanager
- Oberbürgermeister Daniel Schranz steht nicht an der Spitze der Liste
- Elf Stadtmanager verdienen mehr als der CDU-Politiker
Es ist nicht so, als ob der oberste Repräsentant und Entscheider der Stadt Oberhausen, Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU), wenig Geld verdienen würde. Er selbst würde kaum bestreiten, dass er mit gut 173.000 Euro im Jahr und zusätzlich über 25.000 Euro aus seinen Aufsichtsratsmandaten ordentlich bezahlt wird. Dafür ist er Chef von über 3000 öffentlichen Stadtbediensteten, kontrolliert indirekt zahlreiche Stadtgesellschaften und muss für die Interessen von 210.000 Bürgerinnen und Bürgern intern und auf externen Bühnen kämpfen – kein leichter Job. Zumal der Christdemokrat, seit Herbst 2015 in diesem Wahl-Spitzenamt, nicht von allen Bürgern mit Lobeshymnen überschüttet wird, sondern stetiger Kritik ausgesetzt ist – wie jeder Top-Politiker in Deutschland.
Und doch verdienen mit ihrem Grundgehalt elf Oberhausener Stadtmanager, direkt oder indirekt im Dienste der Steuerzahler, mehr Geld als der Oberbürgermeister selbst. Vom Gehalt oberster Wirtschaftsführer in privaten Unternehmen mal ganz zu schweigen. Aber was ist bei der Höhe von Gehältern und Löhnen schon gerecht? Müssten nicht gerade diejenigen super bezahlt werden, deren Arbeit für die Gesellschaft wichtig ist, die aber kaum jemand erledigen will? Sparkassen-Chef oder oberster Strom-Verkäufer in einer Stadt würden sicherlich viele machen wollen, allerdings ist die sichere und günstige Versorgung der Bevölkerung und Unternehmen mit Geld und Energie auch keine einfache Aufgabe.
Spitzenverdienst für Vorstand der Stadtsparkasse Oberhausen
Wie dem auch sei: Traditionell gehören zu den Spitzenverdienern bei den kommunalen Gesellschaften der Sparkassen-Vorstand mit Jahresbruttogehältern von über 300.000 Euro und der oberste Vorstandschef der Energieversorgung Oberhausen (EVO) mit rund 300.000 Euro (Hartmut Gieske). Danach folgt schon Stoag-Boss Werner Overkamp, der derzeit mit hohem Krankenstand sowie vielen Verspätungen und Ausfällen seiner Busse zu kämpfen hat: rund 240.000 Euro brutto, also vor Steuern und Sozialabgaben, fließen von seinem Arbeitgeber in dessen Richtung.
Die exakten Gehälter aller Manager der kommunal geprägten Gesellschaften (siehe Tabelle) sind im aktuellen Beteiligungsbericht der Stadt für das Jahr 2022 zu finden. Ein solcher Bericht wird jährlich erstellt und stellt auf 432 Seiten vor allem die Daten und Fakten der wirtschaftlichen Entwicklung von gut 40 Tochtergesellschaften der Kommune dar – doch auf sechs Seiten im hinteren Bereich findet man die Gehälter der Stadtmanager und die Aufwandsentschädigungen für die Aufsichtsräte, meist Lokalpolitiker. Der Bericht wurde im Dezember in Allris, dem Ratsinformationssystem von Oberhausen, veröffentlicht. Die Zahlen beziehen sich auf das vergangene Jahr 2022.
Demnach erreichten über 200.000 Euro Jahreseinkommen neben Stoag-Geschäftsführer Overkamp auch die Geschäftsführer der Müllverbrennungsanlage GMVA (Angela Sabac-el-Cher und Frank Nachtsheim), der Wirtschaftsbetriebe WBO (Andreas Kußel) sowie Christan Basler als Technischer Vorstand der EVO.
Sonderrolle für den einstigen OGM-Chef Hartmut Schmidt: 216.000 Euro für Tätigkeit ohne Aufgaben
Eine schon oft beschriebene Sonderrolle spielt Hartmut Schmidt, der einst mächtige Chef über 640 wichtige Stadtbedienstete der Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM), die im September 2023 endgültig aufgelöst wurde. Schon 2022 hatte Schmidt in der damaligen Zwei-Mann-Firma kaum etwas zu tun, er erhielt aber dank rechtlich sattelfester Arbeitsverträge immer noch sein Top-Gehalt von über 216.000 Euro. Durch sein Rathaus-Rückkehrrecht ist er nun wieder formal normaler Stadtbediensteter, sein Gehalt fließt gleichwohl weiter in alter Höhe - theoretisch bis zu seinem offiziellen Renteneintritt. Im Hintergrund verhandelt man aber schon seit vielen Wochen über die Auflösung seines Arbeitsverhältnisses. Billig wird das für die Stadt nicht mehr.
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Im Vergleich zu den Stadtmanagern im Wirtschaftsbereich müssen all diejenigen, die im meist hochdefizitären Bereich der Kultur den Menschen Freude und geistige Anregungen bringen, den Gürtel enger schnallen: Ob der frühere Theater-Intendant Florian Fiedler, die erfolgreiche Gasometer-Chefin Jeanette Schmitz oder Lars Henrik Gass, der Geschäftsführer der international berühmten Kurzfilmtage von Oberhausen – sie alle müssen mit 110.000 bis 150.000 Euro Jahreseinkommen vorliebnehmen.
Oberhausen veröffentlicht keine Liste der Pensionshöhen und der Dienstwagen
Der aktuelle Beteiligungsbericht der Stadt Oberhausen für das Jahr 2022 enthält neben den Vergütungen der Geschäftsführer, Aufsichtsräte und Vorstände städtischer Unternehmensbeteiligungen auf 432 Seiten zwar auch die Geschäftsberichte der über 40 Oberhausener Beteiligungsfirmen – mit allen wichtigen Kennzahlen, Rückblicken und Prognosen zur künftigen Wirtschaftsentwicklung.
Im Unterschied zum Beteiligungsbericht der Stadt Essen weist der Oberhausener Beteiligungsbericht aber im sechsseitigen Vergütungsbericht 2022 (Seiten 408 bis 413) bedauerlicherweise nicht die Dienstwagen-Regelung und Pensionsaufwendungen für die Stadtmanager aus. Allerdings sind auf diesen Seiten auch sämtliche Aufwandsentschädigungen für die Aufsichtsratsmitglieder notiert.