Oberhausen. Ein Flammkuchen für acht Euro, Reibekuchen für fünf: Die Preise auf dem Oberhausener Weihnachtsmarkt sind gestiegen. So reagieren Kunden.

Das Wetter hat den City-Adventszauber nasskalt erwischt. Zum Start gab es statt rote Wangen vor Lachen nasse Haare vom Regen. Doch nun läuft er wie gewohnt, der Weihnachtsmarkt auf dem Oberhausener Altmarkt. An der Siegessäule spannen sich die Lichterketten über den Platz und verbreiten Glühwein-Stimmung. Aber etwas trübt die Vorfreude: Die Preise.

Manch ein Besucher auf dem großen Centro-Markt hat sich schon gewundert (oder geärgert) über den Preisaufschlag. Der Glühwein ist um 50 Cent teurer geworden, Hochprozentiges als Extra kostet bis zu zwei Euro mehr. Das ist beim kleinen Oberhausener Weihnachtsmarkt in der Innenstadt nicht anders. Der Winzerglühwein kostet vier Euro. Für drei Reibekuchen müssen Marktbummler fünf Euro hinblättern, für eine Portion Champignons sechs Euro und der dampfende Flammkuchen kostet acht Euro.

Rentner ärgert sich über hohe Preise auf dem Weihnachtsmarkt in Oberhausen

Findet‘s zu teuer: Marianne Dorgaten auf dem Weihnachtsmarkt am Oberhausener Altmarkt.
Findet‘s zu teuer: Marianne Dorgaten auf dem Weihnachtsmarkt am Oberhausener Altmarkt. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Ein Rentner kann sich das nicht mehr leisten“, ärgert sich etwa Marianne Dorgaten. Die Oberhausenerin ist mit Rollator unterwegs, bekam in der Stadt Hunger und wollte mit leerem Magen nicht direkt nach Hause. Die Preise am Reibekuchen-Stand verderben ihr aber kurz den Appetit. „Das ist schon ein stolzer Preis.“ Früher habe sie drei Euro für drei Reibekuchen bezahlt. Ein Mann am Stehtisch pflichtet ihr bei, es sei eben „alles teurer geworden“.

Das stimmt. Zwar sinkt die Inflation, also die Teuerungsrate, wieder und befindet sich im November auf den niedrigsten Stand seit Juni 2021. Doch sie bleibt hoch und wird Ende des Jahres voraussichtlich sechs Prozent betragen. Da die Tariflöhne laut der Hans-Böckler-Stiftung in derselben Zeit durchschnittlich nur um 5,4 Prozent stiegen, frisst die Inflation die Löhne auf. Am Monatsende bleibt weniger im Portemonnaie. Wo wird gespart? Zum Beispiel auf dem Weihnachtsmarkt.

Familie rechnet mit 50 Euro für Weihnachtsmarkt-Besuch

Misada Buschtöns verkauft auf dem Oberhausener Weihnachtsmarkt Flammkuchen. Sie klagt: Die Kaufkraft hat nachgelassen.
Misada Buschtöns verkauft auf dem Oberhausener Weihnachtsmarkt Flammkuchen. Sie klagt: Die Kaufkraft hat nachgelassen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Die Kaufkraft hat deutlich nachgelassen“, sagt etwa Misada Buschtöns. Sie betreibt seit 15 Jahren einen Flammkuchen-Stand. Doch dieses Jahr ist für sie enttäuschend. Die Kundinnen und Kunden würden „nur gucken und dann weitergehen.“ Das ist für sie ein wirtschaftliches Problem: Mittags um zwölf öffnet sie den Stand und ist bis abends vor Ort. Aber zwischendurch läuft es spärlich, Buschtöns verkauft dann kaum Flammkuchen. Dabei seien die Energiepreise, die Standgebühren und die Kosten für die Lebensmittel gestiegen. Buschtöns bleibt kämpferisch, denkt nicht ans Aufgeben: „Das Leben besteht aus Höhen und Tiefen. Irgendwann kommen auch wieder bessere Zeiten.“

Neben älteren Menschen treffen die höheren Preise auch Familien hart. Der Nachwuchs von Christina Gierse und Jerome Lorenz ist noch zu klein, um Flammkuchen und Currywurst zu verlangen. Das Baby schlummert im Kinderwagen. Das Oberhausener Paar möchte sich die Weihnachtsstimmung durch die Preissteigerung auch nicht vermiesen lassen. „Der Weihnachtsmarkt ist ja nur einmal im Jahr“, sagt Jerome Lorenz. Generell seien die Preise auf dem Weihnachtsmarkt am Altmarkt niedriger als auf den großen Märkten am Centro oder in Essen.

Kurzer Abstecher auf den Weihnachtsmarkt in Oberhausen: Niels Meyer mit seinen Kindern Charlotte und Florian.
Kurzer Abstecher auf den Weihnachtsmarkt in Oberhausen: Niels Meyer mit seinen Kindern Charlotte und Florian. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Davon kann auch Niels Meyer erzählen. Der Familienvater war mit seiner Frau und seinen zwei Kindern auf dem Centro-Markt. „Da waren ruckzuck hundert Euro weg.“ Zwar seien darin auch Geschenke inbegriffen, aber mit fünfzig Euro müsse man für eine vierköpfige Familie schon rechnen. Er sei froh, dass er es sich leisten könne. „Aber andere trifft es sicher härter.“ Beim Kurz-Bummel mit seinen Kindern Florian und Charlotte gibt‘s diesmal Crêpes und Bratwurst. Da sind auch mal eben zehn Euro weg.

Veranstalter Max Janetzki beobachtet die Preissteigerungen ebenfalls mit Sorge. „Im Supermarkt sind die Preise auch deutlich gestiegen.“ Für seinen Weihnachtsmarkt zieht er allerdings ein überwiegend positives Fazit. „Die Stimmung hat sich mit dem Wetter entwickelt: Jetzt scheint wieder die Sonne.“