Oberhausen. Das Oberhausener Nahverkehrs-Unternehmen Stoag kämpft mit einer nie dagewesenen Krankheitswelle. Fahrten fallen aus, Kunden sind genervt.
- Ein ungewöhnlich hoher Krankenstand macht der Oberhausener Stoag zu schaffen
- Das städtische Nahverkehrsunternehmen kann nicht mehr sämtliche Linien bedienen, es fallen Fahrten aus
- Viele Fahrgäste verlieren allmählich die Geduld
Wer in Oberhausen auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist, hat es derzeit nicht leicht. Viele Busse der Stoag kommen verspätet oder gar nicht. Der Verkehrsbetrieb hat mit einem extrem hohen Krankenstand zu kämpfen. Eine Buslinie, die 966 zwischen Anne-Frank-Realschule und Sterkrade Bahnhof, wurde wochentags bereits komplett eingestellt. Was erleben die Menschen auf ihrem täglichen Weg zur Arbeit, zum Arzttermin oder zur Verabredung? Leser und Leserinnen berichten.
Die 15-jährige Tochter von Susanne Kandels habe jüngst anderthalb Stunden an der Haltestelle gestanden, schreibt uns die Mutter bei Facebook. Gleich drei Fahrten der Linie seien nacheinander ausgefallen. Die Oberhausenerin hat sich beschwert – und kann nach einer ersten enttäuschenden Antwort dann aber doch Positives berichten: „Die Stoag hat freundlich reagiert, nochmals die Umstände erläutert und meiner Tochter einen Kinogutschein angeboten.“
Auch Kira Frackowiak höre von ihrer Tochter immer öfter: Bus ausgefallen. „Gerade in der Jahreszeit blöd, wenn die Kids im Dunkeln an den Haltestellen stehen und dann zu spät zur Schule, zum Training oder Konfi-Unterricht kommen.“ Auch Melanie Sturm findet es vor allem als Frau „nicht erbauend“, im Dunkeln an einer Haltestelle zu stehen, ohne dass ein Bus kommt. Sie sieht die Stoag in der Pflicht, aber auch die Fahrgäste: „An manchen Tagen hast du einfach nur Idioten im Bus, die auf gereizte Menschen treffen, und dann knallt es im Bus. Mehrfach miterlebt.“
Hoher Krankenstand bei der Stoag
Eine ungewöhnlich heftige Krankheitswelle trifft den Oberhausener Verkehrsbetrieb Stoag derzeit. Der Krankenstand beim Fahrpersonal erreicht Spitzenwerte von bis zu 20 Prozent. Daher fallen viele Fahrten aus, seit dem 11. Dezember ist die Linie 966 wochentags vorübergehend komplett aus dem Fahrplan gestrichen.
Die Stoag rechnet damit, dass sich die derzeitige Lage frühestens mit Beginn der Weihnachtsferien bessern wird. Bis dahin müssen Fahrgäste weiter mit erheblichen Verspätungen und Ausfällen rechnen.
Nicht erst seit der aktuellen Krankheitswelle macht Patrick Eul schlechte Erfahrungen: Seit anderthalb Jahren sei die Stoag „keinen Deut besser als die Deutsche Bahn“. Lange Zeit habe er sogar Umwege in Kauf genommen, um mit dem Bus statt mit dem Zug zu fahren, „weil ich wusste, damit komme ich wenigstens pünktlich an“. Doch seit einiger Zeit nehme er zwar schon frühere Busse, komme aber teilweise immer noch zu spät zur Arbeit. So macht es auch Marion Langenberg: Frühere Verbindungen nutzen und hoffen, pünktlich zur Arbeit zu kommen.
Fahrgast fordert bessere Arbeitsbedingungen für Busfahrer
Leser Özkan Gülmez fordert bessere Rahmenbedingungen für die Fahrerinnen und Fahrer: mehr Geld und weniger Stress. Verbessern sich die Arbeitsbedingungen nicht, werde die Situation immer schlimmer. Denn wer möchte in der heutigen Situation schon Busfahrer werden, fragt er: Man müsse zum Teil sehr früh aufstehen, die Busse seien meist überfüllt, Fahrgäste würden immer öfter aggressiv, die Straßen würden immer voller. „Wenig Vergütung für viel Verantwortung“, fasst Özkan Gülmez zusammen.
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Jenny Marenhofen appelliert an die Stoag, die Fahrpläne offiziell anzupassen und dies zu kommunizieren. „Damit die Leute sich darauf einstellen können und sich nicht 30 Minuten die Beine in den Bauch stehen und es nicht mal eine Sitzmöglichkeit gibt.“
Eva Schulz ist Pendlerin und fährt nach eigenen Angaben seit vielen Jahren wochentäglich mit Bus und Bahn. „So schlimm wie momentan war es noch nie.“ Dass auf die Bahn kein Verlass sei, sei man ja leider schon gewohnt. „Aber früher war wenigstens auf die Stoag Verlass. Es war eine große Ausnahme, wenn wirklich mal ein Bus komplett ausgefallen ist.“ Doch mittlerweile sei die Situation „katastrophal“. „Wenn es mal einen Tag gibt, an dem ALLE meine Verbindungen von Bus UND Bahn pünktlich kommen, kann ich das rot im Kalender ankreuzen, so besonders ist das.“ Der krankheitsbedingte Personalausfall sei eine Sache. „Aber es gibt generell zu wenig Personal.“
Dieser Artikel erschien erstmals am 12. Dezember 2023 auf der Seite waz.de/oberhausen sowie am 13. Dezember in der Print-Ausgabe der WAZ.
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