Oberhausen. Mehrere NRW-Städte setzen in diesem Jahr auf Böllerverbotszonen. Teilweise reagieren sie damit auf Angriffe gegen Beamte.
Mehrere Städte in NRW setzen zu Silvester auf Böllerverbotszonen. In diesen Bereichen dürfen keine Feuerwerkskörper entfacht werden. Neben den Metropolen Köln und Düsseldorf richten auch Münster und Bochum diese Sperrzonen ein.In der Ruhrgebietsmetropole Bochum beschränkt sich der Bereich hauptsächlich auf die Brüderstraße im Bermudadreieck. Die Stadt reagiert damit auf einen Angriff gegen Beamte. Im Vorjahr wurden Polizisten von einer Gruppe mit bis zu 300 Menschen bedrängt.
In Oberhausen sind keine Böllerverbotszonen vorgesehen. Wie die Stadt auf Nachfrage mitteilt, gibt es dazu keine Planungen. „Anders als in einigen anderen NRW-Städten gibt es in Oberhausen keinen Hotspot“, schreibt die Stadt-Pressestelle. Gemeint ist damit: Es gibt keinen besonderen Ort, an dem sich Massen von Feiernden versammeln, um ihre Raketen und Böller anzuzünden, und an dem Gewaltausbrüche zu befürchten sind.
Tatsächlich war der Jahreswechsel 2022/23 in Oberhausen weitgehend ruhig verlaufen. Zwar lief eine SIlvester-Party auf der Gustavstraße derart aus dem Ruder, dass fünf Beamte leicht verletzt wurden. Dies ist allerdings kein Vergleich zu den Ausschreitungen in Duisburg, wo die Verbotszone diskutiert wurde. Dort wurden Passanten, Rettungskräfte und Polizisten an verschiedenen Orten angegriffen. Insgesamt zählte die Polizei Duisburg 470 Einsätze - ein Höchstwert.
Oberhausen: Personal wird für Verbotszonen gebunden
Die Stadt Duisburg betrachtet das Instrument der Sperrzonen als nicht zielführend, da die Ausschreitungen nur an andere Orte verlagert würden. Oberhausen nennt noch einen weiteren Grund gegen eine solche Sperrzone: Die Personal-Ressourcen. Es sei richtig gewesen, im vergangenen Jahr keine Verbotszonen einzurichten. „Dies hätte nur zur Bindung von Einsatzkräften an der Verbotszone geführt.“ Denn schließlich muss an solchen Verbotszonen auch kontrolliert werden, ob diese Regelung von den Bürgern auch eingehalten wird.
Die Diskussion um Böllerverbote entfacht sich allerdings nicht allein an den Ausschreitungen. Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe wollen den Verkauf von Raketen und Böllern ganz verbieten. Sie argumentieren mit der Luftverschmutzung und dem Müllaufkommen. Die Deutsche Umwelthilfe rechnet mit „massiven gesundheitlichen Beschwerden aufgrund der enormen Feinstaubbelastung durch das Zünden von Feuerwerk“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung.
Auch Tierschutzverbände und Ärzteorganisationen fordern ein Ende des Böllerns. „Böller und Raketen passen nicht mehr in unsere Zeit. Sie sind schlecht für Umwelt und Klima und sie führen immer wieder zu schweren Verletzungen. Zudem ist es vollkommen fehl am Platz, das Neue Jahr mit Raketen zu begrüßen, während mitten in Europa und im Nahen Osten Kriege geführt werden“, meint Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer.
Feinstaubbelastung an Silvester: Werte teilweise deutlich höher
Wie viel Müll während einer Silvester-Nacht anfällt, dazu können Stadt und Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) keine Angaben machen. Von Seiten der WBO ist zu hören, dass die Mitarbeitenden in normalen Schichten den Müll wegräumen. Zusätzliches Personal wird nicht eingestellt.
Die Feinstaubbelastung in der Stadt hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Belastung kann in engen Häuserschluchten oder in der Nähe von großen Feuerwerken deutlich höher sein. Auch können die Werte an den Messstationen variieren, je nachdem, wo und wie in der Nähe Raketen abgefeuert wurden. Eine große Rolle spielt zudem das Wetter: Bei ungünstiger Witterungslage, etwa Windstille, kann die Belastung deutlich höher ausfallen.
Eine Messstation befindet sich an der Mülheimer Straße. Im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2019, also vor Corona, überstieg der Messwert an Silvester den Grenzwert des Jahresmittels um circa 75 Prozent. Im vergangenen Jahr führte dann starker Wind dazu, dass der Wert nur um zehn Prozent über dem aktuellen Grenzwert lag. Beim Jahreswechsel 2019/2020 war die Wetterlage derart ungünstig (unter anderem windstill), dass der gemessene Wert doppelt so hoch wie in den vorangegangenen zehn Jahren war.
Stadt Oberhausen: Vulnerable Personen sollen Zuhause bleiben
Da diese Ereignisse selten sind, werden die Grenzwerte übers ganze Jahr verteilt eingehalten. Nach Angaben der Stadt entfällt nur ein kleiner Teil (2,5 Prozent) auf das Feuerwerk an Silvester. Experten der Stadt gehen davon aus, dass die Grenzwerte auch in Zukunft eingehalten werden. Ein Feuerwerksverbot sei deshalb „nicht zwingend geboten“.
Dennoch empfehlen die Luft-Experten der Stadt, dass durch Krankheiten angeschlagene Personen an Silvester Zuhause bleiben. „In einer durchschnittlichen Neujahrsnacht ist die Belastung um 9 Uhr morgens wieder weitgehend normalisiert, in der vergangenen Silvesternacht war die Feinstaubbelastung durchgehend unbedenklich, 2020 war die Feinstaubbelastung noch bis zum Mittag deutlich erhöht.“
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