Oberhausen. Förderschulen erfahren eine hohe Nachfrage. Dabei sollen an Grundschulen alle Kinder unterrichtet werden können. Der Trend gibt Rätsel auf.

  • Stadt Oberhausen investiert sieben Millionen Euro in die Glück-Auf-Schule
  • Die Förderschule rechnet mit weiter wachsenden Schülerzahlen
  • Auch an der Schillerschule ist der Platz knapp geworden

Die Kinder wetzen durch die neuen Klassenräume, jagen die Flure entlang und das Treppenhaus runter. Es summt und brummt im Neubau an der Glück-Auf-Schule an der Teutoburger Straße in Oberhausen. Noch fehlt das Mobiliar in den Klassenräumen, aber demnächst werden hier Kinder mit emotionalem und sozialem Förderbedarf unterrichtet. Die Erweiterung wurde herbeigesehnt, denn die Nachfrage steigt.

Die Stadt hat in den zweigeschossigen, modernen Anbau 4,5 Millionen Euro investiert. 2,5 Millionen Euro kostete die Erneuerung des Bestandsgebäudes – macht sieben Millionen Euro und damit eine der höchsten Schulinvestitionen im Jahr 2023. „Damit setzen wir unsere Arbeit daran, den Investitionsstau an unseren Schulen aufzulösen, weiter fort“, sagte Oberbürgermeister Daniel Schranz bei der Einweihung am Donnerstag: „Wir haben in 2023 mit rund 36 Millionen Euro mehr als ein Drittel unserer Gesamtinvestitionen in der Bildungslandschaft unserer Stadt verbaut. Für diese Leistung bin ich allen Beteiligten sehr dankbar.“

Auch an der Schillerschule in Oberhausen reicht der Platz nicht mehr aus

Feierlicher Moment: Oberbürgermeister Daniel Schranz und Schulleiterin Erdmute Mondrowski durchtrennen das Band zur Einweihung des Neubaus an der Glück-Auf-Schule.
Feierlicher Moment: Oberbürgermeister Daniel Schranz und Schulleiterin Erdmute Mondrowski durchtrennen das Band zur Einweihung des Neubaus an der Glück-Auf-Schule. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Glück-Auf-Schule hat zwei Standorte: An der Hagedornstraße werden rund 200 Kinder unterrichtet, die Hilfe beim Lernen sowie der emotionalen und sozialen Entwicklung brauchen. Am Standort Teutoburger Straße, wo jetzt der Anbau fertiggestellt wurde, werden 135 Schülerinnen und Schüler unterrichtet – Tendenz steigend. Schulleiterin Erdmute Mondrowski rechnet in naher Zukunft mit 160 Kindern. >>>Lesen Sie auch:Offener Ganztag: Verband macht sich Sorgen um Qualität

In Oberhausen gibt es insgesamt drei Förderschulen, zwei davon gehören der Stadt. Neben der Glück-Auf-Schule ist das die Schillerschule, die einen Schwerpunkt auf die geistige Entwicklung legt. Wie im gesamten Stadtgebiet steigen auch an den Förderschulen die Zahlen der Schülerinnen und Schüler. Die Schillerschule braucht ebenfalls dringend Platz. Seit Kurzem stehen am Standort Hasenstraße vier Container. Binnen vier Jahren stieg die Schülerzahl von 200 auf 300. Wie es in einem Papier der Verwaltung heißt, stößt die Schule an ihre Belastungsgrenze. Weitere Container sind nötig, eine Erweiterung wie an der Glück-Auf-Schule soll geprüft werden.

Den Förderschulen in Oberhausen fehlt Personal

Förderschulen wurden in der Vergangenheit eher zurückgebaut, denn erweitert. Fünf Schulen wurden in Oberhausen geschlossen, weil das gemeinsame Lernen an den Regelschulen gestärkt werden sollte. Allerdings passt der inklusive Gedanke offensichtlich nicht zusammen mit den Bedürfnissen der Eltern: Die Förderschulen verzeichnen mehr Anmeldungen, und das bei Personalnot. „Es fehlen definitiv Lehrkräfte“, sagt Schulamtsdirektor Christoph Hegener dieser Redaktion. Er ist in Oberhausen für die Förderschulen zuständig. Der Kernunterricht könne weiterhin durchgeführt werden, aber dafür müsse an anderen Stellen gekürzt werden. Für Personalfragen ist das Land zuständig. Es reagiert mit Abordnungen von anderen Schulen. Doch auch damit lassen sich die Löcher nicht stopfen.

Über Ausfälle in der Nachmittagsbetreuung an der Schillerschule hat diese Redaktion bereits berichtet. Auch an der Glück-Auf-Schule ist das Personal knapp. Nachmittags kann die Schule lediglich an drei Tagen die Kinder betreuen. Aber warum sind die Förderschulen so beliebt? Christoph Hegener führt an, dass das Phänomen nicht nur in Oberhausen, sondern auch in anderen Städten beobachtet werde. Eine stichhaltige Erklärung hat er nicht.

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Der Druck an Regelschulen ist höher, die Klassen sind voller

Schulleiterin Erdmute Mondrowski kann den erhöhten Bedarf zumindest nachvollziehen. Kleine Klassensysteme würden aussterben. „Irgendwo müssen die Kinder ja hin“. Aufgrund des Personalmangels werden allerdings auch an der Glück-Auf-Schule 19 Kinder in einem Raum unterrichtet. Damit erreiche die Klassenstärke die Obergrenze für diese Schulform. Mondrowski erlebe immer wieder Eltern, die sich Sorgen machen würden, dass ihr Kind im „großen System“ scheitern könnte. Der Druck an Regelschulen ist höher, die Klassen sind deutlich größer. Eine individuelle Betreuung können die Schulen nicht fortwährend leisten.

Helle Flure: Blick in den Neubau an der Oberhausener Förderschule Glück-Auf.
Helle Flure: Blick in den Neubau an der Oberhausener Förderschule Glück-Auf. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Es ist nicht so leicht, einen Platz an einer Förderschule zu bekommen. Eltern müssen einen Antrag stellen, danach wird das Kind im Unterricht längere Zeit beobachtet und ein Gutachten erstellt. Bekommt das Kind den Platz, hat das zur Konsequenz, dass die Schullaufbahn begrenzt ist. Um höhere Abschlüsse zu erreichen, ist erneut ein Schulwechsel nötig. An der Glück-Auf-Schule etwa kann höchstens der Hauptschulabschluss erworben werden.