Oberhausen. 9500 Fans haben bei der Show „Let’s Dance“ in der Arena Oberhausen mitgefiebert. Moderator droht „Zuspätkommern“ mit Jury-Grinch Llambi.
Fünf Tanzpaare, rieselnde Rosenblätter, blinkende Kronleuchter und amüsante Geheimnisse sich munter bewegender Stars und Sternchen: Die populäre RTL-Show „Let’s Dance“ hat am Samstag gleich 9500 Fans in der ausverkauften Arena Oberhausen antanzen lassen. Verblüffend, wie viele Anhänger es trotz des bekannten (Vor-)Weihnachtswahnsinns auf den Straßen rund um die Neue Mitte Oberhausen rechtzeitig zum Schwof schafften. Dafür: Zehn Punkte!
Auf volle Straßen nahm die eingespielte Anmoderation, Sekunden vor dem Start, allerdings keine Rücksicht: „Bitte nehmen Sie Ihren Platz ein. Wer noch nicht im Saal ist, der erhält ein Einzelgespräch mit Joachim Llambi. Und der kommt mit der Einser-Kelle.“ Die ersten Lacher schallen schon, bevor die Show beginnt.
Die Rudolf-Weber-Arena sieht aus wie ein Ballsaal. Ein bis zur Hallendecke reichender Vorhang verhüllt das Jurypult. Moderator Daniel Hartwich stolziert zum großen Hallo über glitzernde Treppen auf ein weißes Klavier - und steigt anschließend auf die im Effektlicht schimmernde Tanzfläche. Nur an den Rändern ist der Innenraum bestuhlt. Sticheleien gehören zu Let’s Dance wie der Hüftschwung in die Tanzschule. „Erst tanzen wir auf dem Klavier, dann dem Llambi auf der Nase herum.“
Let's Dance in Oberhausen: Llambi testet das Ruhrgebiet und gratuliert Schalke-Fans
Fans wissen: In der RTL-Show tanzen Prominente zusammen mit Profis um den Gesamtsieg - mal mehr, mehr weniger erfolgreich. Eine Jury entscheidet über den Erfolg, auch das Publikum kann abstimmen. Das Gastspiel in der Rudolf-Weber-Arena ist eine gut zweistündige, komprimierte Version der TV-Reihe. Nur TV-Kameras filmen diesmal nicht. „There’s no Business like Show Business“ von Irving Berlin, Mitte der 1940-Jahre für das amerikanische Musical „Annie Get Your Gun“ geschrieben, dient als spektakulärer Eröffnungsritt durch Tanzstile wie Cha-Cha-Cha bis Paso Doble. Leichte Unterhaltung - mit schweren Tanzschritten.
Business as usual, den bekannten Gang der Dinge, erwartet die Fans in der Arena überraschend dann doch nicht: Die beliebte, nette wie strenge Jury ist in Oberhausen plötzlich verändert. Die schwedische Tanzmeisterin Isabel Edvardsson springt für Motsi Mabuse ein. Die Schwedin strahlt im tief ausgeschnittenen Glitzerkleid besonders. Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass die 41-Jährige ihr drittes Kind erwartet. In Oberhausen sagt sie daher stolz über ihre Juryarbeit: „Das wird bei mir heute eine Teamarbeit!“
Jury-Kollege und Model Jorge González sticht mit seinem Outfit alle aus. Er grinst in einem schwarzen Gardinen-Ensemble vom Körper bis zur Frisur. Urteil: Heidewitzka! Und Jury-Bösewicht Joachim Llambi testet erst einmal, wie viel Ruhrgebiet in der Halle vertreten ist. Oberhausen, Essen, Gelsenkirchen? Der Applaus-Test zeichnet ein ausgeglichenes Bild. Da gratuliert der Duisburger und MSV-Fan Llambi den Schalkern gleich noch mal zum (bislang seltenen) Spieltagsieg (4:0 gegen Osnabrück). Buh-Rufe schallen nicht. Dortmunder sind also kaum nach Oberhausen gereist.
Let's Dance in Oberhausen: Internet-Star Julia Beautx - der Samba-Typ aus Herdecke
Trotzdem ist „Let’s Dance“ eine riesige Revierparty. Auch Kandidat und Kabarettist Abdelkarim lebt in Duisburg. Bei seinem Charleston mit Weltmeisterin Kathrin Menzinger fährt er sogar als Blumenverkäufer mit dem Fahrrad unter Klängen des Udo-Jürgens-Klassikers „Vielen Dank für die Blumen“ auf die Tanzfläche (Llambi: „Bist du mit deinem E-Bike heute auch über die Ruhr nach Oberhausen gefahren?“). Und manchmal bewerten sich die Kandidaten schon selbst. Menzinger: „Er ist fleißig…“ Abdelkarim: „Hat aber leider nichts gebracht.“
Internet-Star und Schauspielerin Julia Beautx (2,5 Millionen Fans bei Youtube, 4,2 Millionen bei Tiktok) zaubert mit Zsolt Sándor Cseke das Feuer auf die Tanzfläche. Juror Jorge González staunt: „Du bist ein Samba-Typ. Wo wurdest du geboren?“ Julia Beautx, die eigentlich Julia Willecke heißt: „Herdecke!“ Da muss sie selbst lachen. Dafür erzählt die 24-Jährige, dass sie früher gerne im benachbarten Centro abgehangen hat.
Diesen Lokalkolorit kann nur noch Ingolf Lück („Formel Eins“, „Die Wochenshow“) toppen, der zum Auftakt wie Jim Carrey als Comicfigur „Die Maske“ mit grüner Gesichtsverkleidung wirbelt. Lück spielte ab 2005 zwei Jahre lang den Kerzenleuchter Lumièr bei „Die Schöne und das Biest“ im mittlerweile geschlossenen Metronom-Theater. „Ich habe also quasi im Centro gewohnt.“
Let's Dance in Oberhausen: Ingolf Lück singt das Oberhausen-Lied von den Missfits
Selbst mit hiesigen Kult-Liedern kennt sich der Entertainer aus und singt textsicher wie die Missfits: „Lieber auffem Gasometer im Sturmesbrausen. Und alles, watte siehst, is Oberhausen…“ Karaoke-Applaus! Auch vom Seniorentanz ist der 65-Jährige, 2018 der älteste Sieger einer Let’s Dance-Staffel, noch weit entfernt. Seine Rumba zu Ozzy Osbournes „Dreamer“ entzückt die Jury. Es schnellen die 10-Punkte-Kellen empor.
Boris Beckers Tochter, Model und aktuelle Staffelsiegerin, Anna Ermakova, freut sich noch immer über jeden einzelnen Klatscher in der tobenden Halle. Zu ihrer „Let’s Dance“-Teilnahme sagt sie: „Ich habe mich dabei selbst gefunden.“ Und bei Kunstturner Philipp Boy und Patricija Ionel fliegt sogar ein Brautstrauß ins Publikum. Hartwich kalauert: „Wer hat ihn gefangen? Ich mach' auch Trauungen. Llambi nur Scheidungen...“ Llambi: „Die bringen aber mehr Geld.“
Auch wenn der Tanzreigen manchmal etwas gehetzt wirkt, ist die Show in der Arena Oberhausen beste Unterhaltung mit tänzerischen Kabinettstückchen. Kurzweilig, opulent dekoriert und mit launigen Jurysprüchen garniert. Dass die Kandidaten hier um die „Goldene Ananas“ tanzen - geschenkt! Das Publikum gewinnt auf jeden Fall. Anders als im TV gibt es keine Werbepausen.