Oberhausen. Die städtische Umfrage zur Oberhausener Lebensqualität liefert erschreckende Resultate. Ein Alarmsignal – allerdings urteilen die Bürger zu hart.

Dass die weltweite Multi-Krisenlage auf die Stimmung einer 210.000-Einwohner-Großstadt im Ruhrgebiet abfärbt, ist unabwendbar – und zeigt sich in der Umfrage von 2022. Dass aber so wenige Oberhausenerinnen und Oberhausener ihre Heimatstadt schätzen und lieben, ist ein lautes Alarmsignal, dass allen Verantwortlichen im Rathaus und in der Politik die Ohren schrillen sollten.

Die schlechte Beurteilung der Lebensqualität in Oberhausen lässt sich nicht mehr alleine damit erklären, dass im vorigen Jahrhundert 60.000 wertvolle Industriearbeitsplätze verloren gegangen sind und die Menschen bitter enttäuscht sind, dass Oberhausen bundesweit an wirtschaftlicher Bedeutung verloren hat.

Oberhausen: Alltagsprobleme werden nicht energisch genug gelöst

Wie auf der Bundesebene sehen die Bürger im Lokalen, dass ihre Alltagsprobleme nicht energisch genug gelöst werden: Dreck auf den Straßen, Angst vor Überfällen, Unterricht in Behelfscontainern, Leerstände von Geschäften, fehlende Dienstleistungsmentalität im Rathaus, unkoordinierte Baustellen, verwahrloste Freizeittreffs. Zu oft begegnet den Bürgern die negative Seite einer zutiefst rheinländisch geprägten Mentalität: Kann auch noch morgen erledigt werden, ist ja immer noch gut gegangen. Nein, ist es nicht.

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Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) hat nach seinem ersten Wahlsieg 2015 vieles angepackt, aber es reicht nicht. Er hat es mit seinen Teams nicht geschafft, dass Sanierungs-Fortschritte im Stadtbild, gestiegene Arbeitsplatz-Zahlen und das überbordende Angebot an lebensqualität-steigerndem Unterhaltungsspaß bei Bürgern angekommen sind.

Oberhausen ist eine der sichersten Großstädte Deutschlands

Denn tatsächlich ist das Urteil der Einwohner über ihre Heimat nicht fair – und objektiv betrachtet ungerecht. Nach allen Daten ist Oberhausen eine der sichersten Großstädte Deutschlands, hat Oberhausen eine Kultur-, Vereins- und Freizeitszene wie kaum eine andere Stadt im Ruhrgebiet, bietet unglaublich viele Einkaufsmöglichkeiten, weist ein dichtes Radwegenetz und hervorragende Sportanlagen auf.

Man kann in Oberhausen relativ günstig wohnen, in guten Restaurants speisen, man hat kurze Wege bis zum nächsten Park. Die Versorgung mit Arztpraxen, Krankenhäusern, Pflegediensten und Altenheimen ist ausgezeichnet. Schulen wurden zuletzt neu gebaut oder ertüchtigt – errichtet wird eine moderne Gesamtschule. Die Zahl der Arbeitsplätze liegt auf Rekordniveau, die mittelständische Wirtschaft mit vielen (zu) stillen Stars ist stark.

Ja, Oberhausen muss seine Ärmel noch höher krempeln und mehr arbeiten, aber zuallererst muss Oberhausen um seine Bürger werben. Denn nur wer begeistert von seiner Heimat ist, lockt auch Investoren in seine Stadt.