Oberhausen. Es ist sein einziger Auftritt im Westen in diesem Herbst. Deshalb kamen die Fans von weit her, um den italienischen Startenor zu hören.

Von allen Seiten pilgern die Menschen an diesem Abend hinauf zur Rudolf-Weber-Arena neben dem Westfield-Centro in Oberhausen. Ein Konzert mit Andrea Bocelli (65), dem italienischen Startenor, ist angesagt, das einzige in Westdeutschland in diesem Herbst. Deshalb kommen sie teil von weit her, um den blinden Weltstar zu hören.

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Mit Applaus empfängt das Publikum schon die Mitglieder des Sinfonieorchesters aus Thüringen, das Bocelli begleitet, und den großen Chor. Beide werden die mit 8500 Menschen besetzte Arena an diesem Abend auf ganz klassische musikalische Weise verzaubern: mit verträumten wie wuchtigen Streicherklängen, auf und ab wogenden Chorstimmen. Mittendrin werden sich daraus die eindrücklichen Stimmen Bocellis und seiner Solistinnen erheben.

Eine Seilbahn-Fahrt auf den Vesuv

Der Applaus brandet auf, als der blinde Künstler auf die Bühne geführt wird. Die ist anfangs in eine Videokulisse aus Feuer- und romantischem Lichtschein getaucht. Im Laufe des Abends spielt sie jeweils passende Bilder zu dem ein, was gerade gesungen wird. Sie führt die Menschen nach Italien, in dieses gleichermaßen wundervolle wie chaotische Land.

Andrea Bocelli beginnt in der erste Hälfte klassisch und endet vor den Zugaben mit moderneren Klängen. Da stimmt er mit der Strahlkraft seiner Stimme das neapolitanische Volkslied "Funiculì, Funiculà" an, mit dem er eine Angebetete im Wechselgesang mit dem Chor für eine Seilbahn-Fahrt auf den Vesuv gewinnen will.

Nur einmal in deutscher Sprache gesungen

In der Arena singt der studierte Jurist aus der Toskana (der Heimat des reinsten Italienisch) fast nur in seiner klangvollen Muttersprache, häufig gemeinsam mit der rumänischen Opernsängerin Cristina Păsăroiu. In ihrem feuerroten Kleid gibt sie aber einmal auch ein deutschsprachiges Lied zum Besten: „Meine Lippen sie küssen so heiß“ aus der Operette „Giuditta“ von Franz Lehár.

Aber sie singt und dreht sich mit Bocelli genauso im Walzerschritt, als es heißt, an die große Zeit der Belcanto-Oper im 19. Jahrhundert zu erinnern. Leider wird die Videokulisse nicht dazu genutzt, auch die Titel der Arien anzukündigen. Die Bocelli-Fans scheinen sie alle zu kennen.

Virtuose Geigerin aus Rumänien

Eine zweite Solistin aus Rumänien, die Geigerin Rusanda Panfili, gesellt sich im Laufe des Abends dazu und ergänzt den strahlenden Gesang mit ihrer virtuosen Beherrschung des Streichbogens. Bocelli selbst beeindruckt immer wieder damit, wie lange er seine Stimme ausklingen lassen kann. Das Publikum honoriert es mit viel Applaus.

Dass der Sohn eines Bauern, der zunächst Rechtsanwalt geworden ist, auch im melancholischen Liedgut zuhause ist, zeigte er bei einem Ausflug in die jüngere Vergangenheit: Kinderstar Heintje hat „Mama“ einst berühmt gemacht. Dabei ist der italienische Schlager für einen Tenor komponiert und Bocelli wie auf den Leib geschrieben.

Kurze Ansprache an das Oberhausener Publikum

Nur einmal hat sich Andrea Bocelli an diesem Abend in gesprochenen Worten an sein Publikum gewandt. Und obwohl er laut Internet fließend deutsch spricht, erklärte er auf Englisch, er sei zuletzt 1997 in Oberhausen aufgetreten: „Die Zuneigung des Publikums ist genauso hoch wie damals.“ Es sei aber nicht so einfach, bei dieser Nachrichtenlage (gemeint war wohl der Krieg in Israel) zu singen. Eine Moderation hätte auch da wieder sehr gut getan.

Nicht enden wollte die Begeisterung des Publikums bei Zugaben wie „O sole mio“ und natürlich von „Time to say Goodbye“, seinem Evergreen - der auf Italienisch viel volltönender „Con te partirò“ heißt.