Oberhausen. Für das Theater Oberhausen setzt Ingrid Gündisch den letzten Bucherfolg von Michael Ende spannend in Szene – mit ganz viel Bühnenzauber.

Fast könnte man Angst um die Kleinen haben, schließlich hatte Michael Ende mit seinem letzten Bestseller, „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“, ein wahres Weltuntergangsszenario zu Papier gebracht – und beängstigend hellsichtig vor 30 Jahren die heute drängenden Gefahren für unseren blauen Planeten aufgeschrieben. Doch Ingrid Gündisch beruhigt: „Bei uns ist es einfach ein Spiel“ – und ein großer Spaß mit jenen Spezialeffekten, die Theater für sein Publikum jeden Alters aufbieten kann. Die Premiere ihrer Inszenierung von „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ am Samstag, 18. November, im Theater Oberhausen ist bereits ausverkauft. Aber es werden noch viele Vorstellungen folgen.

In der vorigen Spielzeit hatte Ingrid Gündisch die Regie für Erich Kästners „Pünktchen und Anton“ übernommen – und dem Theater weit über die Vorweihnachtszeit hinaus einen großen Erfolg gesichert. Mit Michael Endes wortgewaltigem Zaubermärchen möchte ihr Team nun diesen Coup wiederholen. Dabei hatte die 46-jährige Regisseurin nach der Punsch-Lektüre zunächst befürchtet, es wäre „unmöglich, es ab sechs Jahren zu inszenieren“. Doch Michael Ende (1929 bis 1995) selbst hatte noch eine kindgerechte Theaterfassung entworfen, auf die sich nun auch die Oberhausener Produktion stützt.

Die Ausstellung zum Schauspiel – oder ist’s umgekehrt? Die Ludwiggalerie zeigt im Schloss Oberhausen das zeichnerische Gesamtwerk zu Michael Endes Erfolgsbüchern.
Die Ausstellung zum Schauspiel – oder ist’s umgekehrt? Die Ludwiggalerie zeigt im Schloss Oberhausen das zeichnerische Gesamtwerk zu Michael Endes Erfolgsbüchern. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Schließlich sind die tierischen Helden seiner Geschichte zwei echte Charaktertypen, die ein Publikum jeden Alters einfach gernhaben muss: Da ist der ziemlich zerzauste und griesgrämige Rabe Jakob (Simin Soraya), der mit seiner Cleverness dem gedanklich etwas trägen Kater Maurizio di Mauro (David Lau) auf die Sprünge hilft. Dieses unwahrscheinliche Dreamteam stemmt sich mit seinen schwachen Kräften gegen die satanarchäolügenialkohöllischen Pläne seiner Besitzer: des Hexenmeisters Beelzebub Irrwitzer (Philipp Quest) und dessen Tante in Gestalt der Geldhexe Tyrannja Vamperl (Anke Fonferek). Eigentlich sind sich Hexer und Hexe spinnefeind, doch müssen sich beide zusammentun, um mit etlichen Zutaten und komplizierten Zeremonien jenen „Wunschpunsch“ zu brauen, der in letzter Minute vor dem Jahreswechsel ihre sämtlichen bösen Wünsche erfüllt.

Rabe und Kater müssen nichts weniger als die Welt retten

Rabe und Kater müssen also nichts weniger als die Welt retten – und das gegen die Uhr, denn die letzten sieben Stunden des alten Jahres haben begonnen. Im Wunschpunsch-Buch ist über jedem Kapitel ein Zifferblatt mit dem „Countdown“ zu sehen – wie im Western „High Noon“. Auf der Bühne vergehen die sieben dramatischen Stunden noch rasanter in 75 Minuten. Für Ingrid Gündisch ist’s kein Rennen gegen die Apokalypse; die Wahl-Hamburgerin betont das „Hoffnungsvolle“, wie sie sagt: „Keiner ist zu klein oder zu schwach, um Gutes zu bewirken.“

Spannend macht die Theatercrew es dennoch: Die Giftküche des Hexenmeisters gestaltet Oberhausens Ausstattungsleiterin Franziska Isensee sehr modern mit dem Flair einer Industrieanlage. „Hier dürfen wir auch mal klotzen“, strahlt die Regisseurin – denn Blitz und Donner sind längst nicht alles, was der Bühnenzauber für „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ aufbieten kann. Lutz Gallmeister als Theatermusiker komponierte effektvolle Klänge für die spannendsten Momente – sekundengenau. „Manches wäre vor zehn Jahren technisch noch nicht möglich gewesen“, meint Ingrid Gündisch. „Es macht uns großen Spaß, so zu zaubern.“

Für den „Wunschpunsch“ im Großen Haus bietet das Theater Oberhausen Termine in Fülle. Karten gibt’s zu 5,50 und 8 Euro unter 0208 8578 184, per Mail an service@theater-oberhausen.de