Oberhausen. Damit für die Besucher im Centro Oberhausen alles ordentlich und sauber ist, rücken um 5 Uhr morgens die Malocher an. Wir haben sie begleitet.
Es ist 5 Uhr morgens im Westfield Centro. Unser Treffpunkt: Parkhaus 2, ganz hinten. Es ist einsam. Früher, als Thyssen noch Stahl auf dem Gelände kochte, war um diese Zeit mehr los. Heute malochen die Menschen, die um diese Uhrzeit zwischen Rhein-Herne-Kanal und Essener Straße unterwegs sind, anders. Wir treffen zwölf beeindruckende Menschen, die im Verborgenen für Sauberkeit sorgen. Sie sind die erste Schicht der Reinigungskräfte des Oberhausener Unternehmens Gewa, die im Auftrag des Centros die Mall, die Oase, die Parkhäuser, das Außengelände mit der Promenade und die Toiletten blitzblank halten.
Sener Üstebay, der Vorarbeiter, ist immer der Erste. Er hat bereits seit einer dreiviertel Stunde die Schicht seines Teams vorbereitet. Die Reinigungskräfte tragen schwarze Jacken mit „Cleaning“ auf dem Rücken und wissen genau, was zu tun ist. Sie reden nicht viel. Sie schnappen sich ein Funkgerät, den Laubbläser, Besen und die Schlüssel für die Reinigungsmaschine und machen sich bei Kälte und Dunkelheit an die Arbeit. Sie sind im Außenbereich im Einsatz.
Sener Üstebay ist eine der guten Seelen, die seit vielen Jahren so unauffällig wie möglich ihren Job machen. Er tut dies seit 17 Jahren. Wir begleiten ihn auf einem Spaziergang über die Promenade. Trotz der Buden des Weihnachtsmarktes wirkt sie verlassen. „Zu dieser Jahreszeit“, so Sener Üstebay, „haben wir mit Laub und Weihnachtsmarkt die dreifache Arbeit.“ Er zeigt uns das aufwändige Problem an einer Hütte mit einem Vordach. Jeder Dreck muss von Hand zum Haufen gekehrt werden, damit dann gereinigt werden kann. Bei jedem einzelnen Stand. Und die Uhr tickt. Alles muss fertig sein, wenn die ersten Gäste um 10 Uhr eintreffen. „Dann“, so der Vorarbeiter, „müssen wir im Gästebereich unsichtbar sein“. >>> Zur Gewa: 2700 Mitarbeiter: Oberhausens größter privater Arbeitgeber
Die geheimen Gänge im Centro Oberhausen
Wir gehen durch geheime Eingänge in die Coca-Cola Oase, die ebenso leer ist, aber funkelnd leuchtet. Fleißige Hände wischen die Tische ab, hantieren mit dem Wischmopp zwischen Stühlen und heben den Müll auf. Dort treffen wir eine Frau, die das Centro besser kennt als die meisten anderen. Gülseren Gülel, von allen nur „Sevil“ genannt, arbeitet seit Tag 1 im Centro, seit 1996 und ist heute als Objektleiterin für alle Reinigungskräfte der Gewa im Centro verantwortlich. Sie sagt: „Wir leben in der Lage“. Erst später in der Schicht verstehen wir, was sie damit meint, dann erkennen wir, dass die Reinigung eines Einkaufszentrums keine Routine sein kann und Managementfähigkeiten erfordert.
Gülseren Gülel weiß, warum es am Sonntagmorgen mehr Arbeit gibt (der Samstag davor!), wieso es bei Regenwetter voller sein wird (mehr Menschen kommen in das überdachte Centro), wie die Maschinen bei Glätte umgestellt werden müssen (sonst verstopft das Streugut von draußen die Düsen), zu welcher Jahreszeit die Handläufe stärker gereinigt werden müssen (im Sommer, wenn es warm ist und die Hände schwitzig sind), wann es bei Veranstaltungen um 18 Uhr in der Rudolf-Weber-Arena in der Mall voll sein wird (um 16 Uhr, zwei Stunden vor Veranstaltungsbeginn machen die Besucher noch einen Bummel zu den Geschäften). Von den Sonderaktionen wie Jobbörsen und Flohmärkten ganz zu schweigen. Sie organisiert all das, verteilt die Arbeit für über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die insgesamt von 5 Uhr morgens bis 22 Uhr im Centro reinigen. Jeden Tag. Dafür ist die Objektleiterin 24 Stunden erreichbar und war beim letzten Wasserschaden in zehn Minuten vor Ort.
Die Mall liegt friedlich vor uns, die Läden sind geschlossen, dort drinnen reinigen andere. Nurten Herzig fährt eine beeindruckende Maschine, den Scrubmaster B175R. Wie der englsche Name sagt, eine Schrubbmaschine, die glatte Böden reinigen kann. Das muss doch einen Riesen-Spaß machen? Nurten Herzig ist ganz nüchterner Profi: „Es ist einfacher, aber man muss mehr aufpassen.“ Bevor sie herumfahren darf, hat sie noch eine andere Aufgabe, die uns wohl in die Verzweiflung stürzen würde: Handläufe aus Messing polieren. Zum Glück hat sich hier über die Jahre was geändert, weiß Regionalleiterin Silvia Filipczuk-Reder: „Früher gab es viel mehr Messing, heute sind viele Handläufe aus Holz, das einfacher zu reinigen ist.“
Wir sind beeindruckt von der Menge an Handarbeit, die geleistet werden muss. Silvia Filipczuk-Reder berichtet von Tests mit autonomen Reinigungsmaschinen, die schnell wieder beendet wurden. Gülseren Gülel umreißt das Problem: „Eine Maschine weiß eben nicht, wo sie zweimal drüber muss, ob es wirklich sauber ist und kommt auch nicht in jede Ecke.“ Die Reinigungskräfte gehen also mit Besen und Wischmopp durch die gesamte Mall.
Centro Oberhausen: Gewa reinigt Promenade, Oase, Parkhäuser, Außengelände, Mall und die Toiletten
In unserer Schicht als Zuschauer harter Arbeit bleibt neben Parkhaus, Außengelände mit Promenade, Oase und Mall der letzte Bereich, für den die Gewa zuständig ist: die Toiletten. Hier wirbelt Vanessa Bulut und unterbricht ihre Arbeit nur ungern für uns. Auf dem Herrenklo fließt viel Wasser in und um die 14 Urinale und durch die zehn Toiletten. Seit drei Jahren macht sie den Job und ist für diese Arbeit zuständig: „Es macht Spaß“, sagt sie und muss sich wieder beeilen. Denn bis 8 Uhr muss alles beendet sein, was mit Wasser auf dem Boden zu tun hat. Dann könnten die ersten Gäste der Oase auftauchen, also teilt Vanessa Bulut die Arbeit auf: Erst das Grobe, dann die Feinarbeiten wie Spiegel putzen.
Diese Eigenverantwortung in der Zuständigkeit und eine Kontinuität im Personal, weiß Silvia Filipczuk-Reder, ist der Schlüssel zur Qualität. „Bestenfalls kommt es dazu, dass sich die Reinigungskräfte für ihren Bereich zuständig fühlen. Hier muss dann alles stimmen“, fasst sie zusammen. Gülseren Gülel ergänzt das Ziel ihrer Arbeit: „Die Gäste müssen sich wohlfühlen.“
Wir verlassen das Centro mit tiefem Respekt für die fast unsichtbare, komplexe und wichtige Arbeit der Reinigungskräfte.