Oberhausen. Die Zahlen im Basisgesundheitsbericht 2023 sind alarmierend. Die Sterbefälle in Oberhausen sind auffällig. Spitzenreiter bei fünf Erkrankungen.

  • 2021 geht als trauriges Jahr in die Geschichte Oberhausens ein, denn es gab auffällig viele Todesfälle.
  • Auch die Jahre 2013 bis 2021 zeigen: In Oberhausen liegt die Lebenserwartung unter dem NRW-Schnitt.
  • Bei einigen Erkrankungen ist unsere Stadt sogar Spitzenreiter – dazu zählen Lebererkrankungen.

Wie gesund sind die Menschen in Oberhausen? Wie lange leben sie? Welche Krankheiten kommen in unserer Stadt auffällig häufig vor? Teils erschreckende Antworten auf diese Fragen liefert jetzt der Basisgesundheitsbericht 2023.

Als besonders trauriges Jahr dürfte wohl 2021 in die Geschichte unserer Stadt eingehen. Denn damals starben in Oberhausen insgesamt 3009 Einwohner (1495) und Einwohnerinnen (1514). Damit lag die Oberhausener Sterberate sogar um 13 Prozent über dem Landeswert von Nordrhein-Westfalen. Aufgeschlüsselt nach Geschlechtern wird außerdem deutlich: Für Männer war das Risiko in diesem Jahr am höchsten. Während die Mortalitätsrate bei Frauen im Vergleich zu NRW um rund 12 Prozent über dem Durchschnitt lag, kletterte dieser Wert bei den männlichen Einwohnern sogar auf rund 15 Prozent. Was war da los?

Die Stadt verweist in ihrem Bericht gleich auf mehrere Ereignisse, die einen Einfluss auf die Todesfälle im Jahr 2021 hatten. „Einerseits verzeichnete Oberhausen im Juni eine Hitzewelle, die als Einflussfaktor auf die Mortalitätsrate in Betracht gezogen werden kann“, heißt es darin etwa. Andererseits hatte auch die Covid-19-Pandemie einen großen Einfluss auf das Sterbegeschehen. Nicht nur durch die Anzahl der schweren Verläufe. Sondern auch dadurch, dass Vorsorgeuntersuchungen und Operationen von vielen Oberhausenerinnen und Oberhausenern auf die lange Bank geschoben worden waren – mit fatalen Folgen.

Oberhausenerinnen und Oberhausener sterben deutlich früher

Etwas besser sieht es bei der Entwicklung der mittleren Lebenserwartung in Oberhausen aus: Dieser Indikator gibt die Lebenserwartung bei der Geburt an, also wie viele Jahre ein Neugeborenes bei unveränderten derzeitigen Sterberisiken im Durchschnitt noch leben würde. Für den Zeitraum von 2013 bis 2021 gilt: Genauso wie in NRW steigt die Lebenserwartung auch in Oberhausen immer weiter an. Eine Ausnahme bildet der Zeitraum 2019/ 2021, in dem die Lebenserwartung in Oberhausen sank: Männer lebten durchschnittlich 76,89 Jahre und damit rund 0,2 Jahre kürzer; Frauen erreichten im Schnitt ein Lebensalter von 81,57 Jahren (- 0,1 Jahre). Aber auch über den gesamten Zeitraum betrachtet leben Oberhausener durchschnittlich noch immer kürzer als die übrigen Einwohner von NRW: Männer 1,4 Jahre weniger und Frauen 1,3 Jahre.

Catharina Knauer vom städtischen Bereich Prävention und strategische Gesundheitsplanung stellte den Bericht jetzt auch im Sozialausschuss vor. Für sie ist klar: „Es besteht Handlungsbedarf.“ Etliche Sterbefälle in unserer Stadt könnten etwa durch gezielte Präventionsmaßnahmen verhindert werden. Erschreckend viele Todesfälle durch Leber-Erkrankungen gehören dazu. „Denn Oberhausen liegt bei diesen Sterbefällen sogar bei fast 30 Prozent über dem Landesdurchschnitt.“ Dazu kommen: koronare Herzkrankheiten (21 Prozent über dem NRW-Schnitt), bösartige Neubildungen in Luftröhre, Bronchien und der Lunge (20 Prozent über dem Durchschnitt), Bluthochdruck und Schlaganfälle (11 Prozent darüber) sowie Brustkrebs (6 Prozent über dem NRW-Schnitt).

Noch gilt die ärztliche Versorgung in der Stadt als gut

Als Hauptursache für Lebererkrankungen machten die Ärzte vor Ort einen erhöhten Alkoholkonsum aus. Lungenkrebs dagegen wird auch in Oberhausen nach wie vor hauptsächlich durch Rauchen ausgelöst. „Entsprechend wichtig sind weitere und früher einsetzende Präventionsangebote“, folgert Knauer. Mehr Aufklärung sei aber auch erforderlich, um insbesondere Frauen dazu zu bewegen, eine regelmäßigere Brustkrebsvorsorge vornehmen zu lassen. Eine wesentliche Rolle bei der Verhinderung von Todesfällen komme darüber hinaus „dem Erhalt medizinischer Versorgungsstrukturen zu“. Denn nur so könnten Notfälle etwa mit Schlaganfall oder Herzinfarkt zügig und fachgerecht behandelt werden.

Ein Trostpflaster hält die städtische Mitarbeiterin für die Ausschussmitglieder dann aber immerhin bereit: Die ärztliche Versorgung in und rund um die Stadt gilt als gut. Bei der Versorgung mit Ärzten (sowohl Haus- als auch Fachärzten) liegt Oberhausen nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung sogar über dem Durchschnitt. Allerdings stehen die örtlichen Krankenhäuser aktuell unter erheblichem Druck. Greift die von Bund und Ländern geplante Reform, steht schon jetzt fest: Ganzen Stationen droht künftig das Aus.

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