Oberhausen. Ein Mann hat in Oberhausen reihenweise Falschparker gemeldet. Das sorgt für Ärger. Aber es gibt auch Verständnis für sein Vorgehen.
- In Oberhausen hat ein Mann 96 Falschparker binnen kurzer Zeit gemeldet
- Auch in einem anderen Stadtteil wird von einem ähnlichen Fall berichtet
- Neben Verständnis für die Anwohner gibt es auch Kritik
Unser Bericht über eine Bußgeld-Welle im Oberhausener Norden im September hat für viel Furore gesorgt. Ein unbekannter Mann hatte über Wochen Falschparker vor allem auf der Herzogstraße angezeigt, weil Fußgänger und Kinder bei ihren Gängen auf dem Gehweg behindert wurden: Die Stadt leitete 96 Verfahren ein.
Die Redaktion erhielt daraufhin etliche Zuschriften. Darunter gab es auch kritische Worte gegen die Autofahrer, die einfach auf dem Bürgersteig und damit falsch parken: Anwohnerinnen und Anwohner auf der Herzogstraße würden den Gehweg blockieren, ältere Menschen und Familien mit Kinderwagen würden schlecht durchkommen. Zudem werde das Pflaster des Bürgersteigs durch die schweren Autos beschädigt.
Das Problem betreffe insbesondere Kinder, die durch falsch parkende Autos auf die Straße ausweichen müssten, schreibt Margot Sult. „Gerade in der nun dunkler werdenden Zeit ist das eben nicht ungefährlich.“ Und weiter: „Diese Form des ,Anschwärzens’ finde ich auch nicht gut. Ein freiwilliges Miteinander wäre besser, aber eben auch unter der Berücksichtigung von Menschen, die sich tatsächlich zu Fuß oder gar mit Hilfsmitteln auf einem Bürgersteig, also Gehweg, fortbewegen.“
Kritik an Falschparker: Gehwege werden blockiert und Menschen gefährdet
Auch in den sozialen Netzwerken wird deutliche Kritik geübt. „Parken auf Geh- und Radwegen gefährdet und behindert tagtäglich Menschen, weil andere einfach viel zu faul sind, ein paar Meter zu laufen“, schreibt Sascha Beuttler auf unserer Facebook-Seite. Der Mann, der die Autofahrer anzeigt, habe vollkommen recht, kommentiert er und bekommt viel Zuspruch. „Richtig parken hätte das erspart“, schreibt ein anderer Nutzer.
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Ein Anwohner der Herzogstraße ist sogar froh, dass sich der Mann um Falschparker kümmert. „Sehr viele parken zu weit auf dem Gehweg, man kommt selbst als einzelner Fußgänger kaum vorbei, mit Kinderwagen ganz unmöglich, dazu wird zu nah an den Einmündungen der Seitenstraßen geparkt, das Einbiegen wird dadurch total erschwert.“ Er stimmt allerdings auch zu, dass Parkmöglichkeiten fehlen. Es gebe zu viele Autos.
Ähnliche Situation auf der Harkortstraße
Die Redaktion erhielt aber auch mehrere Zuschriften, die sich mit dem Mann beschäftigen, der die Falschparker so häufig anzeigte. Einige berichteten von ähnlichen Erfahrungen. Sie fühlen sich drangsaliert. So soll es an der Harkortstraße in Klosterhardt ebenfalls eine Reihe der dortigen Nachbarinnen und Nachbarn getroffen haben. Ein Anwohner meldet sich und bittet, dass sein Name nicht veröffentlicht wird – aus Angst. Er schildert, dass Nachbarn von dem Radfahrer fotografiert wurden, während sie im Auto saßen. „Das Schlimmste dabei scheint mir und den ganzen anderen Betroffenen zu sein, das die in der Stadt Zuständigen dieses Verhalten auch noch dulden und leider auch, so unser aller Gefühl, auch noch fördern.“
In der Harkortstraße sei daraufhin die Parksituation geändert worden, schreibt ein anderer Mann. Parken auf dem Gehweg sei wieder erlaubt. >>> Das sind die großen Oberhausener Baustellen im Oktober 2023
In einem anderen Fall schildert eine Frau, dass sie auf der Königshardter Straße beim Aussteigen fotografiert worden sei, weil sie falsch parkte. Sie legte gegen das wenig später eintreffende Bußgeld Widerspruch ein und hatte ihrer Aussage nach Erfolg.
Verteidigung des Vorgehens: Bußgeld noch „spottbillig“
Am Tag nach Erscheinen des Artikels meldet sich auch ein Mann, der von sich aus sagt, dass er „hin und wieder“ Falschparker melde. Bei seinem Anruf und in einer Mail verteidigt der Mann denjenigen, der 96-mal Falschparker in Oberhausen angezeigt hat. Das Handeln des Mannes sei völlig legal, legitim und diene der Verkehrssicherheit. „Weil Falschparker so uneinsichtig sind und trotz der Kenntnis der Verkehrsregeln diese Taten begehen, gibt es auch leider keine andere Möglichkeit, das Verhalten im Sinne der Verkehrssicherheit zu ändern.“
Er schreibt uns auch eine E-Mail, in der er mehrere kritische Anmerkungen zum Artikel hat – vor allem, weil er findet, dass der erste Bericht zu diesem Thema zu sehr die Sichtweise der Falschparker widerspiegelt. Man müsse schließlich bedenken, dass Fußgänger durch die falsch parkenden Autofahrer auf der Herzogstraße behindert oder gefährdet werden, dabei gebe es ausreichend Parkraum in der Nähe. „Auf dem Bild ist schon zu sehen, dass hier eben kein Platz mehr für einen Rollstuhl oder Kinderwagen auf dem Gehweg verbleibt. Falschparker zeigen keine Empathie für schwächere Verkehrsteilnehmer, noch versuchen sie, die mit dem Fehlverhalten verbundenen Probleme richtig einzuschätzen.“
Das Bußgeld – zwei Anwohnende mussten jeweils rund 600 Euro bezahlen – sei im Grunde „spottbillig“, da das Gesetz eigentlich für vorsätzlich begangene Ordnungswidrigkeiten noch viel höhere Summen vorsehe.