Oberhausen. Die Einsatzkräfte rechnen an Silvester wieder mit vielen Einsätzen. Hilfs-Organisation gibt Tipps, wie man Verletzungen richtig behandelt.

  • Beim Jahreswechsel 2022/23 musste die Feuerwehr 90-mal in Oberhausen ausrücken
  • Auch in diesem Jahr stellt sich die Feuerwehr auf ein hohes EInsatzaufkommen ein
  • Was tun, wenn mit den Böllern etwas schief geht? Das DRK gibt wichtige Tipps

Feuerwerks-Gegner konnten der Corona-Pandemie wenigstens diese gute Wendung abgewinnen: An Silvester wurden keine oder nur wenige Raketen in den Himmel geschossen, die Böllerei blieb weitgehend aus. Mit der Ruhe war es im vergangenen Jahr allerdings vorbei: In einigen Städten kam es sogar zu Krawallen. Auch die Feuerwehr Oberhausen rechnet in diesem Jahr wieder mit mehr Einsätzen - und hat bereits das Einsatzpersonal für diese letzte Nacht des Jahres aufgestockt.

Beim Jahreswechsel 2022/23 mussten die Feuerwehrleute 90-mal in Oberhausen ausrücken. In 25 Fällen waren die Verletzungen so schwer, dass der Notarzt gerufen werden musste. Drei Personen verletzten sich in der Silvester-Nacht durch Feuerwerkskörper so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Zwei von ihnen hatten an den Händen tiefe Wunden.

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Nicht wenige Interessenvertreter fordern ein Verbot von Böllern. Erst recht, nachdem während der Silvester-Nacht im vergangenen Jahr Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern angegriffen wurden. Ob Böller und Raketen verboten werden sollten - in dieser Frage bleiben die Lebensretter der Feuerwehr neutral. „Wir stellen uns professionell auf die Nacht ein, wie jedes Jahr“, sagt Feuerwehrsprecher Jörg Preußner. Heißt auch: Die Feuerwehr erhöht für Silvester die Zahl der eingesetzten Kräfte, denn: „Wir rechnen mit einem erhöhten Einsatzaufkommen.“ Deshalb wird auch die Freiwillige Feuerwehr in die Pläne eingebunden. Das Leitmotto der Vorausarbeit lautet: „Wir stellen uns auf ein unruhiges Silvester ein - und hoffen, dass es ruhig bleibt.“

Silvester-Krawalle in anderen Revierstädten

Am Katernberger Markt in Essen wurde im vergangenen Jahr in der Silvester-Nacht eine Haltestelle verwüstet.
Am Katernberger Markt in Essen wurde im vergangenen Jahr in der Silvester-Nacht eine Haltestelle verwüstet. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

In Essen, Bochum und Duisburg nutzte diese stetige Hoffnung der Retter und Helfer im vergangenen Jahr nichts. Chaoten hinterließen Trümmerfelder und attackierten Helfer. In Bochum wird es deshalb eine Böller-Verbotszone an der Party-Meile Bermudadreieck geben. Oberhausen sieht dafür momentan keinen Grund und verzichtet auf solche Verbotszonen. Auch, um das Personal nicht überzustrapazieren. Denn für die Einrichtung eines solchen Sperrbereichs müsste Personal gebunden werden, dass an anderer Stelle fehlt.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) warnt in einer aktuellen Mitteilung vor den Folgen durch den unachtsamen Gebrauch von Feuerwerkskörpern. Die Hilfsorganisation möchte sensibilisieren. „Ich finde, es steht niemandem zu, zu entscheiden, wer wie Silvester feiern möchte. Aber wir appellieren, mit Feuerwerkskörper sorgsam und achtsam umzugehen“, sagt Andrea Farnschläder, Vorstand des DRK Oberhausen. Der Hilfsverband wünscht sich, dass Feuerwerke an zentralen Orten strukturiert gezündet werden - und eben nicht mehr individuell von jedem Bürger.

Beliebt: Die Silvester-Party auf der Centro-Promenade.
Beliebt: Die Silvester-Party auf der Centro-Promenade. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Das DRk fährt selbst keine Rettungseinsätze, unterstützt aber im Bedarfsfall die Feuerwehr-Rettungskräfte mit Ersthelfern und Krankentransporten. Für die Silvesternacht hat der Hilfsverband einige hilfreiche Tipps zusammengestellt, falls es doch zu Verletzungen mit Böllern oder Raketen kommt. „Der Rettungsdienst hat zur Silvesternacht vor allem mit Alkoholvergiftungen, Hand-, Augen- oder Schnittverletzungen und Verbrennungen zu tun“, sagt Massimo Simon, Leiter der für den Krankentransport zuständigen Abteilung „Nationale Hilfsgesellschaften“ beim DRK-Kreisverband Oberhausen.

Das sollte man bei folgenden Verletzungen tun:

Handverletzungen

Größere Wunden müssen steril abgedeckt werden. Bei größerem Blutverlust muss sofort ein Notarzt verständigt werden. Abgerissene Finger oder Fingerteile sollten möglichst geborgen und dem Rettungsdienst übergeben werden. Der abgerissene Finger sollte so keimfrei wie möglich in ein Stück Verbandmaterial eingewickelt werden. Das kann zur Not auch ein frisch gewaschenes Stofftaschentuch sein. Dieses sollte in einen Plastikbeutel gegeben werden, der dann in einen zweiten Plastikbeutel gegeben wird und mit Wasser und Eis gefüllt wird. Der amputierte Finger sollte unter der Wasseroberfläche sein, darf aber nicht mit Wasser oder Eis in Berührung kommen.

Verbrennungen

Leichte Verbrennungen, die die Größe der Handfläche nicht überschreiten, können kurze Zeit mit lauwarmem Leitungswasser gekühlt werden und bei Bedarf steril abgedeckt werden. Größere Verbrennungen (Verkohlung der Haut, leichte bzw. keine Schmerzen) sind ein Fall für den Notarzt.

Augenverletzungen

Bei Augenverletzungen müssen beide Augen durch einen Verband ruhiggestellt werden, damit das verletzte Auge nicht mehr bewegt wird. Betroffene sehen nun nichts mehr und müssen betreut werden. Auf jeden Fall sollte der Notruf 112 gewählt werden.

Alkoholvergiftungen

Maßloser Alkoholkonsum kann zu einer Vergiftung mit lebensgefährlichen Folgen führen. Ein leichter Rausch ist noch kein Notfall. Wenn jemand durch überhöhten Alkoholkonsum zusammenbricht, muss das aber unbedingt ernst genommen werden: Sofort die Atmung prüfen! Bleibt eine Person auch nach wiederholten Ansprechversuchen bewusstlos, muss unbedingt der Notruf 112 gewählt werden und die Person in die stabile Seitenlage gebracht werden. In einer kalten Silvesternacht im Freien ist auch unbedingt an den Erhalt der Wärme des Körpers zu denken, um eine drohende Unterkühlung zu verhindern.